Ein Fahrgast wartet am Bahnsteig auf die S-Bahn in München.
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Die Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn ist in neue Verspätungsrekorde abgestürzt.

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Warum die Münchner S-Bahn so unpünktlich wie noch nie ist

Die Münchner S-Bahn war noch nie so viel verspätet wie derzeit. Auf Anfrage erklärt die Bahn, das liege an Langsamfahrstellen, Infrastrukturproblemen und einer hohen Baustellendichte. Die gute Nachricht: Es soll besser werden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In den Sommermonaten ist die Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn auf neue Tiefstwerte gesunken, und das nach einem Verspätungsrekord im vergangenen Jahr. Das geht aus der Aufstellung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft BEG vor, die dem BR vorliegt. Demnach liegt die Pünktlichkeit einiger Linien nur noch knapp über 70 Prozent.

Die Bahn erklärt die Rekordunpünktlichkeit damit, dass sie auf einer veralteten Infrastruktur derzeit besonders viele Langsamfahrstellen und Infrastrukturstörungen habe. Zudem gebe es eine hohe Dichte an Baustellen. Derzeit verzeichne das Netz in der Metropolregion München - inklusive dem angrenzenden Voralpenland - rund 40 Prozent mehr Baustellen als noch im Jahr 2023, so ein Bahnsprecher auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Über die erneut gesunkene Pünktlichkeit bei den S-Bahnen hatte zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt).

Gleicher Konzern, verschiedenen Interessen

Für die Infrastruktur und auch die Baustellen ist die DB InfraGo AG zuständig, die massiv in der Kritik steht: "Das Problem ist, dass Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahninfrastrukturunternehmen gegeneinander arbeiten, obwohl sie zum gleichen Konzern gehören", sagt Marco Kragulji aus Brannenburg, der neue Vorsitzende von Pro Bahn Bayern im BR-Interview. Er meint damit Unternehmen wie die S-Bahn-München im DB Konzern und die Bayerische Regiobahn (BRB), die als Privatbahn Kunden der DB InfraGo sind. Von der hängen sie ab, weil sie deren Anlagen benutzen und von deren Baustellenplanung und daraus resultierendem Fahrplan abhängen. Dazu gehörten Extremfälle, wo kurz vor Beginn einer Baustelle noch kein Fahrplan vorliege.

In der ersten Jahreshälfte sei die Pünktlichkeit noch besser gewesen. Hier hätten sich Effekte bemerkbar gemacht wie das neue Elektronische Stellwerk am Ostbahnhof oder der Verlauf der S7, die nicht mehr über die Münchner Stammstrecke führt.

S-Bahn am unpünktlichsten zwischen Wolfratshausen und Pasing

Die S7 Wolfratshausen – Pasing ist inzwischen die Strecke mit den schlechtesten Pünktlichkeitswerten, das sei vor allem den Langsamfahrstellen geschuldet. Die BEG teilte mit, die Pünktlichkeitswerte für den November wiesen eine leichte Verbesserung auf, allerdings liegen sie noch nicht komplett vor.

Die BEG dränge in regelmäßigen Gesprächen der DB InfraGO auf eine schnellstmögliche Behebung der Infrastrukturprobleme und lasse sich regelmäßig über den Sachstand unterrichten. Die BEG erwartet von der DB InfraGO, dass die notwendigen Ressourcen für die erforderlichen Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten schnellstmöglich zur Verfügung gestellt werden. So sollen Einschränkungen im Bahnverkehr und die Folgen für die Fahrgäste so gering wie möglich bleiben.

Die Bahn ließ erklären, sie arbeite "mit aller Kraft daran", die S-Bahn "Stück für Stück robuster zu machen – insbesondere auf den besonders betroffenen Strecken". Hierfür habe die S-Bahn mit DB InfraGO kurzfristig mehrere große Baumaßnahmen im Herbst eingetaktet, um Langsamfahrstellen zu reduzieren bzw. zu verhindern. "Wir erwarten, dass sich nach Abschluss dieser Bauarbeiten der Betrieb stabilisiert." Das wünschen sich auch die rund 900.000 Fahrgäste der S-Bahn München sehnlichst.

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