Als Donald Trump im Januar seine zweite Amtszeit antritt, sitzen auf der Ehrentribüne Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, und andere Tech-Bosse. Natürlich ist auch Elon Musk da. Der wahre Architekt dieser Tech-Politik-Allianz ist aber gar nicht anwesend: Peter Thiel. Der in Frankfurt geborene Milliardär hat über Jahrzehnte ein Netzwerk aufgebaut, dessen Einfluß heute bis in die neue Regierung reicht.
Vizepräsident J.D. Vance, KI-Berater David Sacks, Dutzende Menschen in weiteren Positionen – sie alle verdanken ihre Karrieren dem PayPal-Mitgründer. Thiel-Biograf Max Chafkin hat einen Namen für dieses Netzwerk geprägt: das "Thielverse", also das Universum von Peter Thiel.
Das Netzwerk aus Stanford
Geboren in Frankfurt und als Kind mit den Eltern ausgewandert, beginnt Peter Thiels US-Geschichte in den späten 80ern in Stanford. Frustriert von der liberalen Campus-Kultur gründet er die konservative Studentenzeitung "Stanford Review" – bis heute eine Kaderschmiede für seine Unternehmen. Keith Rabois, David Sacks, Ken Howery: Viele Mitarbeiter der "Review" landen später bei PayPal und anderen Thiel-Firmen.
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Das Muster ist immer gleich: junge, ehrgeizige Männer aus Elite-Unis, die bereit sind, Regeln zu brechen und das Establishment zu provozieren. Und auch nach dem Verkauf von PayPal an Ebay im Jahr 2002 unterstützen sie sich weiterhin gegenseitig - bald bekannt im Valley unter dem legendären Namen "PayPal-Mafia". Das Netzwerk ist bis heute eines der einflussreichsten des Silicon Valley – und hat nun den Sprung nach Washington geschafft.
Vance als Thiels Meisterstück
J.D. Vance ist das beste Beispiel für Thiels Herangehensweise. Als Jurastudent in Yale hörte Vance einen Vortrag von Thiel – und war fasziniert von dessen Verbindung aus Scharfzüngigkeit, Erfolg und christlichem Glauben. Thiel holte Vance ins Silicon Valley, griff ihm beruflich unter die Arme und finanzierte später mit 15 Millionen Dollar seinen Senatswahlkampf. Ohne Thiel wäre der heutige Vizepräsident wohl nie Politiker geworden. Vance ist der lebende Beweis für Thiels langfristige Strategie: Nicht selbst an die Macht, sondern Leute in Position zu bringen.
Silicon Valley als Staatsmodell
Hinter Thiels Netzwerk steht eine radikale Vision: Staaten sollten wie Unternehmen geführt werden. Demokratie sei zu langsam, zu ineffizient für technologischen Fortschritt. Lieber einen CEO als Präsident, Bürger als Aktionäre, Politik als Rendite-Optimierung. Was in den 90ern als libertäre Spinnerei begann, entwickelte sich zu einer autoritären Überzeugung: Wenn Freiheit und Demokratie nicht vereinbar sind, dann muss die Demokratie weichen.
Thiel bewundert Philosophen wie Carl Schmitt und sieht Amerika als letzte Bastion gegen eine globale "Wohlfahrtsdiktatur". Seine schwimmenden Städte auf dem Meer blieben Utopie – aber seine politischen Träume könnten jetzt Realität werden.
Das Thielverse regiert mit
Thiels Einfluss reicht heute bis ins Weiße Haus. Neben J.D. Vance sitzen Dutzende seiner Protegés in Schlüsselpositionen: vom Technologieberater bis zum Nationalen Sicherheitsrat. Mark Zuckerbergs Kehrtwende bei den Faktenchecks, das Ende der Diversitätsprogramme in Großkonzernen – überall zeigt sich in den USA der "Vibe Shift" nach rechts, den Thiel jahrzehntelang vorbereitet hat.
Während Trump und Musk das Spektakel lieben, denkt Thiel schon an die Zeit nach Trump. Mit Vance als möglichem Nachfolger könnte das Thielverse Amerika noch lange prägen – und dabei die liberale Demokratie im Land stärker unter Druck setzen als alles andere zuvor.
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