Israel und der Iran, seit Jahrzehnten erbitterte Gegner, stehen sich nun direkt gegenüber – eine gefährliche Eskalation, die lange befürchtet wurde. Ein regionaler Flächenbrand droht. Schon der Krieg Israels im Gazastreifen unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in Deutschland zu einer kontroversen Debatte über das Verhältnis zu Israel geführt – nun verschärft der Konflikt mit dem Iran die Lage zusätzlich. Acht Punkte, warum dieser Krieg auch Deutschland betrifft:
Israel – zwischen Staatsraison, Vermittlung und Kritik
Für die Bundesregierung ist Israels Existenz und Sicherheit Teil der Staatsraison – auch als Folge der Schoah. Außenminister Wadephul setzt deshalb auf aktive Diplomatie: Er reiste nach Saudi-Arabien, Katar und Oman und trifft nun Jordaniens Außenminister in Berlin. Katar vermittelt zwischen Israel und Hamas, der Oman hat enge Kontakte zum Iran. Im Hintergrund wird an einer gemeinsamen Vermittlungsinitiative von Europa und arabischen Nachbarn gearbeitet.
Traditionell gute deutsche Kontakte zum Iran
Deutschland hat traditionell gute Kontakte zum Iran – daran will Wadephul anknüpfen. Die Bundesrepublik unterhält unter den Europäern inklusive Großbritannien nach wie vor die größte diplomatische Vertretung in Teheran. Seit Jahren engagiert sich Deutschland mit Frankreich und Großbritannien in Verhandlungen mit dem Iran dafür, den Bau einer Atombombe durch den Iran zu verhindern.
Stabilität der Nah- und Mittelostregion wichtig für Deutschland
Ein zusätzlicher neuer Atomstaat Iran dürfte die Stabilität weltweit weiter ins Wanken bringen und international für mehr Unsicherheit sorgen. Das kann niemand wollen, auch Deutschland wäre betroffen. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), hatte am Montag RTL/ntv gesagt, der Angriff könne für die arabische Welt "realpolitisch" einen Vorteil bringen, indem er das iranische Atomprogramm so weit zurückwerfen könnte, "dass wir in neue vernünftige Verhandlungen eintreten könnten".
Es ist eine kniffelige Konstellation, auch vor dem Hintergrund, dass in Berlin das harte Vorgehen der israelischen Regierung im Gazastreifen kritisch gesehen wird. Doch auch für Deutschlands Sicherheit ist es wichtig, dass am Ende das Pulverfass Nahost nicht explodiert.
Tanken und Heizen teurer
Der Krieg treibt die Ölpreise hoch – spürbar auch in Deutschland. Sprit und Heizöl sind teurer geworden, teils um mehrere Cent pro Liter. Laut ADAC ist ein weiterer Anstieg möglich, aber kein drastischer Sprung zu erwarten.
Ölpreis als Inflationsrisiko
Die Angst vor einer Ölkrise wächst: Der Iran droht mit einer Blockade der Straße von Hormus, einer zentralen Ölroute. Der Brent-Preis liegt aktuell bei rund 74 Dollar, könnte bei weiterer Eskalation aber auf über 120 Dollar steigen – mit Folgen für Inflation und Kaufkraft in Deutschland.
Gefahr für die deutsche Wirtschaft
Der Krieg im Nahen Osten droht zur Gefahr für die deutsche Wirtschaft zu werden, die nach Jahren der Krise langsam wieder in Tritt kommt. Auch auf die Inflation kann der Krieg durchschlagen, warnte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel kürzlich. "Sollte es zu einem langanhaltenden, gravierenden Konflikt kommen, könnten beispielsweise die Ölpreise erheblich steigen." Die wirtschaftlichen Perspektiven könnten sich dann spürbar verändern, sagte Nagel, "in Bezug auf die Konjunktur ebenso wie auf die Preise."
Börsen unter Druck
Zwar halten sich die Börsen bisher überraschend robust, spurlos geht der Konflikt am deutschen Leitindex aber nicht vorbei. Von seinem jüngsten Rekord bei 24.479 Punkten hat sich der Dax deutlich entfernt, am Dienstag gaben die Kurse weiter nach.
Das trifft die gut zwölf Millionen Aktionäre in Deutschland, die oft stark am Heimatmarkt investiert sind. Zum globalen Zollstreit mit US-Präsident Donald Trump ist ein weiterer Risikofaktor dazugekommen, der die Börse noch einige Zeit in Atem halten dürfte.
Flugverkehr
Viele Airlines, darunter Lufthansa und Emirates, haben Flüge in die Krisenregion gestrichen oder umgeleitet. Lufthansa setzt Verbindungen nach Teheran und Tel Aviv bis Ende Juli aus, andere Ziele bis 20. Juni. Der Tourismus ist kaum betroffen.
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