Kaum ist man auf sommerliche Temperaturen eingestellt, kommt (oft) die Ernüchterung. Es wird deutlich kühler. Wenn es im Frühsommer zu einem Kälteeinbruch kommt, spricht man von der sogenannten Schafskälte. Auch wenn das Wetter zurzeit vielerorts regnerisch ist und gar Unwetter erwartet werden, ein drastischer Temperatursturz ist momentan noch nicht in Sicht, so die BR Wettervorhersage. Zwar beginnt die Zeit der Schafskälte am 4. Juni und dauert bis zum 20. Juni, Höhepunkt ist aber um den 11. Juni herum. Wer weiß also, was der Frühsommer noch bringt.
Schafskälte: regelmäßig wiederkehrende Wettersingularität
Die Wetterkunde beschränkte sich lange Zeit auf das Beobachten und Erklären von Witterungserscheinungen. Das Wetter hatte gerade für Bauern schon immer eine existenzielle Bedeutung. Deshalb haben gerade sie es genau beobachtet und Regelmäßigkeiten im Wetterablauf festgestellt. Bestimmte Witterungsereignisse treten als wiederkehrendes Ereignis relativ regelmäßig ein. Beispiele sind die Eisheiligen und die Schafskälte, die als Wettersingularität einmal im Jahr vorkommen.
Für Meteorologen ist die Schafskälte kein ungewöhnliches Phänomen, sondern eine statistische Beobachtung. Die Wetterlage trat zumindest in der Vergangenheit mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit ein. Ob das aufgrund des Klimawandels auch so bleiben wird, wird sich zeigen. "Definiert man für die Schafskälte den Zeitraum 10. bis 12. Juni, so liegt die Wahrscheinlichkeit für eine unterdurchschnittliche Lufttemperatur bei etwa 80 Prozent, für eine überdurchschnittliche Niederschlagsaktivität bei rund 55 Prozent", so der Deutsche Wetterdienst (DWD) (externer Link).
Daten alter Bauernregeln durch die Kalenderreform verändert
Verkompliziert wird die überlieferte Terminierung diverser Bauernregeln und Wetterphänomene durch die Gregorianische Kalenderreform, in deren Folge 1582 zehn Tage aus dem Kalender gestrichen wurden, da der bis dahin gültige Julianische Kalender nicht mehr genau genug war. Der Tag der "Kalten Sophie" (15. Mai) zum Beispiel lag vor der Reform auf dem Tag, der heute dem 22. Mai entspricht. Oft ist es allerdings im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar, ob eine kalenderbezogene Bauernregel vor oder nach Einführung des Gregorianischen Kalenders entstanden ist.
Warum heißt es "Schafskälte"?
Der Name Schafskälte hängt mit der Schafschur zusammen. Ab Mitte Mai bis Anfang Juni werden die Schafe in der Regel geschoren. Und da es häufiger im Juni noch zu einem Kälteeinbruch kommt, frieren die Tiere.
Wie entsteht die Schafskälte?
Das Phänomen der Schafskälte erklärt sich durch die unterschiedlich rasche Erwärmung von Land und Wasser. Die Landmassen heizen sich mit steigender Sonneneinstrahlung und Temperatur schneller auf als die Wassermassen, die sich langsamer erwärmen und noch relativ kalt sind. Dreht sich der Wind auf Nordwest, kommen entsprechend kühle Luftmassen und die Temperaturen brechen ein.
Dieser Artikel ist erstmals am 12.06.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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