"OpenAI ist jetzt in Deutschland", mit diesen Worten beginnt Brad Lightcap, operativer Geschäftsführer der amerikanischen KI-Firma "OpenAI", die offizielle Feier zur Eröffnung des ersten deutschen Büros der Firma. Markus Söder, der nach Lightcap auf die Bühne kommt, kann das nicht ganz unkommentiert stehen lassen. Ja, Bayern sei natürlich schon auch Teil von Deutschland. Aber in erster Linie sei Bayern eben Bayern.
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OpenAI und Bayerns Hightech-Agenda – ein Traumpaar?
Der bayerische Ministerpräsident freut sich sichtlich über die Eröffnung des Münchner KI-Außenpostens von OpenAI. Die Firma passe schließlich perfekt zur Hightech-Agenda des Freistaats. Gerade erst hat seine Regierung neue Milliarden für Forschung und Technologie im Freistaat angekündigt. Und bei der Postenverteilung in Berlin, verkündet Söder mit einem Grinsen, sei man auch nicht gerade leer ausgegangen. Und jetzt auch noch OpenAI in der Landeshauptstadt.
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Die Freude ist verständlich: OpenAI gilt als eine der wichtigsten Firmen im Bereich künstlicher Intelligenz und hat mit ChatGPT Ende 2022 den aktuellen KI-Boom ausgelöst. Dass sich das Unternehmen für München entschied - statt für Berlin oder andere deutsche Städte – wertet die bayerische Politik als Bestätigung ihrer Hightech-Strategie. Bayern werde alles tun, um die Firma im Land zu halten, verspricht Söder: "Macht euch hier breit!"
Nur zehn Mitarbeiter, aber große Erwartungen
Doch Söders Hoffnung auf neue Hightech-Arbeitsplätze könnte noch etwas verfrüht sein: Nur etwa zehn Angestellte arbeiten in der neuen Niederlassung. Die nächsten ChatGPT-Versionen werden weiterhin in Kalifornien entwickelt. Das Münchner Büro soll hauptsächlich deutsche Unternehmenskunden betreuen – wie die Sparkassen, die gerade ChatGPT für alle 300.000 Mitarbeiter einführen.
Zwar verspricht sich die Politik starkes Wachstum in den kommenden Jahren, nach dem Vorbild anderer Tech-Giganten wie Google oder Microsoft, die mittlerweile tausende Mitarbeiter in München beschäftigen. Doch konkrete Zusagen gab OpenAI nicht.
Google stiehlt die Show mit Video-Revolution
Während in München Politik und Tech-Community noch feierten, sorgten gleich mehrere Konkurrenz-Ankündigungen für Aufsehen. Suchmaschinenriese Google stellte Anfang der Woche eine ganze Reihe neuer KI-Innovationen vor, darunter auch sein neues Video-Modell "Veo 3". Im Gegensatz zu älteren Modellen wie OpenAI’s "Sora" erstellt Veo 3 komplexe, zusammenhängende Sequenzen mit präziser Kameraführung und Beleuchtung – und vor allem auch mit Ton. Letzteres ist ein Novum in der KI-Welt und hebt Googles Video-Modell zumindest für den Moment in eine eigene Liga.
Anthropic überrascht mit "Claude 4"
Auch OpenAI-Konkurrent "Anthropic" mischte sich in die Münchner Eröffnungswoche ein und stellte überraschend "Claude 4" vor – die neueste Version seines ChatGPT-Rivalen. Erste Nutzerberichte fallen durchweg positiv aus, besonders beim Programmieren soll Claude 4 deutlich besser abschneiden als bisherige Modelle.
Die Ankündigung von Anthropic kam fast zeitgleich zu Söders Rede auf der Bühne in München. Während OpenAI Büros eröffnet und den Vertrieb seiner Produkte an Unternehmenskunden voranbringen will, arbeitet die Konkurrenz im Silicon Valley an den nächsten technologischen Sprüngen.
Aufholjagd statt Marktführung
Auch OpenAI selbst kündigte in den letzten Tagen neue Projekte an. Mitte der Woche gab die Firma den Kauf eines bisher geheimen Start-ups von iPhone-Designerlegende Jony Ive bekannt, für 6,5-Milliarden Dollar. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen eine neue Generation KI-getriebener Hardware-Geräte entwickeln. Doch die Ankündigung ist noch vage und unkonkret. Wie solche KI-Geräte aussehen könnten und wann sie kommen, ist völlig offen.
Die Münchner Büro-Eröffnung zeigt damit ein Dilemma: OpenAI, einst Pionier der generativen KI, muss zunehmend auf Konkurrenz-Entwicklungen reagieren, statt den Markt zu führen. Während Google mit Veo 3 neue Maßstäbe setzt und Anthropic mit Claude 4 technisch nachlegt, beschränkt sich OpenAI auf Expansion und Hardware-Versprechen. Für Bayern mag das gut sein – für OpenAIs Innovationskraft ist es ein gemischtes Signal.
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