Sabrina Carpenter bei den MTV Video Music Awards 2025
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Sabrina Carpenter bei den MTV Video Music Awards 2025

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Wie sich Musiker gegen Vereinnahmung durch das Weiße Haus wehren

Wenn Donald Trump und sein Regierungsteam Musik für ihre Social-Media-Videos nutzen, gefällt das nicht allen Künstlern. Wie reagiert die Musikszene darauf und was tun Musikerinnen und Musiker dagegen?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Eigentlich geht es in Sabrina Carpenters Song "Juno" vereinfacht gesagt um Sex. Die Zeile "Hast du schon mal das hier ausprobiert?" wurde regelrecht zum Ritual auf ihrer letzten Konzerttournee, wenn Sabrina jeden Abend eine andere Sexstellung auf der Bühne nachgeahmt hat. Und mit den flauschigen rosa Handschellen, die sie im Song besingt, hat sie bei ihrem Auftritt Celebritys wie Schauspielerin Anne Hathaway oder Musikerkollegin SZA verhaftet – ein Gag, auf den die Fans des Popstars bei jedem Tourstopp sehnsüchtig gewartet haben.

Bei dem, was das Weiße Haus zuletzt aber mit ihrem Song "Juno" angestellt hat, verstand selbst Sabrina Carpenter keinen Spaß mehr: Die US-Regierung hatte ein Video gepostet, in dem ebenfalls Menschen verhaftet wurden: Immigrantinnen und Immigranten – von Polizisten verfolgt, teilweise zu Boden geworfen und mit Handschellen abgeführt. "Have you ever tried this one?" Plötzlich bekommt diese Songzeile einen bitteren Beigeschmack.

Sabrina Carpenter meldete sich auf der Plattform X zu Wort

US-Präsident Donald Trump und sein Team lieben es, Musik für ihre politischen Zwecke zu nutzen. Schon 2016 verwendeten sie Adeles Megahit "Rolling In The Deep" für Trumps Wahlkampfauftritte. Das fand der britische Popstar weniger deep, sondern ziemlich platt und ließ ausrichten: Sie habe ihre Musik für keinerlei politische Kampagnen freigegeben.

Auch Sabrina Carpenter meldete sich prompt nach dem Juno-Vorfall auf der Plattform X zu Wort: Das Video der US-Regierung sei böse und ekelhaft. Und weiter textete sie: "Bezieht nie wieder mich oder meine Musik ein, um eure unmenschliche Agenda zu unterstützen."

Starke Worte – Worte, die viele Fans einer anderen Künstlerin aktuell vermissen. Taylor Swift – mit ihrer Single "The Fate Of Ophelia" steht sie gerade schon die achte Woche auf Platz 1 der Billboard Charts. Das Weiße Haus nutzt diesen und noch zwei weitere Songs von Taylors Rekordalbum "The Life Of A Showgirl" für seine Videos – allein schon, weil diese viralen Songs den politischen Videos auf den Plattformen Reichweite verschaffen.

Warum schweigt Taylor Swift?

Doch warum schweigt Taylor Swift zu diesen Vorfällen? Egal ist es ihr sicher nicht. Hatte sie doch im US-Wahlkampf Trumps Gegnerin Kamala Harris unterstützt und in der Netflix-Doku Miss Americana meinte sie 2020 noch: "Ich möchte auf der richtigen Seite der Geschichte stehen." Eine Aussage mit Mindesthaltbarkeitsdatum?

Ein Grund, warum Taylor Swift nichts von sich hören lässt, ist möglicherweise die Angst vor einer Eskalation. In den USA gelten immer noch andere Waffengesetze. Und wenn ein Trump-Anhänger wie Charlie Kirk auf offener Straße erschossen wird, bangt sie vermutlich um die Sicherheit ihrer Fans und auch um ihre eigene. Schließlich hatte Taylor Swift in der Vergangenheit immer wieder mit Stalkern zu tun. Zwei Konzerte ihrer Eras-Tour in Wien wurden wegen Bombendrohungen abgesagt.

Die Rolling Stones verfassten Unterlassungserklärungen

Welche Möglichkeiten bleiben aber Musikerinnen und Musikern, wenn sie nicht von Trumps Regierung vereinnahmt werden wollen? Die Rolling Stones verfassten Unterlassungserklärungen. Und die White Stripes brachten sogar eine Klage gegen Trump auf den Weg, weil er unerlaubt ihren Hit "Seven Nation Army" in Wahlkampagnen benutzte.

Eine Klage mit Erfolg: Ein Videoclip, in dem Trump ein Flugzeug zur Musik der White Stripes besteigt, ist mittlerweile offline gegangen. Aber auch Sabrina Carpenter hat mit ihrem kleinen, aber feinen Kommentar im Netz ihr Ziel erreicht: Das Video vom Weißen Haus mit ihrem Song "Juno" wurde ebenfalls gelöscht. Bleibt nur die Frage: Welchen Musiker, welche Musikerin trifft Trumps Songbingo als Nächstes?

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