Fronleichnamsprozession zieht durch einen Ort.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Nicolas Armer

In Bayern fehlen Pfarrer – und das verändert Bräuche. Mancherorts wird Fronleichnam darum schon am Vortag gefeiert.

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Wegen Priestermangel: Manche Prozessionen schon vor Fronleichnam

In Bayern fehlen Pfarrer – und das verändert Bräuche. In Piding im Berchtesgadener Land wurde Fronleichnam schon am Vortag gefeiert, weil der Pfarrer am Feiertag bereits in eine andere Gemeinde muss. Werden die Prozessionen bald sogar ausfallen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Ein weibliches, weißes Bergschaf muss es sein. Einmal im Jahr hat es seinen großen Auftritt. Dafür wäscht und bürstet ein Dorfbewohner das Tier, setzt ihm Blumengeschirr auf – dann kann es losgehen. In Piding im Berchtesgadener Land führt es die Fronleichnamsprozession an. Zwei Jungs gehen als "Schäferer-Buam" mit, verkleidet als Jesus und Josef. Ein wohl deutschlandweit einzigartiger Brauch.

Prozessionen zu Fronleichnam finden in katholischen Gemeinden traditionell immer am 60. Tag nach Ostern statt, stets an einem Donnerstag. Doch das Pidinger Schaf trabte schon am Mittwoch gemächlich vorneweg an der Spitze der Prozession mit der geweihten Hostie in einem Schaugefäß. Der Grund für den verfrühten Fronleichnamstermin: Priestermangel.

Folgen des Priestermangels für Prozessionen

In Bayern gibt zu wenige Priester, als dass in jeder Gemeinde am Donnerstagvormittag eine Prozession zu Fronleichnam stattfinden könnte. So muss der Pfarrer für Piding am Fronleichnamstag selbst in andere Gemeinden. Auch zahlreiche andere bayerische Gemeinden müssen ihre Prozessionen vorziehen oder nachholen, weil es nicht genügend Priester gibt.

Schon heute deckt ein Pfarrer nicht mehr nur eine Gemeinde ab. Pfarrverbände werden größer, ein Seelsorger ist für mehr und mehr Einzelgemeinden zuständig. Die Situation dürfte sich noch verschärfen, denn einige der heute noch aktiven Priester gehen bald in Rente.

Priestermangel verschärft sich, Nachwuchs fehlt

Viele Stellen können nicht nachbesetzt werden, es mangelt an Nachwuchs. Das bemerkt auch Pfarrer Richard Greul aus dem Landkreis Freising. "Natürlich spreche ich immer wieder junge Menschen an, vor allem junge Männer aus meinen Ministranten und so sag' ich, wäre der Priesterberuf nicht was für dich", sagt Pfarrer Richard Greul. Doch die meisten winken ab, ein Grund: der Zölibat. Hinzukämen die Arbeitszeiten am Wochenende – die sind bei einem Pfarrer nun mal gesetzt.

Flexible Prozessionen sind die Zukunft

Durch den zunehmenden Priestermangel könnte sich die Situation gerade an den Feiertagen weiter verschärfen, befürchtet Richard Greul: "Wir werden nicht mehr alles überall feiern können, auch wenn wir gerne wollten." Er vermutet, dass diejenigen, die an einer Prozession teilnehmen wollen, an Fronleichnam künftig öfter in benachbarte Gemeinden fahren müssen.

Aktuell ist für Pfarrer Richard Greul noch mehr Flexibilität die Lösung. Fronleichnam begann für ihn darum sogar schon vor einer Woche: Samstagabend hatte er in Schweinersdorf und am Sonntagmorgen in Gammelsdorf, beide im Landkreis Freising, eine Prozession.

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