Nur wer sich weit oben und in abgelegenen Stellen im Gebirge bewegt, hat eine Biwakschachtel schon mal gesehen: Es sind kleine Hütten, meist aus Metall oder Holz. Sie sind für Notfälle gedacht oder für lange alpine Touren, die nicht an einem Tag möglich sind. Nutzen darf sie jede und jeder, der in den Bergen unterwegs ist.
Höchste Biwakschachtel Bayerns auf 2.684 Meter Höhe
Carolin Kalkbrenner ist beim Alpenverein der Sektion München für Hütten und Wege zuständig. Dazu gehört auch die auf 2.684 Meter Höhe gelegene Biwakschachtel zwischen der Zugspitze und dem Hochblassen. Sie ist für diejenigen als Unterschlupf gedacht, die den Jubiläumsgrat zwischen den beiden Gipfeln machen wollen, ihn aber nicht in einem Tag schaffen.
Generell sei sie aber eine Notunterkunft, sagt Kalkbrenner. "Eine Biwakschachtel kann man weder buchen noch reservieren." Wie viele dort übernachten, weiß Kalkbrenner deshalb nicht. "Wir können es nur an den Gebühren sehen, die eingezahlt werden. Fünf Euro kostet eine Nacht. Im vergangenen Jahr waren es ungefähr 60 Übernachtungsgäste." Allerdings hat Kalkbrenner das Gefühl, dass nicht jeder Gast zahlt und es mehr Übernachtungen sind.
In den bayerischen Alpen gibt es vier Biwakschachteln
Der DAV betreut alpenweit insgesamt 15 Biwakschachteln. In Bayern gibt es – neben der Biwakschachtel im Zugspitzgebiet und dem Karl-Schuster-Biwak im Karwendel – noch das Wildalm-Biwak zwischen Hochkönig und Steinernem Meer und die Biwakschachtel in der Watzmann-Ostwand.
Letztere hat eine lange Geschichte. Berti Kastner ist 91 Jahre alt und Mitglied der Bergwacht Berchtesgaden. Er erinnert sich: "Schon vor dem Krieg, in den 1930er-Jahren, gab es in schwierigen Felswänden der Alpen vereinzelt, speziell in Italien und Südtirol, Biwakschachteln. Und als 1922 ein schweres Drama in der Watzmann-Ostwand war, da kam man drauf, dass man in so einer hohen Wand auch eine haben müsste."
Biwakschachteln: Schutz auf langen alpinen Touren
Damals, am 18. Juni 1922, starben fünf Bergsteiger bei der Durchsteigung der Ostwand. Sie kamen bei hochsommerlichen Temperaturen in einen Wettersturz und dann in den Schneesturm. Es gehört bis heute zu den schlimmsten Bergunglücken in den Ostalpen. Seit 1951 steht dort nun eine Biwakschachtel.
Bis heute sind Biwakschachteln eigentlich für Notfälle gedacht. Peter Anzenberger ist Bergführer und bei der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen aktiv. Er beobachtet: "Wir bei der Bergwacht merken, dass die Leute mittlerweile oft bewusst biwakieren. Die nehmen dann auch mehr Gepäck mit, weil sie die Übernachtung planen. Das bedeutet, sie haben ein schweres Gepäck und das erschwert dann auch eine lange Tour." Das sei aber nicht Sinn einer Biwakschachtel.
Ein Biwak solle bei einer Tour nicht bewusst eingeplant werden, etwa wie eine Hüttenübernachtung, sondern eine Notunterkunft bleiben, sagt Peter Anzenberger. "Eine Tour sollte so vorbereitet sein, dass man sie schafft, ohne zu biwakieren".
Dieser Artikel ist erstmals am 22. Juni 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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