US-Präsident Donald Trump hat sich am Abend mit seinem Team für die nationale Sicherheit beraten. Im Mittelpunkt der Beratung stand der Krieg zwischen Israel und dem Iran. Über Details der Besprechung wurde erstmal nichts bekannt. Für den weiteren Verlauf des Krieges ist allerdings entscheidend, wie sich die USA verhalten werden.
Zwar betonen die USA gerade, dass sie an den Angriffen Israels auf den Iran nicht beteiligt seien, klar ist aber auch, dass Trump fest an der Seite Israels steht und möglicherweise doch noch eingreifen wird. Zu den Spekulationen, dass sich die USA an dem Krieg beteiligen könnten, hat beispielsweise die überraschende und überstürzte Abreise Trumps vom G7-Gipfel in Kanada beigetragen.
Welche Optionen haben die USA jetzt im Iran-Krieg?
Diskutiert werden in Washington mehrere Optionen. Sie reichen von erhöhtem Druck für eine Verhandlungslösung über militärische Hilfe für Israel bis hin zu einem Sturz der iranischen Führung. Vertreter der US-Regierung erklärten dazu, die Lage ändere sich "stündlich" und sei noch im Fluss. Trump halte sich deshalb alle Möglichkeiten offen.
Welche Möglichkeit erscheint am wahrscheinlichsten?
In Washington gibt es Hinweise darauf, dass Trump Israel beim Vorgehen gegen das iranische Atomprogramm militärisch unterstützen könnte. Dafür könnte der US-Präsident und Oberbefehlshaber Israel eine strategische Waffe zur Verfügung stellen, über die die Regierung von Benjamin Netanjahu nicht verfügt: Die GBU-57.
Dabei handelt es sich um eine bunkerbrechende Bombe, mit der sich die unterirdische iranische Atomanlage Fordo südlich von Teheran "vollständig zerstören" ließe, wie der Iran-Experte Ali Vaez von der Denkfabrik International Crisis Group in Washington sagt. Zuvor hatten die USA bereits das Kriegsschiff USS Nimitz sowie Kampfflugzeuge in die Region verlegt.
Wie wahrscheinlich ist ein Sturz der iranischen Führung?
Trump selbst deutete diese Möglichkeit nun erstmals an. Er schrieb in seinem Onlinedienst Truth Social, die USA wüssten, wo sich Irans geistliches und politisches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei verstecke, der seit 1989 regiert. Der 86-Jährige sei ein "einfaches Ziel", aber bisher sicher, betonte Trump - und fügte hinzu: Es gebe keine Absicht, Chamenei zu töten - "zumindest vorerst nicht".
Auch eine neue Äußerung des US-Präsidenten könnte darauf hindeuten, dass Donald Trump einen Regimewechsel in Teheran favorisiert. Auf X forderte er den "UNCONDITIONAL SURRENDER!", also die bedingungslose Kapitulation, des Iran. Der iranische Botschafter in Genf, Ali Bahreini, wies dies zurück. Die Äußerung Trumps sei feindselig und nicht gerechtfertigt, betonte er und warnte die USA vor einer Kriegsbeteiligung.
Könnte die Lage im Iran und dem Nahen Osten weiter eskalieren?
Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums warnte nach Trump Aussagen für den Fall einer US-Intervention vor einem "totalen Krieg" im Nahen Osten. Eine Einmischung in den Krieg zwischen Israel und dem Iran hätte schlimme Folgen für die internationale Gemeinschaft, sagte Ministeriumssprecher Esmail Baghaei dem Sender Al-Dschasira English. Die Äußerungen Trumps seien inakzeptabel, "vollkommen unberechtigt und sehr feindselig". Der Iran werde auf eine US-Intervention "ernsthaft und stark reagieren, ohne Zurückhaltung", so Baghaei.
Baghaeis martialische Aussagen deuten manchen Beobachtern zufolge zwar darauf hin, dass der Iran nicht wirklich an eine US-Intervention glaubt, da die Golfstaaten dafür keine Stützpunkte zur Verfügung stellen würden. Die Amerikaner verfügen jedoch über Flugzeugträger und Langstreckenbomber – und somit ist eine Intervention durchaus denkbar. Als Anlass dafür wird in Washington ein möglicher iranischer Angriff auf US-Streitkräfte in der Region gesehen. Trump werde nicht tolerieren, dass einem US-Bürger "ein Haar gekrümmt würde", so ein Regierungsbeamter. Trump selbst warnte davor, "Raketen auf Zivilisten oder amerikanische Soldaten abzufeuern".
Wie steht das Trump-Lager zu einer Intervention im Iran?
In Trumps Republikanischer Partei gibt es Falken, die für einen möglichst harten Kurs gegenüber dem Iran werben. Dazu gehört der US-Senator Lindsey Graham. Er rief den Präsidenten auf, zusammen mit Israel "aufs Ganze zu gehen" und Irans Atomprogramm ein für alle Mal zu beenden.
Ein sehr großes Gewicht hat in Trumps MAGA-Bewegung (kurz für Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) allerdings die Gruppe der Isolationisten, die die USA aus Konflikten weitgehend heraushalten wollen und ein Debakel wie im Irak nach dem Einmarsch 2003 fürchten. Zu letzteren gehört Vizepräsident JD Vance, selbst Irak-Veteran. Vance erklärte nun jedoch im Onlinedienst X, Trump könnte "zu dem Schluss kommen, dass er weitere Maßnahmen ergreifen muss, um die iranische (Uran-)Anreicherung zu beenden".
Gibt es noch eine Chance für Diplomatie?
Vor allem der französische Präsident Emmanuel Macron dringt auf eine diplomatische Lösung in dem Konflikt. Trump müsse alles tun, um alle Seiten wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen, forderte Macron. Er warnte im Fall eines Regimewechsels vor "Chaos".
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Rückkehr zur Diplomatie für möglich. "Wichtig ist jetzt, dass es einen Rückweg in Verhandlungen gibt", sagte er während eines Japan-Besuchs in Tokio. "Das setzt voraus, dass es keine weitere Eskalation im Mittleren Osten geben wird, dass nicht aus dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran ein Flächenbrand für die gesamte Region wird."
Mit Informationen von AFP und dpa
Im Video: Iran und Israel - Weitere gegenseitige Angriffe
Iran und Israel - Weitere gegenseitige Angriffe
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!