Archivbild: Migranten warten in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Bayern in einem Gang auf einen Termin in der Behörde
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Archivbild: Migranten warten in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Bayern in einem Gang auf einen Termin in der Behörde

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"Migrationswende"? Zahlen sinken, Belastungen bleiben

Es gibt deutlich weniger Asylanträge. Aber in den Kommunen lässt die Entlastung noch auf sich warten. Warum? Beispiel Asylbewerberunterkünfte: Sie sind noch zu 87 Prozent belegt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Den "Kurs konsequent fortsetzen" will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Sein Ziel: "Nicht nur vorübergehend ein erneutes Ansteigen der Ankunftszahlen in Deutschland verhindern, sondern dauerhaft sollen die Migrationszahlen auf ein deutlich niedrigeres Niveau zurückgehen!"

Die Asylanträge in Bayern sinken seit 2023 deutlich. Vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wurden im Laufe des Jahres 2023 in Bayern 50.389 Asyl-Erstanträge erfasst, 2024 waren es 35.953 und in den ersten acht Monaten dieses Jahres 10.490 Asyl-Erstanträge. Damit sind die Erstanträge 2024 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent zurückgegangen. In diesem Jahr werden es deutlich mehr als 50 Prozent, vielleicht sogar 60 Prozent weniger Asyl-Erstanträge im Vergleich zum Vorjahr sein, sofern die Zahlen im letzten Quartal nicht noch steigen.

CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder sieht solche Zahlen als Beleg dafür, dass die von der Union versprochene "Migrationswende" in Deutschland "in vollem Gang" sei – nicht zuletzt dank der verschärften Grenzkontrollen, die Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) angeordnet hatte. Dobrindt selbst betonte kürzlich: "Wir machen aus der Migrationswelle eine Migrationswende."

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Asyl-Erstanträge in Bayern nach Herkunftsländern

Warum sinkt die Zahl der Asylanträge?

Deutlich niedriger ist die Zahl der Anträge von Menschen aus Syrien: Seit dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad im Dezember 2024 sinkt die Zahl der Syrer, die nach Deutschland fliehen.

Das bayerische Innenministerium führt den Rückgang darüber hinaus auf die deutschen Grenzkontrollen und die Vereinbarung zwischen der EU und Tunesien zur Zusammenarbeit bei der Bekämpfung irregulärer Migration zurück. Der Bayerische Flüchtlingsrat spricht dagegen von einer gesamteuropäischen Entwicklung.

Zugleich fallen Asylentscheidungen in Deutschland mittlerweile schneller: Aktuell braucht das BAMF bei einem Asylbewerber, der in den vergangenen zwölf Monaten seinen Asylantrag gestellt hat, 4,1 Monate für eine Entscheidung.

Asylanträge von Syrern stapeln sich

Insgesamt wurden seit 2023 in Bayern gut 26.500 Asyl-Erstanträge von Syrern gezählt. Seit Dezember 2024 gibt es vom BAMF vorerst keine Entscheidungen über Asylanträge von Syrern – aufgrund der "ungewissen Lage in Syrien". Die Anträge stapeln sich also, und die Zahl der hier lebenden syrischen Asylbewerber nimmt zu, auch in den Asylunterkünften. Das ist einer der Gründe, weshalb der Rückgang der neuen Asylanträge sich noch nicht in einer Entlastung ausdrückt.

Asylbewerber und Ausreisepflichtige auf hohem Niveau

Die Zahl der in Bayern lebenden Asylbewerber ist weiter auf einem hohen Niveau. Ebenso die Zahl der Ausreisepflichtigen. Noch immer werden etwa 80 Prozent von ihnen geduldet.

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Asylbewerber und Ausreisepflichtige in Bayern

Genauer: Ende August gab es in Bayern neben 56.810 Asylbewerbern auch 24.589 Ausreisepflichtige. 19.256 von ihnen hatten eine Duldung. 5.333 der Ausreisepflichtigen haben keine Duldung und sind damit "vollziehbar ausreisepflichtig". Das zeigt: Diese Zahlen sind zwar gesunken, aber noch nicht auf "ein deutlich niedrigeres Niveau", wie es Innenminister Herrmann fordert.

Rückführungen und freiwillige Ausreisen gestiegen

Gestiegen ist in Bayern die Zahl der Rückführungen und freiwilligen Ausreisen: 2025 gab es allein bis Ende Juli laut Innenministerium 2.146 Rückführungen. 2023 waren es 2.364 Rückführungen im gesamten Jahr, 2024 gab es 3.010 Rückführungen.

Auch die freiwilligen Ausreisen nehmen zu: In diesem Jahr waren es allein in den ersten sieben Monaten 8.952 (2023: insgesamt 11.723, 2024: 14.757). Bei aktuell 24.589 Ausreisepflichtigen in Bayern ist bei Rückführungen und freiwilligen Ausreisen immer noch Luft nach oben.

Asylbewerberunterkünfte zu 87 Prozent ausgelastet

Auch wenn weniger Asylbewerber im Freistaat ankommen, leben noch immer rund 128.600 Menschen in den bayerischen Asylbewerberunterkünften. Laut Innenministerium sind die Ankerzentren, Gemeinschaftsunterkünfte und dezentralen Unterkünfte damit zu 87 Prozent ausgelastet.

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Belegung Asylbewerberunterkünfte in Bayern

Somit gibt es in den Asylunterkünften noch keine starke Entlastung. Das Ziel der Staatsregierung für diesen Herbst: "Es sollen keine Schulturnhallen mehr für die Asylunterbringung genutzt werden."

Nicht nur Asylbewerber leben in Unterkünften

Die Anzahl der Menschen in Asylbewerberunterkünften (128.600) ist mehr als doppelt so hoch wie die Zahl der Asylbewerber in Bayern (56.810). Denn in den Unterkünften leben auch Ausreisepflichtige und Ukrainer. Letztere sind momentan die größte Gruppe in Bayerns Unterkünften.

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Auslastung Asylbewerberunterkünfte

Wie klappt es mit der Integration?

Trotz der stark sinkenden Zahl von Asylanträgen in Bayern sind Städte und Kommunen weiterhin stark belastet. Der Druck bei der Erstunterbringung habe etwas nachgelassen, sagt Achim Sing vom Bayerischen Städtetag, doch die Integrationsleistungen seien unverändert fordernd. Integration sei eine Daueraufgabe.

Im Video: Asylanträge gehen zurück, Belastungen bleiben

Es kommen immer weniger Asylbewerber nach Bayern. Seit zwei Jahren sinken die Zahlen deutlich.
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Es kommen immer weniger Asylbewerber nach Bayern. Seit zwei Jahren sinken die Zahlen deutlich.

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