Der Schauspieler Samuel Koch
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Der Schauspieler Samuel Koch - 15 Jahre nach seinem Unfall

Vor 15 Jahren verunglückte Samuel Koch in der Sendung "Wetten, dass...?". Er erlitt eine Querschnittslähmung. Heute ist er ein erfolgreicher Schauspieler und derzeit als Wallenstein an den Münchner Kammerspielen zu sehen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Nah dran am .

Heute vor 15 Jahren wettete der Turner Samuel Koch in der ZDF-Sendung "Wetten, Dass...?", dass er auf Sprungfedern nacheinander über fünf entgegenkommende Autos zunehmender Größe springen kann. Im Vorwärtssalto. Beim vierten Wagen stürzte er und blieb regungslos liegen. Die Sendung wurde daraufhin zunächst unterbrochen und später ganz abgebrochen. Samuel Koch erlitt eine Querschnittslähmung durch diesen Sturz, er war damals 23 Jahre alt. Heute. 15 Jahre nach dem Unfall, gehe es ihm "sehr gut", sagt er im Interview mit dem BR. In jedem Leben gebe es zwar Auf und Abs. "Aber ehrlich gesagt, ich mag ja Achterbahnfahren."

Die Ereignisse von vor 15 Jahren versuche er nicht zu sehr an sich ranzulassen, ohne diese jedoch zu leugnen oder zu ignorieren: "Dass ich ziemlichen Mist gebaut habe oder irgendwas gravierend schief gelaufen ist, das gehört zu meiner Biografie. Das hat sie maßgeblich verändert und macht das Leben zu einem ganz schönen Kampf in vielerlei Hinsicht." Entscheidend sei für ihn auf das zu schauen, was "mir das Leben trotz alledem geschenkt hat".

Der Rollstuhl blieb kein "Provisorium"

Etwa seine Karriere als Schauspieler. Zwei Monate vor seinem Unfall hatte Samuel Koch ein Schauspielstudium in Hannover begonnen. Zwar habe er zunächst lange geglaubt, dass der Rollstuhl nur ein "Provisorium sein wird". Nach und nach sei ihm aber bewusst geworden, dass er nie mehr wieder "selbständig laufen" würde, nie mehr wieder "selbstständig leben" können. "Da war natürlich das Schauspielstudium das Entfernteste, was ich mir hätte vorstellen können, weil ich das eigentlich angetreten hatte, auch weil man da Reiten lernt und Fechten und Tanzen und Steppen, und da hab ich mich gefragt, wie soll das gehen?"

Aber der heute 38-Jährige Koch hat weitergemacht und beendete sein Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover mit Diplom im Juli 2014. Rückblickend sei dies die beste Entscheidung gewesen, denn "in welchem Job kann ich sonst konzentriert mit Sprache, Stimme und Gedanken arbeiten?"

Samuel Koch spielt den Wallenstein

Derzeit ist Samuel Koch an den Münchner Kammerspielen zu sehen. In der Rolle des Wallenstein. Das gleichnamige Stück nach Friedrich Schiller dauert sieben Stunden. Ein Kraftakt? Samuel Koch empfindet es eher als "Freudenakt". Er findet: "Ich würde sagen, ich hab schon anstrengendere Stücke gespielt." Denn das Stück sei ein Happening: "Es gibt drei Pausen, es gibt Food Trucks, die Leute werden zu einer Party auf die Bühne geladen, es gibt großartige Musik. Es wird live auf der Maximilianstraße vor der Tür interagiert."

Auch sein – wie er sagt – "anders funktionierendes Körpersystem" spiele in dem Stück eine Rolle. Denn der Satz "der Geist, der sich den Körper baut", der über dem Stück stehe, finde in Form einer Marionette seine Entsprechung. Dann nämlich, wenn er sich selbst als Marionette über die Bühne führt. "Mein Geist baut sich den Körper und das ist so ein Sinnbild, wie ich zwar die Fäden in der Hand habe, aber mich auch nicht bewegen könnte ohne meine Gefolgsleute."

Ein Stück über Macht, Hybris und Loyalität

Der "Wallenstein" handelt von Albrecht von Wallenstein, einem böhmischen Feldherrn im Dreißigjährigen Krieg. Im Stück geht es um Macht, Hybris, Loyalität und Vertrauen. "Nichts beschwert uns so sehr, wie der Verlust von Vertrauen", sagt Samuel Koch im Interview mit dem BR. In seinem Leben sei er auf "Leute angewiesen, denen ich sehr vertrauen muss und die mir vertrauen müssen. Und bei Wallenstein sind es dann tatsächlich die engsten Vertrauten, die dieses Vertrauen brechen und das dann verheerende Folgen hat."

Samuel Koch ist das nächste Mal am 20. und am 27. Dezember wieder in den Münchner Kammerspielen als Wallenstein zu erleben.

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