Frachtschiffe in der Straße von Hormus
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Frachtschiffe in der Straße von Hormus

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Seestraße von Hormus - wie der Iran den Welthandel bedroht

Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat auch wirtschaftliche Folgen. So hat der Ölpreis deutlich angezogen, was auch Autofahrer in Bayern an der Tankstelle zu spüren bekommen. Ein Grund: Der Iran bedroht eine der wichtigsten Seehandels-Routen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Knapp ein Fünftel des weltweit gehandelten Erdöls und große Mengen Flüssiggas werden jeden Tag von ganzen Tanker-Flotten durch ein Nadelöhr transportiert: Die Straße von Hormus ist an ihrer engsten Stelle gerade einmal 40 Kilometer breit. Auf der einen Seite der Meerenge liegt die arabische Halbinsel mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Oman, auf der anderen der Iran.

Iran droht Sperrung der Straße von Hormus

Immer wieder hat die Regierung in Teheran in den vergangenen Jahren damit gedroht, diese wichtige Schifffahrtsroute im Konfliktfall mit militärischen Mitteln komplett zu sperren, zum Beispiel durch Seeminen. In die Tat umgesetzt wurden diese Drohungen zwar noch nie, aber sie sorgten jedes Mal für Verwerfungen und Preissprünge am Rohölmarkt.

Allein seit dem vergangenen Freitag und damit dem Beginn der Luftangriffe Israels auf Ziele im Iran ist der Preis für Rohöl am Weltmarkt um rund 10 Prozent gestiegen.

Auch Bayern von Israel-Iran-Krieg indirekt betroffen

Das hat auch Auswirkungen auf die Verbraucher und die Industrie in Bayern. Für sie wird Energie tendenziell teurer, egal ob an der Tankstelle oder beim Einkauf von Heizöl.

Und das, obwohl der Freistaat kaum Öl oder Gas aus Ländern rund um das Krisengebiet bezieht, wie Bertram Brossardt gegenüber dem BR betont, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) (externer Link): "Die unmittelbare Abhängigkeit Bayerns bei Energieimporten aus der Region ist gering. Im Wesentlichen importiert Bayern Erdöl und Erdgas aus Kasachstan, Libyen und den USA. Aber die Weltmarktpreise wären insgesamt von massiven Preissteigerungen betroffen." Das könnte auch die allgemeine Inflation wieder deutlich anziehen lassen.

Straße von Hormus: Nadelöhr ohne Alternativen

Wie wichtig die Straße von Hormus für den Welthandel ist, das zeigt ein Blick auf die Landkarte. Mit Staaten wie Bahrain, Katar, Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind einige der wichtigsten Produzenten von Öl und Flüssiggas darauf angewiesen, dass Schiffe von ihren Häfen sicher und reibungslos durch die Meerenge in den Indischen Ozean navigieren können.

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Die Straße von Hormus zwischen der arabischen Halbinsel und dem Iran.

So schreibt die deutsche Außenhandelsagentur GTAI in einer Studie, die Ölförderer vor Ort seien auf den Seeweg angewiesen. Zwar gebe es auch Pipelines über Land. Doch diese haben nur einen Bruchteil der Kapazität der großen Seehäfen der Region. Internationale Reedereien beobachten die Entwicklung vor Ort genau.

So heißt es beim deutschen Branchenriesen Hapag-Lloyd, auch wenn es derzeit noch keine konkrete Bedrohung gebe, könne sich die Lage rund um die Straße von Hormus sehr schnell zuspitzen.

Folgen einer möglichen Blockade schwer zu berechnen

Sollte der Konflikt zwischen Israel und dem Iran weiter eskalieren, wären Folgen wie höhere Preise wohl auch in Bayern zu spüren. Wobei man bei der vbw einräumt, dass sich die konkreten Auswirkungen schwer voraussagen lassen. "Die wirtschaftlichen Folgen einer länger anhaltenden Sperrung der Straße von Hormus lassen sich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht quantifizieren, sie wären aber massiv – sowohl für die Weltwirtschaft als auch für Deutschland und Bayern", so Brossardt.

Insbesondere die Preise für die beiden Energierohstoffe Erdöl und LNG würden dann wohl stark ansteigen und in der Folge auch die Inflation wieder anheizen. Dies könnte zu wieder steigenden Zinsen, einem Rückgang der Industrieproduktion und des Konsums sowie zu weniger Investitionen führen.

Mögliche Konsequenz: Die wirtschaftliche Erholung Bayerns nach den Krisen der vergangenen Jahre könnte sich noch einmal verzögern.

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