Kira Weidle-Winkelmann im Training in St. Moritz
Bildrechte: DPA - KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

Kira Weidle-Winkelmann versucht, in St. Moritz den Grundstein für eine erfolgreiche Saison zu legen

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Weidle-Winkelmann: Mit "Bella Napoli" zurück in die Weltspitze

Kira Weidle-Winkelmann kämpft nach einem schwierigen Winter um die Rückkehr in die Weltspitze. Ein neuer Ansatz soll der Starnbergerin helfen. Vor dem Start der Speed-Saison in St. Moritz gibt es positive Signale, doch der Fokus liegt auf Olympia.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ihr Winter hatte noch gar nicht begonnen, da erlebte Kira Weidle-Winkelmann schon den ersten Rückschlag. Rund sieben Wochen vor dem Auftakt der Speed-Saison mit der Abfahrt am Freitag in St. Moritz brach sich die Starnbergerin im Training nach einem Außenski-Fehler die Nase.

Von der Verletzung samt nachfolgender Operation ließ sich die 29-Jährige aber nicht unterkriegen. Auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlichte sie ein Video ihres Sturzes und ein Bild aus dem Krankenhaus, welche sie augenzwinkernd mit den Hashtags "#nosejob" und "#außenskiistderchef" versah.

Weidle-Winkelmann mit neuem Ansatz

Dass die Mitglieder des alpinen Ski-Zirkus' hart im Nehmen sind, ist an sich nichts Neues. Doch Weidle-Winkelmanns Post kann eben nicht nur als Branchen-üblicher Sarkasmus gelesen werden, sondern auch als ein Zeichen für eine neue Herangehensweise.

Die Athletin des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) will wieder frisch angreifen, nachdem sie im vergangenen Winter den Erwartungen hinterhergefahren war und dabei fast genauso oft ausschied (dreimal) wie die besten Zehn (fünfmal) knackte. Damit es in der nun beginnenden Olympia-Saison anders läuft, habe sie im Sommer einige Dinge umgestellt, berichtete die gebürtige Stuttgarterin gegenüber BR24Sport.

Weidle-Winkelmann: "Mehr mentale Arbeit"

Die Änderungen hätten sich dabei weniger um das "Skitechnische" gedreht. Stattdessen habe sie "eigentlich mehr mentale Arbeit" geleistet, so die deutsche Speed-Hoffnung. Das Ziel? "Vor allem – ganz, ganz wichtig bei mir – Spaß am Skifahren zu haben. Auch wenn vielleicht mal ein Schwung oder ein Lauf daneben geht: Das kommt einfach vor, wir sind keine Maschinen", erklärte Weidle-Winkelmann ihren neuen Ansatz.

Auch Rückschläge wie die gebrochene Nase aus der Vorbereitung sollen allenfalls temporäre Bremsblöcke sein - keine dauerhaften Straßensperren auf dem Weg zu den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Damit die Freude auch in schwierigen Momenten nicht verloren geht, hat Weidle-Winkelmann ein spezielles Mittel für sich gefunden.

"Bella Napoli" hilft Weidle-Winkelmann

"Ab und zu im Lift mit meinem Servicemann mal ein kleines Liedchen singen", hilft ihr bereits, wie das Speed-Ass enthüllte. Insbesondere ein Song hat es ihr angetan: "Wir singen gerne. Zur Wiesn-Zeit hatten wir sehr viel Inspiration. Da war 'Bella Napoli' (der Band "Roy Bianco & die Abbrunzati Boys", Anm. d. Red.) auch bei uns im Sessellift ein großes Thema."

Wenn nicht gerade Italo-Schlager geträllert wird, liegt der Fokus aber voll auf dem Saison-Höhepunkt. Die Winterspiele finden dieses Mal auf der Olimpia delle Tofane statt, der Piste auf der Weidle-Winkelmann mit WM-Silber in der Abfahrt 2021 den bis dato größten Erfolg ihrer Karriere feierte.

Weidle-Winkelmann stapelt tief

Die Vorzeichen könnten also kaum besser sein, aber die fünfmalige Deutsche Meisterin bleibt vorsichtig: "Es ist ein schönes Gefühl, wenn man da schon Erfolge gefeiert hat. Ich habe in den letzten Jahren aber leider auch lernen müssen, dass es kein Selbstläufer ist, sondern dass jedes Jahr neue Gegebenheiten sind - neuer Schnee, man selber fährt vielleicht ein bisschen anders."

Selbst die Teilnahme an den ersten europäischen Olympischen Spielen ihrer Laufbahn hält Weidle-Winkelmann nicht für selbstverständlich. Sie wisse "noch gar nicht, ob ich mich qualifiziere", stieg die Sportsoldatin auf die Euphorie-Bremse.

Hilft "Bella Napoli" auch gegen die Wolkendecke?

Im Abfahrtstraining in St. Moritz scheint sich Weidle-Winkelmanns neue Mentalität bereits bezahlt zu machen. Einem 13. Platz und 1,19 Sekunden Rückstand aus dem ersten Übungslauf am Mittwoch ließ sie am Donnerstag in der zweiten Runde Rang sieben folgen, wobei sie nur 26 Hundertstel hinter der Tagesbesten Joana Hählen aus der Schweiz lag.

Im Anschluss an das zweite Training standen für Weidle-Winkelmann die Bedingungen im Fokus. "Der Schnee ist super", sagte sie dem BR, bevor sie mit Blick auf die Lichtverhältnisse erklärte: "Aber die Sicht macht es einfach unglaublich schwer." Zum Rennen soll sich das Wetter bessern. Und sollte es nicht so kommen, kann Weidle-Winkelmann testen, ob "Bella Napoli" nicht nur gegen Sorgenfalten hilft, sondern auch gegen Wolkendecken.