Briefkästen und Zeitungsboxen an einer Hauswand (Symbolbild)
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Briefkästen und Zeitungsboxen an einer Hauswand (Symbolbild)

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Ein Notfall nebenan? Was Nachbarn beachten sollten

Aktuell läuft die dritte bundesweite Aktionswoche gegen Einsamkeit. Ein wichtiges Thema, das bei allein lebenden Menschen zu gefährlichen Situationen führen kann. Wie man einen möglichen Notfall in der Nachbarschaft erkennt – und was zu tun ist.

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Der Briefkasten quillt über, die Jalousien gehen nicht hoch, keiner reagiert auf die Türklingel: Wegen Sorgen um Nachbarn gibt es in Deutschland immer wieder Notrufe. Laut dem Deutschen Feuerwehrverband werden zwar keine Zahlen zentral erfasst, aber je nach Größe einer Kommune gebe es mehrmals pro Woche Einsätze nach Anrufen besorgter Menschen. Wie verhält man sich in so seiner Situation richtig? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Worauf sollte man in der Nachbarschaft achten?

"Wahrnehmbare Rufe und Geräusche sollten uns natürlich aufmerksam machen", sagt Frank Hachemer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands. Weitere Hinweise, die auf einen möglicherweise hilflosen Menschen in der Nachbarwohnung deuten, seien neben vollen Briefkästen Zeitungsstapel vor der Wohnungstüre, dauerhaft geschlossene Rollläden, immer brennende Lampen oder ein lange nicht bewegtes Auto.

Handelt es sich um eine ältere Person? Liegen körperliche oder geistige Einschränkungen vor? Ist die Person öfter über eine gewisse Zeit nicht erreichbar? Könnte es sich um einen Klinikaufenthalt handeln? Oder scheint jemand plötzlich verschwunden? Das sind Fragen, die helfen können, die Situation richtig einzuschätzen.

Wann sollte man Polizei oder Feuerwehr rufen?

Die meisten Experten sind sich einig: Im Zweifel sollte man lieber einmal zu oft den Notruf wählen als zu wenig. Allerdings sollte man davor, wenn möglich, nicht untätig bleiben. "Ein eigener Versuch, mit betreffenden Personen in Kontakt zu treten, sollte vorne anstehen", betont Frank Hachemer vom Deutschen Feuerwehrverband.

An der Tür klingeln, anrufen, falls möglich Angehörige oder Freunde kontaktieren – das nennt er als Optionen. Erhärte sich der Verdacht, dass ein Notfall vorliege, seien Polizei oder Rettungsdienst und Feuerwehr über den jeweiligen Notruf (110 Polizei, 112 Feuerwehr und Rettungsdienst) die richtigen Kontakte.

Wie viele Einsätze gibt es in Bayern?

Dazu liegen Bayerns Innenministerium keine Zahlen vor, wie ein Sprecher auf BR24-Anfrage mitteilt. Wer sich einsam fühlt und Hilfe benötigt, findet viele Informationen auf der Webseite des bayerischen Gesundheitsministeriums (externer Link).

Muss man bei einem Fehlalarm Kosten übernehmen?

Luisa Peitz, Referentin Recht beim Verband Haus & Grund Deutschland, erläutert: "Entscheidend ist, dass der Notruf in gutem Glauben und auf Grundlage objektiver Anhaltspunkte – wie längere Inaktivität oder ausbleibende Reaktionen – abgesetzt wurde." Die Rettungskräfte würden in solchen Fällen ihre Einsatzkosten in der Regel nicht in Rechnung stellen, "da das öffentliche Interesse an der Gefahrenabwehr überwiegt". Eine Kostenpflicht könne jedoch entstehen, wenn die Alarmierung vorsätzlich oder grob fahrlässig erfolgt sei.

Wird nach dem Notruf die auf jeden Fall Tür aufgebrochen?

Abhängig vom Einzelfall wird in der Regel zunächst eine Streife mit dem Auftrag geschickt, weitere Informationen zu ermitteln. Sie beurteilt die Lage und entscheidet mit Unterstützung durch die Leitstelle oder das Revier, ob die Tür geöffnet wird. Das Öffnen der Tür an sich übernimmt dann meist die Feuerwehr, welche die Polizei gegebenenfalls nachfordert.

Sei die Lage eher unklar, müsse im Einzelfall entschieden werden, sagt Frank Hachemer von der Feuerwehr. Beim Öffnen des Hauses oder der Wohnung werde nicht immer mit brachialer Gewalt gearbeitet. Lasse es die Lage zu, werde versucht, einen möglichst schadensarmen Zugang zu schaffen. So prüft die Feuerwehr auch, ob es eine Alternative zum Weg über die Wohnungstür gibt – etwa die offenstehende Balkontür, die über die Feuerwehrleiter erreicht werden kann.

Luisa Peitz vom Verband Haus & Grund erklärt: "Eine Türöffnung ist gerechtfertigt, wenn Gefahr im Verzug ist, also eine unmittelbare Gefahr für Leib, Leben oder bedeutende Sachwerte besteht und ein sofortiges Eingreifen erforderlich ist." Werde die Wohnungstür einer Mietwohnung bei einem Einsatz von Rettungskräften oder Feuerwehr beschädigt oder zerstört, sei grundsätzlich der Vermieter für die Instandsetzung oder den Austausch verantwortlich. Peitz empfiehlt Mietern daher, bei längerer Abwesenheit eine Vertrauensperson zu benennen, die im Notfall kontaktiert werden können.

Wie lassen sich gefährliche Situationen verhindern?

Ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn, regelmäßige Besuche, täglicher Kontakt mit einem Pflegedienst, möglicherweise ein Hausnotruf am Arm oder als Halskette – wer alleine lebt, kann das Risiko für gefährliche Situationen minimieren.

Mit Informationen von epd.

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