Zwei Tage nach dem Drohnenalarm am Flughafen Kopenhagen ist wegen eines ähnlichen Vorfalls ein weiterer Flughafen in Dänemark vorübergehend gesperrt worden. Wie die Polizei am späten Abend auf der Plattform X mitteilte, seien Drohnen in der Nähe des Flughafens von Aalborg gesichtet worden. Gegen 3.00 Uhr in der Nacht erklärte die Polizei den dortigen Einsatz für beendet. Nach Angaben von Einsatzleiter Jesper Bøjgaard Madsen war es nicht gelungen, die Drohnen vom Himmel zu holen.
Wie viele Drohnen es waren und woher sie kamen, ist noch nicht bekannt. Die Reichspolizei schloss aus, dass es sich um private Modelle handelte. Eine Gefahr für Flugpassagiere und Menschen bestand nach Polizeiangaben nicht.
"Taten, die Gefahr für Sicherheit und Freiheit darstellen könnten"
Die dänische Regierung spricht angesichts der erneuten Vorfälle von einer "systematischen" Bedrohung. Alles deute darauf hin, dass es sich bei dem "hybriden Angriff" um "die Arbeit eines professionellen Akteurs handelt", sagte der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen vor Journalisten. Es gehe um Taten, die eine Gefahr für Sicherheit und Freiheit darstellen könnten. Es bestehe jedoch weiterhin keine direkte militärische Bedrohung gegen Dänemark, betonte Lund Poulsen.
Ob man den Nato-Artikel 4 aktiviere und damit wie zuletzt andere Bündnisstaaten Beratungen der Allianz in Gang setze, dazu habe man noch keine Entscheidung getroffen, sagte Lund Poulsen. Dies sei aber etwas, das man in Betracht ziehe.
Drohnen unbekannter Herkunft über vier Flughäfen gesichtet
In der Nacht zu Donnerstag seien Drohnen unbekannter Herkunft über vier dänischen Flughäfen entdeckt worden, bevor sie die Orte von selbst wieder verlassen hätten, erklärte die dänische Polizei. Die ersten Drohnen waren in Aalborg im Norden des Landes gegen 21.44 Uhr beobachtet worden. Kurz vor 22.00 Uhr folgten ähnliche Sichtungen in der Hafenstadt Esbjerg und in Sønderborg nahe der deutschen Grenze sowie am Militärflugplatz Skrydstrup. Anders als in Aalborg mussten die Flughäfen dort ihren Flugbetrieb nicht einstellen. Die letzte Sichtung war in der Nacht gegen 0.54 Uhr.
Eine Gefahr für Flugpassagiere und Menschen habe nicht bestanden, teilten die zuständigen Polizeidienststellen mit.
Die Drohnenaktivität in Aalborg ähnelt laut dem Chef der dänischen Reichspolizei, Thorkild Fogde, derjenigen in Kopenhagen. Es gebe ein ähnliches Muster: Die Drohnen seien gut sichtbar und mit eingeschaltetem Licht unterwegs gewesen.
Drohnen-Vorfälle am Montag in Kopenhagen und Oslo
Bereits am Montagabend kam es zu einem ähnlichen Vorfall (externer Link auf tagesschau.de). Der Flugverkehr in der dänischen Hauptstadt war am Montagabend eingestellt worden, weil mehrere große Drohnen stundenlang über das Flughafengelände hinwegflogen. 100 Flüge wurden gestrichen und 31 weitere mussten umgeleitet werden. Erst am Dienstagmorgen wurde der Flughafen wieder geöffnet. Auch in Norwegens Hauptstadt Oslo führten Drohnen-Sichtungen in der Nacht zu Dienstag zu einer vorübergehenden Unterbrechung des Flugverkehrs.
Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen sprach nach dem ersten Vorfall am Montagabend vom "bislang schwersten Angriff auf die kritische Infrastruktur Dänemarks".
Innenministerium sieht verschärfte Gefahrenlage durch Drohnen
Auch für Deutschland sieht das Bundesinnenministerium nach den jüngsten Zwischenfällen mit Drohnen eine verschärfte Gefahrenlage. "Die Bedrohungslage durch Drohnen entwickelt sich dynamisch - nicht zuletzt wegen des stetigen technischen Fortschritts", sagte ein Ministeriumssprecher dem "Handelsblatt" vom Donnerstag. Als Konsequenz sollen nun die Lücken in der deutschen Drohnenabwehr schnell geschlossen werden. Laut Ministerium finden derzeit Abstimmungen für eine Reform des Bundespolizeigesetzes sowie für eine Anpassung des Luftsicherheitsgesetzes statt.
Auch Sicherheitsbehörden der Länder zeigten sich besorgt: "Die Einschläge kommen jetzt häufiger und sind zielgenauer, insbesondere wenn es um kritische Infrastruktur geht", sagte der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, dem "Handelsblatt". Seine Forderung: "Wir müssen die Detektion und Abwehr der Angriffe schnellstens verbessern."
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt kündigte verstärkte Investitionen an. "Wir befinden uns in einem Wettrüsten zwischen Drohnenbedrohung und Drohnenabwehr", sagte der CSU-Politiker am Donnerstag in der Haushaltsdebatte des Bundestages. "Und deswegen werden wir stärker in dieses Wettrüsten investieren."
Mit Informationen von dpa und AFP.
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