Mehrere Palästinenser sichten die Schäden in einem von der israelischen Armee zerstörten Ort im Gazastreifen.
Bildrechte: picture alliance / Anadolu | Khalil Ramzi Alkahlut

Während die Waffenruhe im Gazastreifen anhält, kehren tausende Palästinenser in ihre früheren Wohnorte zurück.

Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Israel wartet auf Geiseln – Palästinenser kehren heim

Im Gazastreifen hoffen die Menschen auf ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. Immer mehr kehren in die zerstörten Orte zurück, die Israels Armee freigegeben hat. Israel wartet indes auf die Rückkehr der verbliebenen Hamas-Geiseln.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas befinden sich Tausende Palästinenser auf dem Weg zurück in ihre Wohngebiete im Gazastreifen. Zu Fuß, mit Autos und Karren zogen sie am Samstag vor allem in den Norden des zu großen Teilen zerstörten Küstengebiets. Zuvor hatten sich israelische Truppen im Rahmen der ersten Phase eines von den USA vermittelten Abkommens hinter vereinbarte Linien zurückgezogen. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Gott sei Dank", sagte Nabila Basal, die mit ihrer Tochter unterwegs war. "Wir sind sehr, sehr glücklich, dass der Krieg aufgehört hat und das Leid beendet ist."

Viele Familien erreichten inzwischen ihre früheren Wohnorte in Chan Junis und Gaza-Stadt. Einige begannen, in den Trümmern ihrer zerstörten Häuser nach Brauchbarem zu suchen. Hani Omran aus Chan Junis sagte: "Wir sind an einen Ort zurückgekommen, der nicht mehr zu erkennen war... Überall Zerstörung."

Hamas will verbliebene Geiseln in den kommenden Stunden übergeben

Mit dem Rückzug der israelischen Truppen aus den größeren städtischen Gebieten hat für die Hamas eine Frist von 72 Stunden zur Freilassung ihrer Geiseln begonnen - also bis Montagvormittag. Aus Kreisen der Hamas hieß es, die Organisation werde alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln zwischen Sonntag und Montagmorgen 5.00 Uhr deutscher Zeit voraussichtlich schrittweise übergeben.

"Wir sind sehr aufgeregt und warten auf unseren Sohn", sagte Hagai Angrest. "Wir warten auf den Anruf." Sein Sohn gehört zu den israelischen Geiseln, die noch immer im Gazastreifen festgehalten werden. Insgesamt hatte die Hamas beim Überfall auf Israel vor gut zwei Jahren mehr als 250 Menschen verschleppt.

48 befinden sich noch in der Gewalt der Islamisten, von denen nach israelischer Einschätzung aber wiederum die meisten tot sein sollen. Unter den 20 verbliebenen Geiseln, die noch am Leben sind, sollen auch vier Israelis sein, die zudem die deutsche Staatsbürgerschaft haben.

Im Video: BR-Korrespondent Limpert zur Situation in Nahost

BR-Korrespondent Limpert zur Situation in Nahost
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

BR-Korrespondent Limpert zur Situation in Nahost

Israel soll palästinensische Häftlinge freilassen und Hilfsgüter nach Gaza lassen

Im Gegenzug gegen die Übergabe der Geiseln soll Israel im Anschluss 250 Palästinenser mit langen Haftstrafen freilassen sowie 1.700 Insassen, die während des Krieges gefangengenommen wurden. Zudem sollen dem Abkommen zufolge 600 Lastwagen mit Hilfsgütern pro Tag in den Gazastreifen fahren, um die Menschen zu versorgen. Zuletzt waren es halb so viel gewesen.

Israel hat mittlerweile die Lieferung von 170.000 Tonnen Hilfsgütern innerhalb der ersten sechzig Tage der Waffenruhe genehmigt. Das bestätigte das UN-Büro für humanitäre Fragen. Die Not im Gazastreifen ist weiterhin groß, es fehlt an allem. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) erklärte, Lastwagen seien bereits von Ägypten, Jordanien und aus dem von Israel besetzten Westjordanland unterwegs. Das WFP verfügt nach eigenen Angaben über genügend Lebensmittel in der Region, um die gut zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens bis zu drei Monate lang zu versorgen.

Hamas-Vertreter schließt Entwaffnung aus

Es bleiben jedoch Fragen offen, ob die Waffenruhe und der Austausch zu einem dauerhaften Frieden führen werden. Grundlage ist ein 20-Punkte-Plan von US-Präsident Donald Trump, der allerdings noch nicht vollständig ausverhandelt ist. Das betrifft etwa die künftige Verwaltung des Gazastreifens und das Schicksal der Hamas, die die israelische Forderung nach Entwaffnung ablehnt. Die im Nahost-Friedensplan von US-Präsident Donald Trump vorgesehene Niederlegung der Waffen "kommt nicht infrage und ist nicht verhandelbar", bekräftigte ein Hamas-Vertreter am Samstag gegenüber AFP.

Trump wird demnächst in der Region erwartet. Unter anderem soll er als erster US-Präsident seit George W. Bush im Jahr 2008 am Montagvormittag eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, halten. Zuvor wolle er sich nach Angaben des Weißen Hauses in der Knesset mit Angehörigen der Hamas-Geiseln treffen. Am Nachmittag werde Trump dann zu einer "Nahost-Friedenszeremonie" anlässlich des von ihm vermittelten Abkommens zwischen Israel und der Hamas in den ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich weiterreisen.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Tausende kehren in zerstörtes Gaza-Stadt zurück

Tausende kehren in zerstörtes Gaza-Stadt zurück
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Tausende kehren in zerstörtes Gaza-Stadt zurück

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!