Schüler und Schülerinnen bei der Abschlussprüfung.
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Schüler und Schülerinnen bei der Abschlussprüfung (Symbolbild)

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Realschulprüfungen in Bayern: Schüler schwitzen bei über 30 Grad

Während einige Schulen hitzefrei geben, schwitzen 35.000 Realschüler in Bayern gerade bei ihren Abschlussprüfungen. Manche Schulen haben Klimaanlagen, andere haben gar nichts und es ist einfach "mega-heiß". Was Schüler und Eltern fordern.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Temperaturen über 30 Grad: In vielen Schulen sind die Jalousien heruntergelassen, die Vorhänge zugezogen – in den meisten Klassenzimmern ist es trotzdem brütend heiß. Die ein oder andere Schule schickt Kinder und Jugendliche früher heim - hitzefrei liegt nach Angaben des Bayerischen Kultusministeriums im Ermessen der jeweiligen Schulleitung [externer Link].

Andere Schulen lassen den Nachmittagsunterricht ausfallen und veranstalten stattdessen mit dem Gartenschlauch Wasserspaß im Pausenhof. Gleichzeitig schwitzen gerade 35.000 Realschüler und -schülerinnen in Bayern [externer Link] bei ihren Abschlussprüfungen.

Vier Stunden Aufsatz schreiben bei über 30 Grad

Vier Stunden lang schrieben die Teenager am Mittwoch Deutsch. Sie mussten sich bei hochsommerlichen Temperaturen Gedanken darüber machen, warum Demokratie wichtig ist. Wahlweise konnten sie auch einen Auszug aus dem Roman "Ein ganzes Leben" von Robert Seethaler analysieren.

"Es war schon mega-heiß", sagt die 16 Jahre alte Norah aus München. "Ich hatte ein Wasserspray dabei." Der ebenfalls 16-jährige Gentian meint: "Beim Nachdenken wurde mir noch wärmer." Die Schokoriegel, die der Elternbeirat ihrer Münchner Realschule mit einer aufmunternden "Du schaffst das"-Notiz auf jeden Tisch in der Turnhalle gelegt hat, waren schon zu Beginn der Prüfung geschmolzen.

"Die Konzentration hat merklich nachgelassen"

"Gegen Ende der Prüfung war die Hitze deutlich spürbar – die Konzentration hat merklich nachgelassen", sagt auch Lucia Besser, Landesschülersprecherin der Realschulen BR24. Sie macht gerade ihren Abschluss in Schongau. Ihre Schule hatte die Turnhalle in der Nacht durchgelüftet, doch ab zehn Uhr wurde es deutlich wärmer.

Marc Rimkus, Stellvertretender Landesschülersprecher aus Großostheim, fordert deshalb: "Bei der Korrektur der Prüfungen sollte das auf jeden Fall berücksichtigt werden."

Leistungsfähigkeit nimmt bei Hitze ab

Denn drei Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden bei Hitze, ergab der DAK-Kinder- und Jugendreport "Gesundheitsrisiko Hitze" [externer Link]. Die Folge: Schlafprobleme, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Verschiedene Studien [externer Link] kommen zudem zu dem Ergebnis, dass Hitze die Leistungsfähigkeit von Schülern [externer Link] verringern kann.

Das Kultusministerium versichert: "Unsere Pädagoginnen und Pädagogen achten genau auf das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler, insbesondere auch bei hohen Außentemperaturen. Sie entscheiden eigenverantwortlich, ausgehend von den konkreten räumlichen und klimatischen Bedingungen vor Ort, über die erforderlichen Maßnahmen." Auch bei der Abhaltung der Abschlussprüfungen berücksichtigten die Schulen demnach die jeweiligen Umstände und treffen – soweit möglich – entsprechende Maßnahmen.

Frühes und regelmäßiges Durchlüften

Auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und der Bayerische Realschullehrerverband (brlv) betonen, dass alles unternommen werde, damit die Prüflinge einen kühlen Kopf bewahren können. "Dazu zählt beispielsweise frühes und regelmäßiges Lüften. Sollte es an einer Schule tatsächlich zu heiß werden, was vorkommen kann, sind Raumkonzepte mit Ausweichmöglichkeiten vorhanden", so David Wawrzinek vom brlv. Dann sei allerdings mehr Aufsichtspersonal erforderlich.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann erzählt, dass manche Schulen den Jugendlichen kühle Getränke und Obst zur Verfügung stellten. Andere spendierten nach der Prüfung ein Eis. Doch teilweise sei es – für die Schüler, aber auch für die Pädagogen – einfach sehr heiß: "Es gibt Schulen, die haben Klimaanlagen, und dann gibt es Schulen, die haben gar nichts." Und so bekommen die Lehrer teilweise Prüfungsbögen mit Schweißtropfen zurück.

Elternverband kritisiert schlechten Wärmeschutz

Der Bayerische Elternverband (BEV) beklagt, dass "der sommerliche Wärmeschutz bei den meisten Schulbauten eine Katastrophe" sei. Hier müsse nachgerüstet und der Schutz vor Hitze bei Neubauten stärker berücksichtigt werden, so Daniela Orlamünder. Sie verweist auf ein Projekt des Elternverbands in Schweinfurt [externer Link]. Dort wurde am Walther-Rathenau Gymnasium ein "lebendiger Vorhang" als natürlicher Hitzeschutz für das Schulgebäude von den Jugendlichen selbst entwickelt – und soll nun in die Praxis umgesetzt werden.

Doch solche Projekte dauern. Bis dahin fordern die beiden Landesschülersprecher, dass die Prüfungsräume mit Ventilatoren und Klimaanlagen ausgestattet werden sollen.

Auch bei den nächsten Prüfungen ist es wieder heiß

Heute stand als viertes Prüfungsfach Französisch an. Diese und nächste Woche folgen Englisch, Mathematik und je nach Ausbildungsrichtung Betriebswirtschaftslehre/Rechnungswesen, Physik, Kunst, Ernährung und Gesundheit, Musik, Sport, Sozialwesen oder Werken. Laut Wetterbericht müssen sich die Prüflinge auch bei den weiteren Prüfungen auf hohe Temperaturen einstellen. Örtlich wird das Thermometer wieder auf über 30 Grad steigen.

Zum Video: Zwischen Zerfall und Neubau: Der Kampf um bayerische Schulen (29.04.2025)

Kinder machen in einer maroden Schulturnhalle Sport. (Symbolbild)
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Viele Schulen in Bayern sind in einem maroden Zustand, wie hier an einer Turnhalle zu sehen ist. (Symbolbild)

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