Viele Städte in Oberbayern müssen sparen. Auch in Ingolstadt wachsen die Probleme, jetzt, da die Steuereinnahmen der Stadt durch den Dieselskandal des VW-Konzerns deutlich zurückgegangen sind. Das Sparprogramm, das die Stadt deswegen aufgelegt hat, führt auch bei Vereinen zu leereren Kassen.
Renovierungen müssen erstmal warten
"Die Schiedsrichterkabinen müssten dringend saniert werden", sagt Horst Sebald. Er ist Vorsitzender des SV Hundszell. Der Verein liegt etwas außerhalb von Ingolstadt: Grün leuchtende Fußballfelder, daneben das weiße Vereinshaus. Und ein paar Ecken, die schon in die Jahre gekommen sind. So wie die Fassade des Vereinsheims und die Kabinen für die Schiris. Wann er die renovieren kann, weiß Sebald noch nicht.
20 Prozent weniger für Vereine
Einer der Gründe für Sebalds Unsicherheit ist das Sparprogramm der Stadt Ingolstadt. Durch den schwächelnden VW-Konzern fehlen der Kommune Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe. In diesem Jahr sind es 25 Millionen Euro, rechnet Finanzreferent Franz Fleckinger in der Stadtratssitzung Anfang Juni vor. Deswegen hat die Stadt ein zweites Sparpaket geschnürt und rund 20 Prozent bei den freiwilligen Leistungen gekürzt. Das trifft auch die Sportvereine.
"Es tut uns sehr leid. Sparen ist nie eine schöne Angelegenheit. Aber wir kommen nicht darum herum", sagt CSU-Sportbürgermeisterin Dorothee Deneke-Stoll. Proteststürme aus den vereinen hätten sie aber noch nicht erreicht. Im Sportbereich wurden die Zuschüsse zu Energie- und Wasserkosten gekürzt. Außerdem sinkt die Vereinspauschale von 31 Cent auf 25 Cent. Etwa 170.000 Euro sollen dadurch eingespart werden.
Für Horst Sebalds Verein heißt das: "Natürlich weniger Geld in der Kasse und jede Maßnahme, die man vorhat, muss man nochmal überdenken", sagt er. Durch die niedrigere Vereinspauschale wird sein Club mit 550 Mitgliedern etwa 2.000 Euro weniger im Jahr haben. Geld, das er auch für seine Renovierungen brauchen könnte. Ob er deswegen wütend ist? "Nein, hilft ja nichts."
"Eigentlich sollte man an diesem Punkt nicht sparen"
Mitverantwortlich für die Kürzungen ist Stadtrat Christian De Lapuente (SPD), der in einem Zwiespalt steckt. Er ist nicht nur Stadtratsmitglied, sondern gleichzeitig auch Vorsitzender des TSV Ingolstadt-Nord. "Eigentlich sollte man an diesem Punkt nicht sparen, weil es das Wertvollste ist, was eine Kommune hat", so De Lapuente. Gerade für Kinder und Jugendliche seien Vereine wichtig. Sie finden dort eine wertvolle Beschäftigung und Freunde.
Mit dem Sparpaket kann De Lapuente dennoch leben. "Alle Fraktionen im Stadtrat haben klar gemacht, dass wir an dieser Stelle mit sehr kleinem Kostendruck sparen", sagt er. Im Gespräch waren nämlich auch schon höhere Einsparungen.
In seinem Verein werden pro Jahr 5.000 Euro weniger in der Kasse sein. Die Mitgliedsbeiträge des TSV Ingolstadt-Nord will De Lapuente aber nicht erhöhen, sondern erstmal die Ausgaben auf den Prüfstand stellen. Vielleicht könne man bei der Hallenmiete etwas sparen. Und er baut auf den Zusammenhalt seines Vereins. Im Zweifel werde er um freiwillige Spenden der Mitglieder bitten.
Pragmatismus statt Krise
Während Ingolstadt bei der Sportförderung sparen muss, hat das Land Bayern seine Zuschüsse in den vergangenen Jahren erhöht. Im Jahr 2023 hat der Haushalt des Innenministeriums noch rund 55,5 Millionen Euro für die Förderung des Breitensports vorgesehen. Im Doppelhaushalt 2024/2025 waren es pro Jahr etwa 71 Millionen Euro. Eine Steigerung um 28 Prozent.
Trotzdem: Die Ausgaben für Hallenmiete, Energie und Personal steigen. Die Ingolstädter Vereine müssen den Gürtel erstmal enger schnallen. Mehrere Vereine überlegen, den Mitgliedsbeitrag zu erhöhen und zusätzliche Sponsoren anzuwerben. Gedanken, die sich auch Horst Sebald vom SV Hundszell macht: "Ich habe einen sehr engagierten Marketingmenschen, der sich nicht zu schade ist, bei vielen Firmen anzurufen und nach Förderung zu fragen." Zusammen werden sie das gut hinbekommen.
Und für einen Teil seiner Renovierungsarbeiten hat der SV Hundszell schon eine Lösung gefunden. Die Mitglieder haben sich in den Pfingstferien zusammengesetzt und das Vereinsheim kurzerhand selbst gestrichen. Fürs Erste gehen die Ingolstädter pragmatisch mit den Kürzungen um. Aber die Sorge vor weiteren Sparrunden bleibt.
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