Bei etwa 25.000 Frauen in Deutschland werden jedes Jahr durch Humane Papillomviren bedingte Zellveränderungen am Gebärmutterhals operativ entfernt, um Krebs zu verhindern. Weltweit ist Gebärmutterhalskrebs der vierthäufigste Krebs bei Frauen.
- Zum Artikel: HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs
Eine Auswertung der Cochrane-Organisation (externer Link) zu mehr als 220 Einzelstudien aus 40 Ländern mit Daten von mehr als 130 Millionen Menschen zeigt: Die Impfungen sind sehr gut verträglich, zeigen kaum kausal bedingte Nebenwirkungen, schützen sehr wirksam gegen Humane Papillomviren (kurz: HPV) und senken so das HPV-bedingte Risiko für Krebs am Gebärmutterhals deutlich.
HP-Viren: Übertragung und welcher Krebs entstehen kann
Humane Papillom-Viren sind eine große Gruppe weit verbreiteter Viren, die Haut und Schleimhäute befallen. Sie werden vor allem über sexuelle Kontakte übertragen. Die meisten der Viren sind harmlos. Nur wenn es dem Immunsystem nicht gelingt, sie zu eliminieren, können die Viren Krebs auslösen.
Annette Hasenburg, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft, erklärt, dass Krebs entsteht, wenn die in den Körper eingedrungenen und an die Zellen angedockten Viren "sozusagen bestimmen, wie die Zelle sich vermehrt, nicht mehr die Zelle selber". Die Viren können so Krebs, unter anderem an Gebärmutterhals, Anus, Penis, Vulva, Vagina und im Rachen auslösen.
Die HP-Viren-Infektionen betreffen, anders als allgemein vermutet, auch Männer. Einerseits, weil sie das Virus übertragen. Andererseits können die Viren auch bei ihnen Krebs auslösen.
Risikofaktoren: Junge Frauen und Raucher besonders gefährdet
Das Rauchen, aber auch früher erster Geschlechtsverkehr erhöhen laut der Gynäkologin Annette Hasenburg das Infektionsrisiko besonders. Denn bei jungen Frauen seien die Gebärmutterhals-Zellen noch "sozusagen nach außen auf die Oberfläche gewachsen". "Die ziehen sich erst im Laufe des Lebens zurück. Und diese Zellen sind besonders weich und empfindlich für diese Viren", erklärt die Medizinerin.
HP-Viren: Wie die Impfung funktioniert
Bei der Impfung gegen Humane Papillomviren erkennt der Impfstoff Oberflächenbestandteile des Virus, gegen die der eigene Körper dann "sogenannte neutralisierende Antikörper" bildet, sagt die Gynäkologin. Der Schutz durch die Impfung sei zehn bis 100-mal effektiver als bei einer natürlichen Infektion, so die Ärztin.
Auswertung weltweiter Studien: Impfung senkt Krebsrisiko stark
Bisher war vor allem bekannt, dass die HPV-Impfung gefährliche Krebsvorstufen verhindert. Die jetzt veröffentlichten Auswertungen zeigen aber noch viel mehr: Auch das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, wird durch die Impfung wahrscheinlich um 63 Prozent reduziert. Und: "Eine weitere Analyse ergab, dass bei Mädchen, die vor dem 16. Lebensjahr geimpft wurden, der Krebs um 80 Prozent reduziert werden konnte", sagt Nicholas Henschke, Co-Autor der Auswertungen, von der Cochrane Collaboration in London, einem Zusammenschluss unabhängiger, internationaler Wissenschaftler, im BR-Interview.
Auch die Verträglichkeit der Impfung ist gut belegt, zeigen die Auswertungen. Anders als in den sozialen Medien oft behauptet, gibt es keine schweren Nebenwirkungen. Lediglich meist nur kurzfristig auftretende Schmerzen oder auch Schwellung oder Rötung an der Einstichstelle wurden in den klinischen Studien beobachtet.
HP-Viren-Impfung: Situation in Deutschland
Trotzdem wird in Deutschland noch vergleichsweise wenig gegen HPV geimpft. Dabei erkranken hierzulande jedes Jahr rund 10.000 Menschen an Krebsarten, die durch die HP-Viren verursacht werden.
Laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) (externer Link) sind derzeit nur rund 55 Prozent der Mädchen und 34 Prozent der Jungen in Deutschland gegen HP-Viren geimpft. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz 19. Das RKI (externer Link) empfiehlt die HPV-Impfung für alle Jungen und Mädchen im Alter zwischen neun und 15 Jahren. Der Impfschutz hält Jahrzehnte (externer Link).
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