Im Freistaat gibt es laut Daten des Bayerischen Gemeindetags rund 800 ehrenamtliche und 1.230 hauptamtliche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Der Trend bei Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern geht klar zum Hauptamt. Unter 2.000 Einwohnern waren laut Gemeindetag aber noch deutlich mehr ehrenamtliche als hauptamtliche erste Bürgermeister im Amt. Drei Beispiele.
Beispiel 1: Nach 24 Jahren ein hauptamtlicher Bürgermeister
Pfaffenhofen an der Glonn im Landkreis Dachau hat gut 2.300 Einwohner. Helmut Zech ist seit 24 Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister. Er macht es aus Überzeugung. Oft arbeitet der 57-Jährige sieben Tage die Woche, bis zu elf Stunden am Tag. "Das macht man nicht fürs Geld", sagt Zech. Der gelernte Maurer musste seinen Hauptberuf ruhen lassen. Als ehrenamtlicher Bürgermeister bekommt er eine Aufwandsentschädigung: 3.600 Euro netto. Als hauptamtlicher Bürgermeister sind die Bezüge und die Altersversorgung höher.
Im kommenden Jahr tritt Zech nicht mehr an. "Es wird Zeit für einen Neuen", sagt er. Sein Nachfolger darf hauptamtlich arbeiten. Das hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen. Der amtierende ehrenamtliche Bürgermeister findet das richtig: "Das Arbeitsumfeld ist so umfangreich, das ist mit 20 Stunden mit Sicherheit nicht zufriedenstellend zu machen."
Bürgermeister Zech: "Ein sozial geführtes Wirtschaftsunternehmen"
Das Haushaltsvolumen der Gemeinde ist im Laufe der Jahre von drei auf fast 20 Millionen Euro gestiegen. Die Gemeinde hat fast 40 Angestellte. Verwaltung, sozialer Wohnungsbau, Gespräche mit Bürgern, Abfallentsorgung, Kita, erneuerbare Energie wie Photovoltaik- und Windkraftanlagen: Pfaffenhofen an der Glonn sei inzwischen ein sozial geführtes Wirtschaftsunternehmen, sagt Zech. Schon vor sechs Jahren hat er angefangen, nach potenziellen Nachfolgern für sich zu suchen. Viele hätten abgewinkt, wollten ihren Job nicht aufgeben, berichtet er. Inzwischen gibt es zwei Kandidaten.
Beispiel 2: Gemeinde erst gegen hauptamtlichen Bürgermeister
Ortswechsel: Egling an der Paar im Landkreis Landsberg am Lech mit rund 2.400 Einwohnern. Bürgermeister Ferdinand Holzer ist seit elf Jahren ehrenamtlich tätig, würde gerne hauptamtlich arbeiten. Aber der Gemeinderat hat sich dagegen entschieden. Ein hauptamtlicher Bürgermeister ist für eine Gemeinde teurer. Der hauptberufliche Finanzberater ist enttäuscht. Egling sei eine kleine Gemeinde mit vielen Aufgaben. Er lasse viel Netzwerkarbeit sein, weil er keine Zeit dafür habe. Auch mache er keine Fortbildungen – die Zeit fehle. Kein hauptamtlicher Bürgermeister - "das schadet tatsächlich der Gemeinde mehr, als es nutzt", sagt der 52-Jährige.
Dann die Rolle rückwärts: In einer Sondersitzung hat der Gemeinderat von Egling jetzt doch knapp für einen zukünftigen hauptamtlichen Bürgermeister gestimmt. Wirklich glücklich ist der amtierende Bürgermeister damit nicht. Er habe sich mehr Einigkeit gewünscht, sagte er BR24. Ferdinand Holzer tritt 2026 erneut zur Wahl an.
Beispiel 3: Vom hauptamtlichen zum ehrenamtlichen Bürgermeister
Anders läuft es im oberbayerischen Mörnsheim im Altmühltal. Die 1.600 Einwohner große Gemeinde hatte bisher einen hauptamtlichen und bald einen ehrenamtlichen Bürgermeister. Ungewöhnlich: Richard Mittl ist Bürgermeister und zugleich Kämmerer und Geschäftsführer seiner Gemeinde.
Der 62-Jährige gibt alle Ämter im kommenden Jahr ab. Sein Nachfolger als Bürgermeister muss aber nicht alles übernehmen. Deswegen soll er ehrenamtlich arbeiten. "Ein Halbtagsjob sollte genügen", sagt Mittl. Dazu kämen natürlich noch Termine, Sitzungen am Abend und an Wochenenden. "Aber ohne Verwaltungsarbeit geht das."
Bayerischer Gemeindetag: Beide Formen wichtig
Ob ehrenamtlich oder hauptamtlich: Das können die bayerischen Gemeinden unter 5.000 Einwohnern selbst entscheiden. Der Bayerische Gemeinderat steht zu beiden Varianten, sagt Sprecher Matthias Simon. Entscheidend dabei sind das Anforderungsprofil und die Einwohnerzahl.
Die Idee beim ehrenamtlichen Bürgermeister: Man will keine Berufsgruppen ausschließen. Zum Beispiel Landwirte, die als Bürgermeister arbeiten würden, aber zugleich meist ihren Hauptberuf behalten wollen. Und: Nicht immer verdient ein hauptamtlicher Bürgermeister so viel, dass das Amt attraktiv ist, so der Bayerische Gemeindetag. Ein Bürgermeister einer Gemeinde mit bis zu 2.000 Einwohnern ist in der Besoldungsgruppe A13 eingestuft und erhält ein Grundgehalt von rund 6.000 Euro.
90 Tage vor Kommunalwahl müssen sich Gemeinden festlegen
Die Zeit drängt: Am 8. März kommenden Jahres ist Kommunalwahl in Bayern. 90 Tage vorher muss in jeder Gemeinde feststehen, was sie will: einen hauptamtlichen oder einen ehrenamtlichen Bürgermeister.
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