Schild des Ifo-Instituts an der Universität München e.V. Das Institut beschäftigt sich mit der Analyse der Wirtschaftspolitik.
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Sitz des Ifo-Instituts in München

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ifo-Konjunkturforscher sehen Wirtschaft in leichtem Aufwind

Nach Jahren des Stillstands kommt die deutsche Wirtschaft wieder etwas in Schwung. Das Münchner ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für das laufende und das kommende Jahr nach oben korrigiert. IfW und OECD sind ebenfalls optimistischer.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

1,5 Prozent Wachstum im kommenden Jahr: Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsnationen ist das eher bescheiden. Für Deutschland ist es ein großer Schritt nach vorne. Schließlich steckte die deutsche Wirtschaft noch im vergangenen Jahr in einer Rezession. Jetzt könnte es sogar noch deutlicher nach oben gehen als bisher angenommen. Sagten die Forscher des ifo-Instituts in ihrer Frühjahrsprognose noch ein Plus von 0,8 Prozent für 2026 voraus, könnte es jetzt beinahe doppelt so viel sein; und auch im laufenden Jahr hat sich die Prognose von 0,2 auf 0,3 Prozent leicht verbessert.

Lob für die Maßnahmen der Bundesregierung

Ein Grund für den Wachstumsschub seien "die angekündigten Fiskalmaßnahmen der neuen Bundesregierung", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser bei der Präsentation der Zahlen. Die Unberechenbarkeit der US-Zollpolitik sei zwar eine Belastung. Gleichzeitig helle sich jedoch die Stimmung unter den Unternehmen seit Jahresbeginn auf. Es gebe eine grundsätzliche Hoffnung, dass mit der neuen Koalition der wirtschaftspolitische Stillstand ende. Die geplanten Milliardeninvestitionen für Infrastruktur und Verteidigung machen sich dabei ebenso positiv bemerkbar wie Entlastungen durch beschleunigte Abschreibungen, Steuersenkungen, niedrigere Netzentgelte und eine höhere Pendlerpauschale. Das ifo-Institut geht davon aus, dass sich diese Entlastungen und Investitionen im kommenden Jahr auf 57 Milliarden Euro summieren.

ifo-Index tendiert seit Monaten nach oben

Die jüngste Prognose fügt sich in ein insgesamt etwas optimistischeres Gesamtbild. Der ifo-Geschäftsklimaindex war zuletzt bereits fünf Mal in Folge gestiegen. Im Mai hatte das Institut bei einer Umfrage in den Chefetagen deutscher Unternehmen erneut eine leicht verbesserte Stimmung gemessen. Nach 86,9 Punkten im April stieg der Index auf 87,5 Zähler. Befragt wurden seinerzeit etwa 9.000 Führungskräfte. "Die deutsche Wirtschaft fasst langsam wieder Tritt", so die Zusammenfassung von ifo-Präsident Clemens Fuest.

Auch OECD und IfW korrigieren sich nach oben

Optimismus verbreitet nicht nur das ifo-Institut, sondern auch Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Das IfW geht in seiner Sommerprognose für das laufende Jahr nun von einem Plus von 0,3 Prozent aus, nach der trüben Aussicht eines Null-Wachstums noch im Frühjahr. "Die deutsche Wirtschaft sieht etwas Licht am Ende des Tunnels", so die Forschenden. Auch auf das kommende Jahr schauen sie etwas optimistischer. Dann soll Europas größte Volkswirtschaft um 1,6 Prozent zulegen, ein minimaler Anstieg im Vergleich zu den bisher prognostizierten 1,5 Prozent. Vorsicht sei jedoch geboten. Die wirtschaftliche Dynamik dürfte wegen der US-Handelspolitik zunächst "verhalten bleiben", so das IfW. Im kommenden Jahr, wenn sich die finanzpolitischen Entscheidungen der neuen Bundesregierung zunehmend bemerkbar machten, werde sich das Wachstum merklich erhöhen.

Export dürfte schwierig bleiben

Nach Schätzungen der OECD könnte es im kommenden Jahr 1,2 Prozent nach oben geben, nach 0,4 Prozent in diesem Jahr. Das geht aus dem "Bericht zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland" hervor, den OECD-Generalsekretär Mathias Corman gemeinsam mit Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) in Berlin vorstellte. Impulse erwartet die OECD ebenfalls durch die Investitionen der neuen Bundesregierung sowie den Konsum der privaten Haushalte. Der Export dürfte dagegen – angesichts des schwelenden Handelsstreits mit den USA – schwierig bleiben. Hier wird 2025 mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet und erst 2026 wieder mit einem dann mit einem kleinen Plus von 0,6 Prozent.

Hausaufgaben für die Bundesregierung

Um der Wirtschaft zu mehr Wachstum zu verhelfen, müsse es gelingen, mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu bringen und mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Einen größeren Reformbedarf sieht die OECD außerdem im Renten- und Gesundheitssystem. Statt Anreizen für Frühverrentung brauche es Anreize für ein längeres Arbeiten. Hinzu kommen Forderungen nach zusätzlichen steuerlichen Anreizen für Zweitverdiener in Familien, einer beschleunigten Digitalisierung im Gesundheitssektor und einem verstärkten Kampf gegen Geldwäsche.

Im Video: ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zur Wachstumsprognosen

ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zur Wachstumsprognosen
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ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zur Wachstumsprognosen

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