Die Polizei führt immer häufiger Motorradkontrollen durch.
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Eine der Hauptverstöße bei Polizei-Motorradkontrollen: Zu wenig Profil auf den Rädern.

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Sinnvoll oder Schikane: Was bringen Polizei-Motorradkontrollen?

Motorradfahren wird immer beliebter - das zeigt die große Ausfahrt am 1. Mai in Nürnberg. Wegen der vielen Unfälle häufen sich allerdings auch die Polizei-Kontrollen. Hier entdecken die Beamten nicht selten Sicherheitslücken.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Im vergangenen Jahr sind in Bayern mehr als 100 Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Eine zu hohe Zahl für die Polizei. Die führt deshalb seit mehreren Jahren vermehrt Motorradkontrollen in Bayern durch – und will so die Biker sensibilisieren.

30.000 Biker bei Treffen in Nürnberg

Dass Motorradfahrer gefährlich leben, weiß man auch auf dem Bikertreffen in Nürnberg. Zu der großen jährlichen Ausfahrt am 1. Mai kamen in diesem Jahr knapp 30.000 Motorradfahrer.

Das Treffen existiert seit den 70er-Jahren. "Es ist immer friedlich hier. Die Stimmung ist ausgelassen. Jeder freut sich auf die kommende Motorradsaison", weiß Michael Petzold, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Viel kontrolliert wird hier am 1. Mai nicht. Trotzdem hat der ein oder andere schon Erfahrungen damit gemacht: "Das letzte Mal war ich mit meiner Ducati bei einer Kontrolle. Die ist halt ein bisschen lauter, aber serienmäßig. Und dann passiert ja auch nichts", so ein Biker.

Mehr Motorradkontrollen in den vergangenen Jahren

In den vergangenen Jahren häuften sich nach Angaben der Polizei die Motorradkontrollen. In Mittelfranken hat sich 2018 sogar extra eine Polizei-Motorrad-Kontrollgruppe gegründet. Der Grund: Prävention und Unfälle verhindern. 2024 ereigneten sich in Bayern mehr als 8.000 Motorradunfälle. Dabei kamen 104 Menschen ums Leben.

Die Beamten der mittelfränkischen Polizei-Motorrad-Kontrollgruppe sind alle selbst Biker. Ihr Ziel: Kommunikation auf Augenhöhe, keine Schikane. Oft finden die Kontrollen an beliebten, kurvenreichen Strecken statt wie beispielsweise im mittelfränkischen Solnhofen im Altmühltal.

Große Polizeikontrolle an einem Sonntag

Sonntags um 10 Uhr: Die Polizisten schlagen an einem in der Kurve gelegenen Parkplatz ihr Lager auf, inklusive Pavillon und Bierzeltgarnitur. Sie winken die ersten Motorradfahrer in die Kontrollstelle. Ein paar genaue Blicke reichen den Beamten aus, um mögliche Sicherheitslücken aufzudecken. "Wir sind ja selbst alle Motorradfahrer. Und die Erfahrung macht auch viel aus. Irgendwann weiß man, worauf man schauen muss", erklärt Oberkommissar Krul.

Im Video: Sind Motorradkontrollen sinnvoll oder Schikane?

Motorradkontrolle, Polizist (Bildmontage für BR24 vor Ort)
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Sind Motorradkontrollen sinnvoll oder Schikane?

Zu wenig Profil, fehlende Spiegel, falsche Kennzeichenhalterung

Die häufigsten Verstöße bei Kontrollen: Zu wenig Profil auf den Reifen, fehlende Spiegel oder falsche Kennzeichenhalterung. Bislang läuft in Solnhofen alles friedlich ab. Die Motorradfahrer zeigen Verständnis für die Kontrollen, die Stimmung ist locker. Nach einigen Stunden kommt eine große Gruppe mit etwa 20 Motocrossfahrern in die Kontrollstelle. "Jetzt haben wir einiges zu kontrollieren. Da gibt's sicher die ein oder andere Sache, die nicht ganz passt", weiß Krul.

Kommunikation auf Augenhöhe

Die fünf Beamten starten mit ihren Kontrollen, kommen mit den Geländefahrern ins Gespräch. Dann entdeckt Krul an einem Motocross gleich mehrere Auffälligkeiten: "Der Herr hat für seine Offroad-Tour ein paar Teile von seinem Motorrad entfernt. Es fehlt unter anderem ein Spiegel", erklärt Krul. "Außerdem hat er kein amtliches Kennzeichen dran. Das stellt den Verdacht des Kennzeichen-Missbrauchs dar", fügt sein Kollege, Polizeikommissar Minnameyer, an.

Der Mann erklärt, dass er die Spiegel sowie das richtige Kennzeichen entfernt habe, um die Teile bei seiner Geländetour nicht kaputt zu machen. Er sieht die Verstöße ein, die Kommunikation läuft rund, hin und wieder werden auch Späße gemacht. Trotzdem: Im Falle des fehlenden Spiegels erwartet den Motocrossfahrer ein Bußgeld im niedrigen zweistelligen Bereich. Wegen des nicht-angebrachten amtlichen Kennzeichens ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.

Das Fazit der Kontrollen? "Alles friedlich abgelaufen. Wir wollen den Motorradfahrern ja auch nichts Böses. Es geht ja auch um das Miteinander und dass man auch auf andere schaut", so Krul.

Dieser Artikel ist erstmals am 13. Juni 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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