Werbung auf WhatsApp: Was soll das?
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Werbung auf WhatsApp: Was soll das?

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Werbung auf WhatsApp: Was soll das?

Meta zeigt erstmals Werbung im Messenger WhatsApp – und bricht damit ein jahrealtes Versprechen. Was bedeutet das für die Privatsphäre der Nutzer?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

WhatsApp bekommt Werbung. Meta, der Konzern hinter Facebook, Instagram und WhatsApp hat am Montag offiziell angekündigt, dass in dem Messenger erstmals Anzeigen erscheinen werden. Für die zwei Milliarden Nutzer weltweit markiert das einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der App – auch wenn sich zunächst wenig an der gewohnten Nutzung ändern wird.

Wo erscheint bald WhatsApp-Werbung?

Die neuen Anzeigen werden nicht in den privaten Chats auftauchen, sondern ausschließlich im sogenannten "Updates"-Tab. Dort teilen Nutzer ihre Status-Nachrichten – ähnlich wie bei Instagram Stories. In diesem Bereich können Texte, Fotos, Sprachnachrichten oder Videos veröffentlicht werden, die nach 24 Stunden wieder verschwinden.

"Wir haben jahrelang über unsere Pläne gesprochen, ein Geschäft aufzubauen, das deine persönlichen Chats nicht unterbricht, und wir glauben, dass der Updates-Tab der richtige Ort für diese neuen Funktionen ist", erklärt Meta in einer Mitteilung. Etwa 1,5 Milliarden Menschen nutzen den Status-Bereich täglich. Zusätzlich zu den Anzeigen führt WhatsApp kostenpflichtige Abonnements für Content-Creator und beworbene Kanäle ein, wenn Nutzer nach neuen Inhalten suchen.

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Liest WhatsApp meine Nachrichten?

WhatsApp könnte die Anzeigen personalisieren, aber nicht auf Basis der privaten Nachrichten. Das wäre auch technisch kaum möglich, da WhatsApp seine Chats Ende-zu-Ende verschlüsselt. Stattdessen nutzt Meta "begrenzte" Informationen wie das Land oder die Stadt der Nutzer, die Sprache, welche Kanäle sie abonniert haben und wie sie mit Werbung auf der Plattform interagieren. "Wir werden niemals deine Telefonnummern an Werbetreibende verkaufen oder weitergeben", verspricht Meta. Auch die Inhalte von Nachrichten, Anrufen oder Gruppen würden nicht für Werbung verwendet.

Für Meta ist WhatsApp damit eine weitere Einnahmequelle in einem bereits florierenden Werbegeschäft. Das Unternehmen verdiente im vergangenen Jahr mehr als 160 Milliarden Dollar mit Werbung, fast ausschließlich über Facebook und Instagram.

Was ist mit Instagram und Facebook?

Eine Frage, die sich nun viele stellen: Wird Meta auch Instagram- und Facebook-Daten für die Werbe-Personalisierung heranziehen? Meta zufolge sollen Informationen aus Facebook- und Instagram-Konten in die Werbeauswahl auf WhatsApp einfließen können – allerdings nur, wenn Nutzer ihr WhatsApp-Profil freiwillig im „Account Center“ verknüpfen. Kritiker wie die Organisation NOYB zweifeln jedoch, ob das „Opt-in“ wirklich freiwillig bleibt.

Laut dem Digital Markets Act (DMA) der EU ist es Gatekeepern wie Meta untersagt, personenbezogene Daten aus verschiedenen Kerndiensten ohne „freiwillige und informierte Zustimmung“ zusammenzuführen. Sollten Facebook- und Instagram-Daten nun auch für WhatsApp-Werbung genutzt werden, müsste Meta eine gleichwertige, weniger personalisierte Variante anbieten – sonst drohen juristische Schritte.

Das Ende eines Versprechens

Dabei war WhatsApp ursprünglich explizit als werbefreie Alternative gedacht. Nach der Übernahme durch Facebook 2014 hatte WhatsApp noch mit Nachdruck versprochen, im Messenger solle es auch in Zukunft keine Werbung geben: "Und du kannst dich absolut darauf verlassen, dass deine Kommunikation nicht durch Werbung gestört wird."

Die WhatsApp-Gründer Jan Koum und Brian Acton, die ursprünglich vehement gegen Werbung waren, haben das Unternehmen bereits 2018 verlassen. Elf Jahre nach der Übernahme ist von der versprochenen Eigenständigkeit nicht mehr viel übrig.

Wer komplett auf werbefreie Messenger setzen möchte, hat weiterhin Alternativen. Apps wie Signal oder Threema verzichten vollständig auf Werbung und Datensammlung. Beide setzen ebenfalls auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, haben aber deutlich weniger Nutzer als WhatsApp.

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