Handwerker Martin P. vor seinem Kleinlaster
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Martin P. (57) soll am Mittwoch seinen Vater erschossen sowie seine Mutter und Tochter verletzt haben

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Brand, Tote, Wiesn-Sperrung: Vaterschaftsstreit als Motiv?

Er verletzte seine Mutter und seine Tochter, tötete wohl seinen Vater und sich selbst: Martin P. aus Starnberg. Akten, die dem BR vorliegen, geben Einblick in einen Familienstreit, der am Mittwoch auch das Oktoberfest zeitweise lahmlegte.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Martin P. beschäftigt seit 2022 Münchener Behörden. Damals wandte sich der Handwerker aus Starnberg an das Amtsgericht München. Der Grund: Er wollte die Vaterschaft für die damals minderjährige Tochter aberkennen lassen. Martin P. war überzeugt, dass nicht er, sondern sein eigener Vater der biologische Vater der heute 21-Jährigen sei.

Am Mittwoch hatte P. nach Erkenntnissen der Polizei sein Elternhaus im Münchner Norden betreten, den Vater (90) tödlich mit einer Schusswaffe verletzt und das Haus mit Brandfallen versehen. Auch Mutter (81) und Tochter (21) trugen Verletzungen davon.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bezeichnete die Tat als "unbegreiflich".

Streit um Vaterschaft vor mehreren Gerichten

Der Streit, den Martin P. im Januar 2022 begann, zog sich über mehrere Jahre und Instanzen. Details sind zusammengetragen in einer Petition, die er 2023 an den Bayerischen Landtag überreichte. Darin finden sich alle Gerichtsentscheidungen und Gutachten sowie eine Einlassung P.s. BR Recherche konnte diese Akten auswerten. Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin Focus darüber berichtet [externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt].

Aus den mehr als 200 Seiten geht hervor, dass der heute 57-Jährige vehement versuchte, die Vaterschaft aberkennen zu lassen. Personen, die zu dieser Zeit mit ihm zu tun hatten und nur unter Zusicherung ihrer Anonymität mit dem BR sprechen wollten, beschreiben den Handwerker als "frei von Aggressionen", jedoch auch als "unbelehrbar" und "sehr verbissen". Seine Erfahrungen mit den Behörden hätten ihn zu einem "Verschwörungstheoretiker" gemacht, er habe überall eine Verschwörung gegen sich gesehen, sagt eine der Personen.

DNA-Analyse eindeutig: P. biologischer Vater

Im Rechtsstreit um die Vaterschaft hatte ein Gutachten festgestellt, dass es sich bei Martin P. um den biologischen Vater der heute 21-jährigen Frau handelt. Das Gutachten kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der Großvater als biologischer Vater auszuschließen sei. P. ging gegen das erste Urteil in Berufung, unterlag später auch vor dem Oberlandesgericht.

Später erstattete er Anzeige gegen das Labor der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität, das die DNA-Analysen erstellt hatte. Er warf dem Labor vor, das Gutachten umgeschrieben zu haben.

Korruptionsvorwürfe gegen Labor und Justiz

Auch gegen einen Staatsanwalt erstattete er Anzeige und bezichtigte beteiligte Polizeibehörden der angeblichen Korruption. Diese Vorwürfe konnte P. nicht belegen.

Im Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags schien P. eine Hoffnung zu sehen. Er schrieb von "strukturierter Korruption" an der LMU München. Teile der Justiz und Polizei seien "daran beteiligt und verhindern eine Aufdeckung des Betrugs/der Fälschung".

An den Ausschuss können sich Bürger wenden, die sich von Landesbehörden falsch behandelt fühlen. Der Ausschuss fordert Stellungnahmen von Behörden und Ministerien an und prüft die Beleglage.

Martin P. sprach auch im Landtag vor. Nach BR-Informationen prüfte der Ausschuss seine Petition, konnte jedoch weder Fehlverhalten noch rechtswidrigen Abläufe durch die Behörden feststellen. Der Fall galt als erledigt.

Damit endete für Martin P. im März 2024 der Rechtsweg.

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