(Symbolbild) Gerade im Bereich Programmieren sind KIs teils schon relativ gut einsetzbar.
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(Symbolbild) Gerade im Bereich Programmieren sind KIs teils schon relativ gut einsetzbar.

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KI übernimmt Einstiegsjobs: Müssen ausgerechnet ITler zittern?

Rezession, Zölle und Co. verursachen ohnehin Job-Sorgen, da kommt aus den USA die nächste Prognose: Einstiegsjobs verschwinden, weil KI die sowieso besser kann. Ist das wirklich so? Wir haben uns in Bayern umgehört.

Eine "Job-Apokalypse" droht laut "New York Times" (externer Link; möglicherweise Bezahlinhalt) derzeit einigen Hochschul-Abgängern, nicht zuletzt im Bereich IT. Die Arbeitslosigkeit dort ist in den USA gerade ungewohnt hoch. Grund dafür könnte laut "Times" – neben Unsicherheiten durch Trumps Wirtschaftspolitik und Zurückhaltung der Tech-Branche – sein, dass KIs gerade IT-Einstiegsjobs schon jetzt gut erledigen könnten.

Die Zeitung verweist etwa auf die Aussage einer Tech-Führungskraft, deren Firma nur noch Entwickler mit mehreren Jahren Berufserfahrung einstelle, da nun KI die weniger komplexen Aufgaben erledigen könne.

Schwere statt goldene Zeiten?

Klingt nach schweren Zeiten für junge Leute, die sich für Studium oder Ausbildung im IT-Bereich entschieden haben. Lange klang das ganz anders: Kanzlerin Merkel merkte 2016 bei einer "Jugend forscht"-Preisverleihung an, dass man sich fast den Mund fusselig rede mit der Werbung für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und sprach von "sehr, sehr guten Berufschancen". Gilt das jetzt nicht mehr?

"Tatsächlich deuten einige Kennzahlen darauf hin, dass Fachkräfte in MINT-Berufen beim Berufseinstieg größere Schwierigkeiten haben könnten als noch vor einigen Jahren", erklärt Simon Janssen vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB. Grund dafür sei aber vor allem die wirtschaftliche und politische Lage.

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Chancen und Risiken

"Gleichzeitig möchte ich die Potenziale – ebenso wie mögliche Risiken – von KI keineswegs kleinreden", so Janssen. Studien zeigten, dass KI-Tools etwa die Produktivität von Mitarbeitern in Entwicklerteams steigern können. Es sei daher nicht auszuschließen, dass in Zukunft Aufgaben, die bisher MINT-Berufseinsteiger mit mittlerer Qualifikation erfüllen, von KIs erledigt werden.

Von Horror-Szenarien, wonach die Hälfte aller Einstiegsjobs von Informatikern & Co. von jetzt auf gleich durch KIs ersetzt wird, hält Janssen zugleich wenig. Solche Prognosen habe es schon in den 1960ern angesichts von Maschinen gegeben. Ob eine neue Technologie in Betrieben wirklich eingesetzt werde, hänge an viel mehr Faktoren als nur an der technischen Machbarkeit. Berufe veränderten sich durch Innovationen oftmals, verschwänden aber nicht. Zudem könnten sogar völlig neue Berufe und Tätigkeitsfelder entstehen.

Hochschulen: Wandel ja, Jobkrise nein

An der TU München beobachte man die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt sehr genau, so ein Sprecher. Tatsächlich sehe man, dass Unternehmen – auch abseits der Tech-Branche – zunehmend prüfen, welche Aufgaben von KI übernommen werden können. Gerade darum sei es wichtig, dass Studierende an der TUM weitreichende Kompetenzen etwa auch im Bereich KI erwerben.

Auch Frank-Michael Schleif von der TH Würzburg-Schweinfurt sieht die Aufgabe der Hochschule darin, die Studierenden beim Erwerb von KI-Kompetenzen zu begleiten. "Wichtig ist es, die Entwicklung nicht als Bedrohung, sondern als Wandel mit neuen Möglichkeiten zu begreifen", findet der Dekan der Informatik-Fakultät. Sowohl in München als auch Unterfranken sieht man derzeit aber eine weiterhin hohe Nachfrage nach Informatik-Absolventen.

Siemens: KI ist Werkzeug und nicht Ersatz für den Menschen

Und was sagt die andere Seite des Arbeitsmarktes, die Arbeitgeber? "Insgesamt betrachtet kann KI sicher einige der Lücken, die durch den Fachkräftemangel entstehen, schließen, sie kann aber nicht den gesamten Fachkräftemangel lösen", schreibt Technologie-Riese Siemens dem BR. Die komplexen Arbeitsfelder bei Siemens erfordern demnach Praxiswissen und Lösungsskills, für die man noch den Menschen braucht. Man sehe daher KI als Werkzeug und als sinnvolle Ergänzung, nicht als Ersatz für Menschen.

Ähnlich sieht es auch Automobilkonzern BMW. Auch dort stehe der "Mensch im Mittelpunkt", heißt es auf BR-Anfrage. KI solle Mitarbeitende bei Routine-Aufgaben entlasten, könne aber auch dabei helfen, Produktivität und Geschwindigkeit zu erhöhen. "Das im Artikel der 'New York Times' beschriebene Szenario können wir derzeit für unser Unternehmen noch nicht bestätigen", so der Sprecher.

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