Am 30. Mai 2005 schoss sich Patrick Milchraum in die Geschichtsbücher. Der Mittelfeldspieler wandte beim Eröffnungsspiel der Allianz Arena auf dem ganz neuen Rasen einen ganz alten Trick an, um beim Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg seinen Gegenspieler auszuspielen. Ball rechts vorbei legen, links vorbeilaufen - Abschluss, drin. Im Tor und in der Fußballhistorie: Die Ehre, das erste Tor in der Allianz Arena erzielt zu haben, gehörte einem Sechziger. Bei der Partie, die nach Toren von Lance Davids und Daniel Baier mit 3:2 für 1860 endete, stimmten die Löwenfans immer wieder den Gesang "Hier regiert der TSV" an - eine Aussage, die sich nun, 20 Jahre nach der Eröffnung, nicht mehr halten lässt.
"Brüh im Lichte" und Deisler-Tor: Der FC Bayern zieht ein
Niemand wird am 20. Jahrestag der Arena der Aussage widersprechen, die einen Tag später formuliert wurde: "Hier regiert der FCB" skandierten da nämlich die Anhänger des FC Bayern in ihrer neuen Heimat. Festlich weihte der deutsche Rekordmeister das Stadion in Fröttmaning mit einem Testspiel gegen die Deutsche Nationalmannschaft ein. Vor damals noch 66.000 Anhängern (heute ist die Kapazität mittlerweile auf 75.000 gewachsen) durfte die Sängerin Sarah Connor die Nationalhymne zum Besten geben und sorgte mit mangelnder Textsicherheit für den einprägsamsten Moment des Freundschaftsspiels. "Brüh im Lichte dieses Glückes", verträllerte sie sich.
Das erste FC-Bayern-Tor erzielte übrigens Sebastian Deisler. Die FCB-Premierensaison verlief direkt standesgemäß. Der FC Bayern wurde Meister und durfte zum ersten Mal die Schale in der Allianz Arena in die Höhe stemmen. Bei den Löwen ging die erste Saison in der Arena deutlich holpriger los. Einen Punkt war der TSV am Ende von den Abstiegsrängen entfernt. Trotz einer sportlich schwierigen Saison kamen im Schnitt mehr als 40.000 Zuschauer - bis heute der Vereinsrekord.
Im Video: Der TSV 1860 zieht in die Allianz Arena ein
Der TSV 1860 eröffnet die Allianz Arena
WM 2006: Zu Gast bei Freunden
Anschließend an die erste Saison folgte das erste ganz große Highlight: Das Eröffnungsspiel bei der WM 2006 fand in München statt. Auf eine Eröffnungsfeier mit Pelé, Claudia Schiffer, Goaßlschnalzern und Schuhplattlern, Herbert Grönemeyer und Goleo folgte die spielerische Eröffnung per Traumtor von Philipp Lahm in der 6. Minute. Miroslav Klose (2x) und Thorsten Frings sorgten für ein 4:2 gegen Costa Rica. Vier Gruppenspielen, das Achtelfinale zwischen Deutschland und Schweden (2:0) und das Halbfinale, in dem sich Frankreich gegen Portugal durchsetzte, folgten noch.
Finale Dahoam und Robben-Pfiffe
Das nächste ganz große Highlight in der Allianz Arena stand im Jahr 2012 an: Das Champions-League-Finale wurde erstmals in dem Münchner Stadion ausgetragen - und der FC Bayern hätte sich gegen den FC Chelsea in der eigenen Stadt krönen können. Es kam anders. Didier Drogba glich in der 88. Minute aus, Arjen Robben vergab in der Verlängerung einen Elfmeter und im Elfmeterschießen versagten den Münchnern abermals die Nerven.
Es war eine der schlimmsten Nächte in der Geschichte des FC Bayern. Für einige Anhänger war der Schuldige schnell gefunden: Robben. Der gastierte nur drei Tage später mit den Niederlanden in derselben Arena - und wurde von den heimischen Fans ausgepfiffen. "Es war eine brutale Phase. Damals lief einiges falsch. Natürlich hatte ich kurz überlegt, ich muss hier weg, es geht nicht mehr", erklärte Robben später.
Robben blieb und war Teil der beeindruckenden Titelserie, die der FC Bayern hinlegte: Elfmal hintereinander stemmten die Münchner die Meisterschale in der Arena in die Höhe, wurden 2013 und 2020 Champions-League-Sieger.
Krawall und Abstieg: Der TSV 1860 zieht aus
Für den Erzrivalen aus München lief es weniger gut. Die Zuschauerzahlen gingen dramatisch nach unten. Der Giesinger Klub wurde mit der Hightech-Arena nicht warm. Die hohen Fixkosten bei leeren Rängen rissen tiefe Löcher in die ohnehin klammen Kassen des Vereins. Sportlich war man weit von einer Rückkehr in die Bundesliga entfernt - ausgemachtes Ziel beim Umzug nach Fröttmaning. Alles steuerte auf den Negativhöhepunkt am Ende der Saison 2016/17 zu. Der TSV 1860 war auf Rang 16 der 2. Bundesliga gelandet und musste in die Relegation. Gegen den SSV Jahn Regensburg machte das 1:1 aus dem Hinspiel Hoffnung auf den Klassenerhalt. Doch ein blutleerer Auftritt und ein 0:2-Rückstand sorgte beim Münchner Anhang für Frust.
In der 83. Minute flog auf den Rasen, der eine goldene Zukunft versprechen sollte und mit Feuerwerken eingeweiht wurde, erneut ein Feuerwerkskörper. Diesmal kam er aus dem Fanblock der Nordkurve. Es folgten Sitzschalen, Stöcke und andere Gegenstände. Minutenlang war die Partie unterbrochen. Die Polizei musste einen Platzsturm verhindern, damit das Spiel zu Ende gebracht werden konnte. Es war das letzte Spiel des TSV 1860 München in der Allianz Arena.
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