Jedes Jahr stellt sich dieselbe Frage mit Blick auf die Umwelt: Soll es ein klassischer Weihnachtsbaum sein oder lieber einer im Topf? Auf den ersten Blick wirkt die Entscheidung einfach. In der Praxis ist sie aber deutlich komplizierter – denn ein Baum mit Wurzeln ist nicht automatisch die nachhaltigere Lösung.
- Zum Hintergrund: So bleibt der Weihnachtsbaum länger frisch
Ein Teil der verkauften Weihnachtsbäume stammt aus konventionellem Plantagenanbau – vorwiegend aus Dänemark, Polen, Österreich. Diese werden meist mit Pestiziden und Kunstdünger behandelt und müssen nach Deutschland transportiert werden. Andere kommen zwar aus Deutschland, sind aber auch nicht frei von Chemie.
Auf regionale Herkunft und Bio-Zertifizierung achten
Ein Teil der Weihnachtsbäume stammt aber auch aus regionalem Anbau, und wenn sie nach den Feiertagen richtig verwertet werden – also gehäckselt, kompostiert oder energetisch genutzt – fällt ihre CO₂-Bilanz vergleichsweise moderat aus.
Umweltverbände sind sich deshalb ziemlich einig: Wer einen geschlagenen Baum kauft, sollte auf regionale Herkunft und Bio-Zertifizierung achten. Das reduziert Transportemissionen und chemische Belastungen: "Achten Sie (...) beim Kauf Ihres Weihnachtsbaumes möglichst auf das EU-Biosiegel. Dann können Sie sicher sein, dass der Anbau ohne synthetische Pestizide und Mineraldünger erfolgte. Dies gilt auch für Bäume aus FSC-zertifizierten Forstbetrieben, oder wenn die Weihnachtsbäume durch Biosiegel wie z. B. Bioland oder Naturland zertifiziert sind", empfiehlt das Umweltbundesamt (externer Link).
Wo kann man regionale Weihnachtsbäume kaufen?
2019 wurden in Deutschland laut Statista fast 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Über 90 Prozent davon stammen aus heimischem Anbau, der Rest kommt überwiegend aus Nachbarländern. Nach Schätzungen der Umweltorganisation Robin Wood liegt der Anteil an ökologisch zertifizierten Weihnachtsbäumen weiterhin sehr niedrig und bleibt deutlich unter einem Prozent, schreibt das Umweltbundesamt.
Robin Wood bietet eine Liste mit bundesweiten Verkaufsstellen (externer Link) für ökologisch angebaute Weihnachtsbäume an. Für Bayern gibt es eine solche Liste auch beim Bund Naturschutz (externer Link).
Weihnachtsbaum im Topf: gut gemeint, aber oft schwierig
Ein Baum im Topf klingt nach einer umweltbewussten Idee. In der Realität tun sich Nadelbäume im warmen Wohnzimmer jedoch schwer: trockene Heizungsluft, Lichtmangel und Wärme setzen ihnen zu. Gartenbau- und Umweltfachstellen empfehlen deshalb, solche Bäume höchstens sieben bis zehn Tage drinnen stehen zu lassen und sie danach langsam an kühlere Temperaturen zu gewöhnen.
Ein weiteres Problem: Viele "Topfbäume" werden erst kurz vor dem Verkauf ausgestochen und in einen Topf gesetzt. Mit gekürzten Wurzeln stehen die Überlebenschancen im Garten schlecht. Und ohne geeigneten Garten oder Balkon wird die dauerhafte Pflege ohnehin schwierig. Ein Topfbaum ist also nur dann wirklich nachhaltig, wenn er von Anfang an im Topf gewachsen ist und langfristig weiterleben kann.
Im Video: Weihnachtsbaum im Topf (ab Minute 04:20)
Weihnachtbaum im Topf
Weihnachtsbäume: Warum die Herkunft entscheidend ist
Ob geschlagen oder im Topf – beides kann ökologisch sinnvoll sein oder problematisch. Entscheidend sind Herkunft, Pflege und der richtige Umgang nach den Feiertagen.
Ein regionaler Bio-Baum mit fachgerechter Entsorgung schneidet in der Umweltbilanz oft besser ab als ein Topfbaum, der nur wenige Wochen durchhält.
Worauf Verbraucher beim Weihnachtsbaumkauf achten können
- Regional kaufen (nahe Plantage oder direkt vom Erzeuger)
- Bio- oder FSC-Siegel bevorzugen (keine Pestizide, keine Kunstdünger)
- Topfbäume nur kurz ins warme Wohnzimmer holen und danach vorsichtig akklimatisieren
- Den Baum nach Weihnachten korrekt entsorgen (biologische Verwertung statt Restmüll)
Und was ist mit Plastiktannen?
Manche greifen statt zum echten Weihnachtsbaum zu einer Plastiktanne. Durchaus praktisch: Sie nadelt nicht, kostet nur einmal und man kann sie jedes Jahr wiederverwenden. Der Nachteil: Künstliche Weihnachtsbäume bestehen meist aus Kunststoff (z. B. PVC oder PE) und Metall, Rohstoffe, deren Herstellung große Mengen Energie und fossile Ressourcen benötigt. Haben sie ausgedient, sind sie nicht biologisch abbaubar und landen am Ende oft als belastender Plastik- und Sondermüll auf der Deponie.
Einige Studien schätzen, dass ein Kunststoffbaum erst nach 15–20 Jahren Nutzung eine Umweltbilanz erreichen könnte, die mit einem echten Baum vergleichbar ist. In der Praxis wird diese Nutzungsdauer jedoch selten erreicht. Dazu kommt: Der Transport vieler Plastiktannen aus Asien, wo sie gefertigt werden, vergrößert ihren CO₂-Fußabdruck zusätzlich.
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