Die EU verdächtigt den Internetriesen Google, seine Künstliche Intelligenz rechtswidrig mit den Online-Inhalten Dritter gefüttert zu haben. Die Brüsseler Wettbewerbshüter vermuten nach Angaben vom Dienstag, dass der Konzern seine Quellen für die KI-Übersicht in der Google-Suche nicht angemessen bezahlt und seine KI mit YouTube-Videos trainiert. Bestätigen sich die Vorwürfe, droht Google ein hohes Bußgeld.
Muss Google Autoren für KI-Übersicht bezahlen?
In dem Verfahren geht es um die mithilfe von KI erstellte Übersicht, die seit einigen Monaten ganz oben in den Ergebnissen fast jeder Google-Suche auftaucht. Diese Übersicht basiert auf Inhalten, die im Internet frei verfügbar sind – etwa über das Online-Lexikon Wikipedia oder Nachrichtenseiten.
Die EU-Kommission vermutet, Google nutze diese Daten, ohne den Inhabern der Websites "eine angemessene Vergütung zu zahlen und ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, eine solche Nutzung ihrer Inhalte abzulehnen". Hinzu komme, dass sich keine andere Website mit Google anlegen wolle: Alle seien für ihr Geschäft darauf angewiesen, in der Google-Suche aufzutauchen.
Auch die Ersteller von YouTube-Videos gehen bisher leer aus
In den Brüsseler Ermittlungen geht es außerdem um den Videodienst YouTube, der ebenfalls zu Google gehört. Die Kommission vermutet, dass der Konzern auf YouTube hochgeladene Videos nutzt, um sein KI-Modell zu trainieren – ebenfalls ohne die Ersteller dafür zu bezahlen. Sie haben demnach keine Möglichkeit, dieser Nutzung zu widersprechen, wenn sie YouTube weiter nutzen wollen.
Der Kommission geht es in dem Verfahren einerseits darum, dass die Urheber der Inhalte unfair behandelt werden. Zudem geht es um die Marktmacht Googles im Wettbewerb mit anderen KI-Anbietern, die ihre Modelle nicht mit YouTube-Videos füttern können.
Eine Frist für die Ermittlungen gibt es nicht. Bestätigen sich die Vorwürfe, droht Google ein Bußgeld in Höhe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Erst im September hatte die Kommission in einem anderen Fall eine Strafe von fast drei Milliarden Euro gegen Google verhängt, damals ging es um das Geschäft mit Werbung.
Trump-Regierung kämpft gegen Online-Regulierung
Das Vorgehen der EU gegen die großen US-Internetkonzerne stößt dabei auch auf den Widerstand der aktuellen US-Regierung. Präsident Donald Trump hatte gerade erst eine von der EU verhängte Strafe gegen die Plattform X des Milliardärs Elon Musk kritisiert. Die Strafe sei "nasty" und er verstehe nicht, wie die EU diesen Schritt rechtfertigen könne, sagte Trump vor Reportern im Weißen Haus. "Europa muss sehr vorsichtig sein."
Die USA hatten schon vor Monaten die EU vor der Verhängung von Strafen gewarnt und auch Druck auf die Regierungen der EU-Staaten ausgeübt. Der Vorstoß ist Teil eines Kurses der Trump-Regierung, eine mutmaßliche Zensur konservativer Stimmen auf Online-Plattformen zu bekämpfen.
Mit Material von AFP und Reuters
Es gleicht einem Kräftemessen: Die EU versucht ihre Wettbewerbsregeln auch gegen die mächtigen US-Internetkonzerne durchzusetzen.
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