Eine Hüttenübernachtung in den Bergen ohne Reservierung, das war vielerorts einmal. Heute sind beliebte Hütten oft schon Monate vorher - besonders an den Wochenenden - ausgebucht. Zum Ärger vieler Bergwanderer. Auch, im Deutschen Alpenverein (DAV) Mitglied zu sein, hilft nicht, einen der begehrten Schlafplätze zu ergattern. Denn die Kapazitäten seien beschränkt und es würden weder neue Hütten gebaut noch bestehende erweitert, sagt Markus Block von der Sektion München und Oberland im DAV.
Bis 2016: Ein Viertel der Schlafplätze durfte nicht reserviert werden
Bis 2016 musste der Hüttenwirt ein Viertel der Übernachtungsplätze unreserviert lassen. Für alle, die spontan auf Tour gehen wollen. Doch weil die Nachfrage nach Übernachtungen jährlich gestiegen ist, hat der Deutsche Alpenverein diese Regelung für seine Hütten abgeschafft.
Die Ursprungsidee der Berghütten war es, Bergsteigern Schutz im alpinen Gelände zu bieten. Ihre Aufgabe als Schutzhütte nehmen die DAV-Hütten heute auch noch wahr. Ein kleines Kontingent müssen die Hüttenwirte für den Notfall zurückhalten, selbst wenn sie ausgebucht sind.
Dieses System werde aber zunehmend unterwandert, berichtet Robert Kolbitsch vom DAV. Er ist verantwortlich für die über 300 Hütten des Vereins. Es sei eine deutliche Tendenz erkennbar, dass Leute, wenn sie merken, sie haben keinen Schlafplatz, vor der Hütte stehen und warten bis es dunkel wird, um dann zu sagen, es sei eine Notfallsituation. Dass Leute diese Schutzgarantie ausnützen, sei schamlos und gehe natürlich nicht, so Kolbitsch. Außerdem werde die Sicherheit aller Bergsteiger so gefährdet, wenn durch die unangemeldeten Gäste dann im Notfall kein Platz mehr für wirklich Verunfallte sei.
DAV Hütten sind in drei Schutzkategorien eingeteilt
Alpenvereinshütten werden nach ihrer Funktion in drei Gruppen eingeteilt. Die Kategorien zwei und drei sind Hütten, die gut erreichbar sind und zum Teil das ganze Jahr über bewirtschaftet sind. Lediglich Kategorie 1, bei hochgelegenen Hütten in alpinem Gelände, die nur zu Fuß erreichbar sind, muss der Hüttenwirt in Notlagen die Wanderer unterbringen. Wie zum Beispiel auf dem Heinrich-Schwaiger-Haus, das zur Sektion München und Oberland gehört. Es liegt auf über 2.800 Metern Höhe am Großen Wiesbachhorn in der Glocknergruppe. Dort sei es so, dass der Wirt bei einem Unfall oder einer gefährlichen Wetterlage dann Matratzen hole und die Bergwanderer auf dem Boden übernachten könnten, berichtet Markus Block von der Sektion München und Oberland. "Das ist aber nur für Notfälle gedacht und hat nichts mit einem Anspruch auf einen Platz zu tun."
Angebot des DAV: "Ruhige Hütten - Patz für alle"
Ist die Wunschhütte zum Wunschzeitpunkt bereits ausgebucht, rät der Alpenverein allen, beispielsweise - wenn möglich - unter der Woche zu gehen oder eben nicht die "Modetouren". Dafür hat der DAV weniger bekannte Hütten unter einer eigenen Seite "Ruhige Hütten – Platz für alle" im Internet gelistet. Und der Bergsportverband appelliert außerdem an alle, keine Doppel- und Dreifachreservierungen vorzunehmen. Unter anderem deshalb wurden vor zehn Jahren Stornogebühren eingeführt, um die Menschen zumindest dazu zu bringen, ihre Reservierungen abzusagen, wenn sie nicht aufsteigen. Unter Last-Minute-Hüttenbett kann man auf den Seiten des DAV spontane Hüttenreservierungen machen – auch noch am Vorabend.
Dieser Artikel ist erstmals am 14. Juni 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!