1997: Siegfried und Roy mit zwei Tigerjungen. Die beiden Magier sind für die Zucht weißer Tiger bekannt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Boris Roessler

Siegfried und Roy mit ihren berühmten weißen Tigern.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Siegfried & Roy: Was steckte hinter dem Tigerangriff?

Ohne die Magier Siegfried und Roy wäre Las Vegas heute nicht das, was es ist. Beeindruckende Tricks haben sie zu Legenden gemacht - bis ein Tiger Roy angriff. Bis heute ist unklar, wie das passieren konnte. Was ist das Geheimnis des weißen Tigers?

Über dieses Thema berichtet: Wild Crimes am .

Mehr als 5.000 Shows, Millionen Zuschauer weltweit, Illusionen von nie dagewesenem Ausmaß – das war die Welt der beiden Magier Siegfried und Roy. Ihr Markenzeichen: majestätische weiße Tiger, mit denen sie lebten, im Pool planschten und die sie auch selbst züchteten.

Die zwei jungen Männer aus dem Nachkriegsdeutschland wurden im glitzernden Las Vegas zur Legende. Doch dann kam der Tag, der alles veränderte: Am 3. Oktober 2003 wurde Roy von seinem Tiger Mantacore schwer verletzt. Schnell rankten sich allerhand Gerüchte um den Vorfall. Was ist damals tatsächlich geschehen? Ein neuer ARD-Podcast geht der Frage nach.

Alles begann mit einem Zauberbuch

Die Erfolgsgeschichte der beiden Magier beginnt tatsächlich in Bayern: Siegfried Fischbachers wurde 1939 im oberbayerischen Rosenheim geboren und wuchs im Stadtteil Kastenau auf. Seine Kindheit war geprägt vom entbehrungsreichen Alltag der Nachkriegszeit – und dennoch fand er schon früh seine große Leidenschaft: die Zauberei.

Mit acht Jahren entdeckte er in einem Schaufenster ein Zauberbuch, das ihn so sehr faszinierte, dass er es sich trotz knapper Mittel kaufte. Ein kleiner Moment – mit großer Wirkung: Der Grundstein für die spätere Karriere war gelegt.

Trotz Leben in Las Vegas: Verwurzelt in Bayern

Trotz ihres Erfolgs vergaßen Siegfried und Roy auch später nie, woher sie kamen. Ihr Anwesen in Las Vegas nannten sie liebevoll "Little Bavaria", Roy ließ sich nach dem Angriff in einer Klinik in Bayern behandeln. Und wann immer Gäste aus Bayern ihre Show besuchten, freuten sich die Magier besonders – für ein gemeinsames Foto nahmen sie sich gerne Zeit.

Weil sie die weißen Tiger auch selbst züchteten, galten Siegfried und Roy damals auch als Pioniere des Artenschutzes. Heute weiß man: Weiße Tiger sind keine eigene Art, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Inzucht. Die weißen Tiger in den USA gehen alle auf ein einziges Tier zurück.

Der Tag, der alles veränderte

Der 3. Oktober 2003 sollte ein ganz besonderer Abend werden: Roy Horns 59. Geburtstag. Freunde, Familie und Wegbegleiter waren im Publikum. Es sollte eine perfekte Show werden – ein glanzvoller Abend zu Ehren des gefeierten Magiers.

Doch dann passierte das Unvorstellbare: Der weiße Tiger Mantacore, seit Jahren Teil des weltberühmten Duos, biss Roy während der Vorstellung plötzlich in den Nacken – direkt vor den Augen von 1.500 entsetzten Zuschauern. Roy brach zusammen. Schwer verletzt wurde er ins Krankenhaus gebracht. Die Show war vorbei. Für immer.

Trotz seiner lebensgefährlichen Verletzungen bat Roy noch im Krankenwagen: "Mantacore ist eine großartige Katze. Sorgt dafür, dass ihm nichts passiert." Für ihn war der Tiger mehr als nur ein Tier – er sei wie ein Kind für ihn gewesen, betonte der Magier später. Auch Siegfried betonte stets: "Es war ein Unfall."

Tiertrainer: Mantacore war nicht bereit für Trick

Doch ist das die ganze Wahrheit? Schnell machten Gerüchte die Runde, die Polizei nahm Ermittlungen auf, es gab Hinweise auf ein mögliches Hassverbrechen. Der damalige Tiertrainer Chris Lawrence erklärte, Roy habe schon lange die Verbindung zu den Tieren verloren – und Fehler im Ablauf der Show gemacht. Seiner Ansicht nach trägt Roy selbst die Verantwortung für den Angriff.

Laut Lawrence gab es am Abend der Show mehrere Anzeichen dafür, dass Tiger Mantacore nicht bereit war, den beim Publikum beliebten Trick "The Rapport" auszuführen. Dabei sollte sich Mantacore auf die Hinterbeine stellen und Roy einen Kuss geben – das Highlight der Show. Doch genau dieser intime Moment zwischen Magier und Tier endete in einer Katastrophe. Lawrence ist überzeugt, dass Siegfried und Roy den wahren Grund für den Biss vertuschen wollten – um ihr Image zu schützen.

Letzter Auftritt des Duos - doch war der Tiger gar nicht Mantacore?

Dazu passt auch der letzte gemeinsame Auftritt des Magier-Duos: Eine große Reunion war geplant – Roy, Mantacore und Siegfried wollten noch einmal gemeinsam auf die Bühne treten. Sechs Jahre nach der Attacke, um dem Publikum zu beweisen, dass es nur ein tragischer Unfall war.

Roy, noch immer schwer gezeichnet vom Angriff, konnte kaum laufen. Es war ein bewegender Moment für die Zuschauer – und schien das Happy End ihrer Geschichte zu sein. Doch war der Tiger auf der Bühne wirklich Mantacore?

Bei Tigern lässt sich die Identität anhand ihres individuellen Streifenmusters feststellen. Laut Tigerexperten – und auch Tiertrainer Lawrence – war es nicht Mantacore, der beim letzten Auftritt gezeigt wurde. War das vermeintliche Happy End also Teil einer großen Illusionsshow?

Mehr über die Theorien rund um den Angriff auf Roy und die Hintergründe des letzten Auftritts hören Sie im neuen Podcast "Wild Crimes: Siegfried & Roy und die Tigerattacke".

Im Video: Der letzte Auftritt von Siegfried und Roy

Dieser Artikel ist erstmals am 3. Juni 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!