Felix Neureuther und Philipp Nagel
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Neureuther zur Sicherheit-Debatte: "FIS muss Machtwort sprechen"

Nach dem Tod von Matteo Franzoso fordert Felix Neureuther im Podcast "Pizza & Pommes" ein klares Handeln des Weltskiverbandes. Die FIS müsse den Athleten die Angst nehmen und Trainer entlasten.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Schon Monate vor dem Start der Speed-Saison ist die Sicherheit im Skirennsport in den Fokus gerückt. Auslöser war der Unfalltod von Matteo Franzoso. Der italienische Skirennläufer war Mitte September in Chile an den Folgen eines Trainingssturzes gestorben. In der emotionalisierten und oft unübersichtlichen Sicherheitsdebatte fordert Felix Neureuther klares Handeln vom Weltskiverband FIS.

Neureuthers Forderung: FIS muss endlich handeln

In der aktuellen Folge des BR24Sport-Podcasts "Pizza & Pommes" sagt der ehemalige Skirennläufer: "Es muss jetzt auch passieren, dass von Seiten der FIS mal ein Machtwort gesprochen wird und zwar ein vernünftiges, damit sich die Athletinnen und Athleten wieder sicherer fühlen können, damit ihnen ein Stück weit auch die Angst genommen wird."

Sicherheitslücken bei Speed-Trainings aufgedeckt

In den Wochen nach Franzosos Tod war vor allem die Sicherheit bei Speed-Trainings in den Fokus der Debatte gerückt: Offizielle Weltcup-Strecken werden weit voraus - meist im Sommer - geprüft. Im Winter gibt es weitere Kontrollen, während des Rennens sorgen Netze, Zäune und perfekt eingespielte Rettungsketten für ein Level an Sicherheit, das im Trainingsalltag nur schwer erreicht werden kann.

"Die Sicherheitsinfrastruktur, die eben beim Weltcup-Rennen top gegeben ist, was Absicherung anbelangt mit Netzen, mit Airfences (luftgefüllte Kunststoffkissen, Anm.d.Red.) vor Hindernissen. Solche Voraussetzungen haben wir in den seltensten Fällen im Training", sagt auch Charly Waibel, der sich als Bundestrainer Wissenschaft beim Deutschen Skiverband (DSV) auch mit Sicherheitsmaßnahmen und -technologien beschäftigt.

Neureuther: Trainer müssen entlastet werden

Bisher waren die Nationalverbände und damit die Trainer für die Sicherheit bei Trainings verantwortlich. Nur wenige Betreuer müssen Netze und Zäune aufbauen, die Kurse stecken, die Einheiten strukturieren. Sie leisten in Trainings das, wofür bei Weltcup-Rennen Hunderte von Menschen zuständig sind.

"Es muss etwas her, dass den Trainern diese Arbeit auch erleichtert wird. So eine Abfahrtspiste abzusperren, das dauert Wochen, um das vernünftig zu machen", fordert Neureuther.

Sind homologierte Trainingsstrecken die Lösung?

"Weltcupstrecken sind alle homologiert", erklärt Felix Neureuther in "Pizza & Pommes". Die Streif in Kitzbühel, die Lauberhorn-Abfahrt in Wengen, die Stelvio in Bormio - all diese Strecken werden also genau geprüft und auf ihre Weltcup-Tauglichkeit getestet. Neureuther findet, auch Trainingspisten müssten "auf höchste Sicherheitsstandards" homologisiert werden: "Dann gibt es halt nur noch ein paar Orte auf diesem Planeten, wo du Abfahrt trainieren kannst."

Die Idee ist keine neue: Schon jetzt gibt es Skigebiete, die Speed-Trainingsstrecken anbieten, darunter Zermatt (Schweiz), Copper Mountain (USA) und neuerdings auch Pass Thurn (Österreich). "Vielleicht müssen wir an den Punkt kommen, wo es einfach nur noch diese Abfahrtspisten gibt, wo du dann dort trainieren kannst."

Vergleich: Skirennsport und Motorsport-Sicherheitsstandards

Ein anderer Ansatz sind offizielle Trainings nach dem Vorbild MotoGP oder Formel 1. Athleten dürften dann nur Trainings absolvieren, die von Nationalverbänden oder der FIS offiziell veranstaltet werden - so wie im Vorfeld von Weltcup-Wochenenden, wenn Athleten ein oder zwei Trainings auf der Rennstrecke absolvieren.

Schon vergangene Saison hatte ein tödlicher Trainingssturz den Skirennsport vor eine Zerreißprobe gestellt. Matilde Lorenzi, eine italienische Nachwuchsathletin, war im Oktober 2024 gestorben. 2018 trauerte die Skiwelt um den französischen Weltcup-Athleten David Poisson und um den Oberammergauer Max Burkhart.

Hinzu kamen fatale Stürze von Topathleten wie Cyprien Sarrazin, Aleksander Aamodt Kilde oder Alexis Pinturault, die allesamt schwere Verletzungen zur Folge hatten.

Neue FIS-Regeln: Neureuther sieht keinen Fortschritt

Auf zunehmende Kritik - auch aus dem Athleten-Lager - reagierte die FIS mit neuen Regeln: Der Weltskiverband führte eine Airbag-Pflicht für Speed-Rennen, das obligatorische Tragen von schnittfester Skiunterwäsche und ein Verbot von Carbon-Schienbeineinlagen ein.

Felix Neureuther aber sagt: "Das ist nicht die Lösung des Problems. Wenn du eine radikale Lösung haben willst, dann musst du das Material weniger aggressiv gestalten", so der 41-Jährige. Auch DSV-Trainer Waibel bezeichnet die Regeln der FIS als "Aktionismus".

Die Sicherheit im Skirennsport hängt eben von vielen verschiedenen Faktoren ab: Netze, Zäune, das Material, die Strecken, der dicht getaktete Rennkalender. In diesem Durcheinander sei jetzt eben die FIS gefordert, so Neureuther.

Im Video: Todesfälle im Skirennsport: Was hat sich seither getan?

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Bildrechte: www.instagram.com/m.burkhart (Max Burkhart/@m.burkhart)
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