💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬
Wenn ein Gebäude abgerissen wird, fallen Bauabfälle an. Der Bausektor sei der Bereich mit den mit Abstand größten Abfallmengen, sowohl in Bayern, als auch bundesweit, teilt ein Sprecher des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) auf BR24-Anfrage mit.
Neben Gips, Steinen oder Holz gehört dazu auch Bauschutt wie Beton, Ziegel oder Fliesen. Dieser muss nicht zwangsläufig entsorgt werden. Einige solcher mineralischen Baustoffe können wiederaufbereitet werden. Das schont Ressourcen.
In der Kommentarspalte bei BR24 hat kürzlich Nutzerin "Lotta11" nach mehr Informationen zum Thema Recycling gebeten, weil es eine "wirklich nachhaltige" Lösung sein könnte. In dem betreffenden Artikel wurde Bauschutt-Recycling angesprochen.
Welches Potenzial steckt im Bauschutt-Recycling? Und wie viel davon wird auch genutzt?
Bayern: 10,5 Millionen Tonnen Bauschutt im Jahr
In Bayern fallen etwa 10,5 Millionen Tonnen Bauschutt im Jahr an, sagt Bernhard Kling, Geschäftsführer des Bayerischen Industrieverbands Baustoffe, Steine und Erden (BIV) im Gespräch mit BR24. Davon würden rund sieben Millionen Tonnen recycelt, also etwa 70 Prozent.
Es handele sich dabei um das Material, das sowohl technisch als auch aus Umweltgesichtspunkten für das Recycling geeignet sei. Wichtig sei etwa, dass keine Giftstoffe im Material enthalten seien. "Besonders bei alten Gebäuden sind die Standards möglicherweise noch andere gewesen", sagt Kling. So könne Bauschutt, der zum Beispiel Spuren von Asbest enthalte, nicht recycelt werden.
Bundesweit sieht die Lage so aus: Gemäß der aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2022 sind etwa 86 Prozent des anfallenden Bauschutts recycelt worden, so ein Sprecher des Bundesverbands Mineralische Rohstoffe (MIRO) auf Anfrage.
Geht da mehr? "Man müsste ganze Städte abreißen"
Die Bauwirtschaft in Bayern würde etwa 120 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe pro Jahr benötigen, sagt Kling. "Wenn man diesen Bedarf alleine durch Recycling-Bauschutt decken wollte, müsste man ganze Städte abreißen." Anders ausgedrückt: Das Recycling werde nie die Rohstoffgewinnung ersetzen können. Aktuell decke man in Bayern etwa elf Prozent des Gesamtbedarfs an Rohstoffen ab. Möglicherweise könne man diesen Wert noch um ein paar Prozentpunkte steigern, viel mehr gehe da aber nicht mehr, so Kling.
Um das Potenzial von Recycling-Baustoffen besser auszuschöpfen, habe die Bayerische Staatsregierung im März 2022 ein Maßnahmenpaket beschlossen und unter anderem eine Recyclingbaustoff-Allianz gegründet, so ein Sprecher des LfU. Ziel sei es, Akzeptanz und Einsatz von Recycling-Baustoffen zu steigern.
Bauschutt eignet sich etwa für Straßenbau oder Beton-Erzeugung
Bauschutt-Recycling sei auf jeden Fall wichtig. "Wir streben eine Kreislaufwirtschaft an", so Kling. "Die Stoffe, die recycelt werden können, sollen es auch werden." Wichtig sei, dass Bauabfälle voneinander getrennt werden würden. Dann könnte etwa Bauschutt auch gut wiederaufbereitet werden.
Recycelter Bauschutt werde zum Beispiel häufig im Straßenbau zur Untergrundstabilisierung oder im Garten- und Landschaftsbau verwendet, so der MIRO-Sprecher. Man könne damit auch Beton erzeugen, der zum Beispiel beim Bauen von Gebäuden verwendet werden kann. Dort seien die Anforderungen an das Material aber hoch. So dürfe Recycling-Beton – je nach Anwendungsgebiet – gemäß der Richtlinien nur einen Anteil von maximal 45 Prozent an Recycling-Material beinhalten.
Problem: Häufig Widerstand gegen Recycling-Anlagen
Zwar könnte Bauschutt auf Baustellen in mobilen Recycling-Anlagen in einer Art Mühle kleingemacht und wieder aufbereitet werden, die besseren Ergebnisse würden aber stationäre große Anlagen erzielen, sagt Kling. Bei Kleinen gebe es keine sortenreine Sortierung, sondern man erhalte ein Gemisch.
Ein Problem bei stationären Anlagen sei, dass diese viel Lärm und Staub mit sich brächten. Teils könnten sie nicht gebaut werden, weil sich Anrainer beschweren und Widerstand üben. "Es ist schwer, eine Genehmigung für den Bau einer solchen Anlage zu erhalten", sagt Kling.
Generell sei es aber beim Verwenden von Recycling-Baustoffen wichtig, dass die Transportstrecken möglichst klein gehalten werden. Gesteinskörnungen würden sehr hohe Transportkosten verursachen, so der MIRO-Sprecher.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!