Gründerin Aimie-Sarah Carstensen sitzt in einem Café vor einer Staffelei und malt.
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Frauen sind in der Startup-Szene unterrepräsentiert. 2024 lag ihr Anteil bei nur 18,8 Prozent und ist damit sogar leicht gesunken.

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Gründen als Frau: Wie "ArtNight" zum Startup-Wunder wurde

Noch immer gründen deutlich mehr Männer als Frauen Startups. Aimie-Sarah Carstensen wusste das nicht. Sie hat ihren Job gekündigt und eines der erfolgreichsten deutschen Startups geschaffen. Wie das funktioniert hat, erzählt die ARD-Doku Money Maker.

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"Hattest du einfach alleine die Idee und hast dann die Künstler gesucht?", fragt eine junge Frau die Unternehmerin Aimie-Sarah Carstensen. Die beiden treffen sich in einem Café in Unterföhring, wo gerade die "ArtNight" stattfindet. Ein Format, das Carstensen veranstaltet. Ihre Geschichte ist eine Gründungsgeschichte mit Höhen und Tiefen und ein Fall, der beispielhaft für Frauen im Startup-Bereich steht.

ARD-Doku Money Maker: Mit Malen zu Millionen

Während vieles ins Digitale wandert, setzt Carstensen auf echte Begegnungen: In ihren Malkursen und "ArtNights" bringt sie Menschen zusammen. Bars, Restaurants und Cafés öffnen dafür ihre Räume und machen Umsatz mit den Teilnehmenden. Carstensens Firma engagiert regionale Künstlerinnen und Künstler, die die Kurse vor Ort leiten. Über ihre digitale Plattform bietet sie mittlerweile über 1.000 Kurse pro Monat an.

Welche Entscheidungen Carstensen nicht wieder treffen würde und wie ihr Weg voller Hochs und Tiefs verlief: Jetzt die ganze Money Maker-Doku in der ARD Mediathek streamen.

Im Video: So gelang die Gründung von ArtNight

Aimie Carstensen hält ein Gemälde mit nach oben ansteigendem Pfeil in den Händen, im Hintergrund ein Art Night Event mit malenden Personen an Leinwänden.
Bildrechte: ©Farina Deutschmann, Izzy Dempsey; Montage & Bearbeitung: BR; Gemälde mit Pfeil mit KI erzeugt
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Money Maker Aimie Carstensen

Ein Sprung ins kalte Wasser: Festanstellung vs. Selbstständigkeit

Gegründet hatte Carstensen mit einem Kompagnon – mittlerweile ist sie alleinige Geschäftsführerin. Damals hatten die beiden auf der vormals als "Ebay-Kleinanzeigen" bekannten Plattform nach Künstlern gesucht, Malmaterial gekauft und ihre Idee einfach ausprobiert. Als sie gemerkt hat, dass es läuft, hat sich Carstensen gegen eine Karriere beim Medienkonzern Bertelsmann entschieden und einen "Lifestyle-Switch" gemacht. Sie hat auf eine Festanstellung mit gutem Gehalt verzichtet und sich stattdessen für größere Unsicherheiten entschieden.

Inzwischen ist Carstensens Firma eine der größten Plattformen für kreative Erlebnisse in Europa und hat einen Marktwert im achtstelligen Bereich. Ein großer Schub kam durch einen Auftritt in der Fernsehshow "Die Höhle der Löwen". Unternehmer und Investor Georg Kofler saß in der Jury und wollte investieren. Ihn überzeugte vor allem das Geschäftsmodell, das Menschen in digitalen Zeiten zusammenbringt. Und die zugehörige digitale Plattform, die skalierbar ist. Insgesamt hat Carstensen zehn Millionen Euro Wagnis-Kapital eingesammelt. Exponentielles Wachstum war die Folge – inklusive Expansion in mehrere Länder.

Gründen als Frau? Noch immer ungewöhnlich

Rückblickend sagt Carstensen, dass sie ein bisschen übermütig war. In der Pandemie sei der Umsatz gegen null gegangen, das Auslandsgeschäft musste dichtgemacht werden, ein Großteil der Beschäftigten musste gehen. "Menschen zu entlassen, ist eine wahnsinnig harte Entscheidung und gleichzeitig war es aber richtig und hat das Unternehmerische […] wieder leichter gemacht, weil wir natürlich weniger Kosten hatten", erinnert sie sich. Danach hat sich die Firma erholt. Heute expandiert sie wieder und liefert neue Produktideen – wie das Bemalen von Austernschalen.

Hätte sie anders gegründet, wenn sie ein Mann wäre? Das weiß Carstensen nicht, aber sie merkt an, dass Frauen oft mehr Ängste hätten zu gründen und sich öfter überlegen würden, ob sie das Risiko eingehen wollen. Die Zahlen belegen: Carstensen ist eine von wenigen. In Deutschland sind es nur knapp zehn Prozent der Startup-Investitionen, die in Unternehmen von Gründerinnen fließen. Im vergangenen Jahr waren das in Deutschland 780 Millionen Euro.

Startup-Verband will Frauen sichtbarer machen

Dafür gibt es mehrere Gründe, meint Magdalena Oehl vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. Einerseits würden Männer häufiger in Bereichen gründen, in die sowieso mehr Geld fließt, wie KI oder Tech. Andererseits gebe es psychologische Faktoren. Investoren wollten häufiger in Menschen investieren, die ihnen möglichst ähnlich sind – das heißt: Männer investieren lieber in Männerideen, so erklärt es Oehl.

Der Bundesverband Deutsche Startups e. V. sieht die Gründe für den Gender-Gap auch in fehlenden Vorbildern für junge Frauen. Bei Männern fassen rund zwei Drittel der Startup-Gründer diesen Entschluss bereits in der Jugend – bei Frauen liegt der Anteil bei 43 Prozent. Probleme gibt es auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung im Auftrag des Verbands zeigt.

Investments in Startups von Frauen steigen – Probleme bleiben

Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass sich seit 2017 die Zahl der Risikokapital-Finanzierungen für Startups mit mindestens einer Gründerin fast verdoppelt hat. Trotzdem fließen 91 Prozent des Wagniskapitals in komplett männliche Gründungsteams. Der Bundesverband Deutsche Startups e. V. schließt daraus, dass weiterhin gezielte Fördermaßnahmen für Frauen im Gründungsbereich nötig sind. Und, dass es dort Potenzial gibt.

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