Die Deutschen sparen und das hat Folgen. Bekannte Modemarken und Modeketten sind schon länger unter Druck: Ob Gerry Weber, Hallhuber, Wormland, Esprit – die Zahl der Insolvenzen in der Branche spricht Bände. Auch das Luxussegment hat zu kämpfen. Gleichzeitig florieren aber Billiganbieter wie Woolworth, Action und Takko. Kein Wunder also, dass Investoren das Segment im Blick haben. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das fränkische Unternehmen NKD nun von der südafrikanischen Mr-Price-Gruppe aufgekauft wird.
Nach Übernahme: NKD will deutlich mehr Filialen eröffnen
Nach mehreren Jahren mit Verlusten war NKD zuletzt wieder profitabel, hat nach eigenen Angaben sogar das erfolgreichste Geschäftsjahr der Firmengeschichte hinter sich. Mitte Oktober zeigte sich der Konzern mit Sitz in Bindlach im Landkreis Bayreuth angriffslustig und verkündete eine großangelegte Expansionsoffensive. Die Zahl der Filialen sollte mittelfristig von derzeit 2.200 auf 3.000 erhöht werden.
Mit dem neuen Eigentümer aus Südafrika im Rücken hat NKD jetzt sogar das Ziel von 4.000 Filialen ausgegeben.
Woolworth und Takko ebenfalls auf Expansionskurs
NKD ist mit seinem Wachstumskurs nicht allein. Auch die Konkurrenten im Billigsegment haben ehrgeizige Pläne. Die niederländische Kette Action hat im auslaufenden Jahr rund 60 zusätzliche Filialen in Deutschland eröffnet. Die Woolworth-Gesellschaft, die seit Jahren mehrheitlich der Dortmunder HH Holding gehört, will hierzulande die Zahl der Geschäfte auf 1.500 nahezu verdoppeln. Und der nordrhein-westfälische Mode-Discounter Takko plant bis 2027 mit 300 zusätzlichen Standorten.
Allerdings gibt es auch Anbieter, bei denen es bundesweit nicht so gut läuft. So bei KiK, dem Günstigsten unter den Günstigen. Die Kunden, die sich KiK nicht mehr leisten könnten, wandern ins Lager der Nicht-Konsumenten ab, meint das Fachmagazin Textilwirtschaft.
Nur Billiganbieter können sich gegen Wirtschaftsflaute stemmen
Die internationale Strategie-Beratung OC&C kam kürzlich in ihrer Einzelhandelsstudie über Deutschland zu dem Schluss, dass Discounter und preiswerte Lifestyle-Einzelhändler aktuell zu den wenigen stationären Ladenformaten gehören, die dem allgemeinen Trend der Stagnation entgegenwirken können.
Die Branche geht sichtlich davon aus, dass der Sparzwang der Bundesbürger weiter anhalten wird.
NKD-Käufer Mr Price musste sich offenbar gegen Mitbieter durchsetzen
Konkurrenten und Investoren haben die Billigheimer deshalb im Auge. Der britische Finanzinvestor TDR Capital hatte NKD 2019 übernommen und sah nun offenbar eine gute Gelegenheit, wieder auszusteigen. Die Gerüchteküche brodelte schon länger. Als mögliche Käufer für NKD wurden zwischenzeitlich KiK, Ernsting‘s Family und das polnische Modeunternehmen Pepco gehandelt.
Nun hat Mr Price den Zuschlag erhalten. Die Südafrikaner zahlen für den fränkischen Konzern fast 500 Millionen Euro. Sie sprechen davon, die Präsenz im europäischen Markt strategisch ausbauen zu wollen. Mr Price gehört zu den größten Einzelhandelskonzernen in Südafrika und hat auf dem afrikanischen Kontinent rund 3.100 Filialen.
Die Übernahme einer bekannten und erfolgreichen Modekette erscheint sinnvoll, wenn man neue Märkte erschließen will. Eine Expansion von Mr Price nach Australien mit eigenen Geschäften war vor einigen Jahren gescheitert.
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