"Keine Ahnung wo ich das her gehabt habe, aber ich habe ein sehr, sehr gutes Selbstvertrauen, ein Urvertrauen gehabt. Ich habe mir gedacht, bei diesem Beruf spüre ich etwas", so Wolfgang Fierek über die Schauspielerei: "Ich war mit Leib und Seele Feinmechaniker, aber es hat mich nicht so getoucht, wie man heute so schön sagt. Bei der Schauspielerei habe ich dagegen vom ersten Augenblick an gemerkt, dass das mein eigentliches Ding ist."
"In Schwabing spielte die Musik"
Die von ihm gespielten Kino-Helden sprachen mit ihren bisweilen herben Gefühlsausbrüchen ("Die Weiber können mir alle den Buckel runterrutschen, inklusive meiner Alten") vielleicht nicht allen, aber doch sehr vielen Zuschauern aus der Seele. Damit definierte Wolfgang Fierek den Beruf des Volksschauspielers ganz neu, damals in den 1970er Jahren im wildbewegten München-Schwabing.
Die Künstlerszene war unbekümmert, frech, lässig, wenn auch nicht ganz so rebellisch, wie es so mancher rückblickend behauptete. Fierek, der gelernte Feinmechaniker, der als Lkw-Fahrer, Kellner und DJ jobbte, wollte mitmischen bei den Feierbiestern und bunten Vögeln wie Filmregisseur Klaus Lemke.
"Ich wollte immer schon da hin, wo die Musik spielt", so Fierek im BR: "Ich will auf die Bühne, und genauso war das damals in Schwabing. Ich wollte nach meiner Bundeswehrzeit dahin, wo einfach die Musik spielte, und das war Schwabing. Ich habe dann schnell Freunde gefunden, habe eine Wohnung gehabt. Wir haben dann zu dritt, teilweise zu viert drin gewohnt, das war eine obergeile Kommune, und dann habe ich halt einfach Leute kennengelernt, mit denen ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte."
"Keine Socken mit Löchern"
Humor war eigentlich nicht gerade die Stärke des deutschen Kinos in den 1970er Jahren, eher schon die Sozialstudie, gern mit komischen oder absurden Aspekten. Es war die sprichwörtliche "bleierne Zeit", als sich die Ideale der 68er-Generation in Luft auflösten.
Der 1950 geborene Wolfgang Fierek war eher "78er", ein Kind des Wirtschaftswunders: "Mir ging es immer saugut und meine Eltern, die haben sehr, sehr gut für uns gesorgt. Mein Vater war ein ganz ein fleißiger Mensch und die Mama hat immer geschaut, dass wir keine zerrissenen Klamotten hatten, keine Socken mit Löchern, sondern dass die Jungs immer gut ausgeschaut haben und man sieht ja, was aus uns geworden ist."
Mit Filmen wie "Idole" und "Amore" an der Seite von Cleo Kretschmer spielte sich Wolfgang Fierek in die Herzen des jungen Publikums, nicht nur in Bayern. Er meisterte in seinen Rollen die absurden Herausforderungen des Alltags mit schrägen Sprüchen und nassforschem Auftreten, das wurde Kult. Dafür gab es sogar einen Grimme-Preis. Später drehte Fierek Serien fürs Fernsehen, etwa "Zwei Münchner in Hamburg" für das ZDF und "Ein Bayer auf Rügen" für Sat.1, war aber auch als TV-Tierarzt Dr. Engel im Einsatz.
"Will mich auf mein Leben konzentrieren"
Seine Popmusikkarriere begann mit "Resi, i hol di mit meim Traktor ab" (1986), etwas holprig, wie sich Fierek erinnert: "Das Ding ist total abgesoffen, war also kein Hit, aber in Österreich, im Nachbarstaat, da haben das die drei Bachler Buam in der Skisaison gespielt, auch im Fasching, und es war in Österreich Platz 1, und dann hat das natürlich automatisch zu uns rübergestrahlt."
Bei einem Motorradunfall wurde der passionierte Harley-Davidson-Fahrer Wolfgang Fierek 2003 schwer verletzt. Ein prägendes Erlebnis, das er in dem Buch "Mit der Harley an der Himmelspforte" (2005) aufarbeitete: "Ich bin dann auch aus meinem Harley-Davidson-Geschäft ausgestiegen, weil es nicht mehr das war, was ich mir eigentlich vorgestellt habe und habe mir gesagt, ich will einfach wieder mehr leben und einfach frei sein und ich will mich auf meine Arbeit konzentrieren. Ich will mich auf mein Leben konzentrieren. Das haben wir gemacht."
Wolfgang Fierek ist sich selbst in jeder Hinsicht treu geblieben. Das Freiheits- und Unabhängigkeitsstreben seiner Filmfiguren war ihm stets eine Art persönliche Verpflichtung, und auch die Liebe zu München erkaltete nie, obwohl sich die Stadt sehr veränderte. Ein paar Mal die Woche gönnt sich Fierek, der im ländlichen Aying wohnt, nach wie vor etwas Luftveränderung: "Ich brauche das einfach. Ich muss Leute sehen, ich muss es spüren. Also München hat immer noch was, aber hat sich natürlich verändert, ganz klar."
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