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Von den bundesweit 28.776 Windenergieanlagen (externer Link) standen Ende 2024 nach Angaben des Bundesverbands Windenergie 1.155 in Bayern. Einer Erhebung der Fachagentur Wind und Solar (externer Link) zufolge dreht sich rund jedes Vierte davon auf Forstflächen (insgesamt 310 Anlagen).
Als es bei BR24 kürzlich um solche Windräder im Wald ging, kamen ein paar User auf die Gefahr durch Brände zu sprechen: "Wenn der brennende Flügel im Wald abstürzt, gibt es bloß einen Waldbrand, was soll's", kommentierte "zumsl" und fragte kurz vorher: "Wie sieht es eigentlich mit Brandschutz aus?" Auch "Rainbow5" stieg in die Diskussion ein und fragte nach der Anzahl von Bränden bei Windkraftanlagen.
Durch Technikelemente und brennbare Stoffe in der Gondel kann sich ein Feuer im Ernstfall schnell ausbreiten. In der Vergangenheit überstieg der Brandschaden vereinzelt zwei Millionen Euro. Blitzeinschläge, technischer Defekt oder Funken bei Wartungsarbeiten können beispielsweise Brandursachen sein.
Schätzung: Fünf bis zehn Windrad-Brände bundesweit pro Jahr
Offizielle Statistiken, wie häufig und warum es in Windkraftanlagen brennt, gibt es jedoch nicht. Der Bundesverband Windenergie führt zwar eine Liste, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit, wie es heißt. Demnach gab es seit 2005 deutschlandweit 71 Brandfälle – unabhängig davon, ob im Wald oder nicht. Keiner davon sei in Bayern gewesen. Pro Jahr, so die Schätzung, gebe es bundesweit fünf bis zehn Brände.
Statistisch gesehen habe man bei der Feuerwehr nicht festgestellt, dass durch ein Windrad eine wesentliche Gefahrenerhöhung im Wald bestehe, sagt Jürgen Weiß, Leiter des Fachbereichs Brand- und Gefahrenschutz im Landesfeuerwehrverband Bayern. "Gefährlicher ist aus unserer Sicht, einen Pkw mit einem heißen Auspuff im hohen Gras am Waldrand abzustellen."
Feuerwehr: "Müssen das kontrolliert abbrennen lassen"
Kommt es doch zu einem Brand im Windrad, fehlen der Feuerwehr die Mittel: "Wir können keine aktive Brandbekämpfung in einer Höhe über 100 Metern durchführen. Deshalb müssen wir das kontrolliert abbrennen lassen." Löschen mit Hubschrauber sei nicht praktikabel: Das Seil des Löschbehälters könnte sich an den Rotorblättern verfangen.
Vielmehr würde die Feuerwehr einen Radius von rund 500 Metern absperren. "Und dann wird von außen beobachtet, wie sich der Brand weiterentwickelt, ob brennende Gegenstände herunterfallen und ob es von alleine wieder ausgeht." Nach maximal zwei Stunden sei häufig die Brandlast aufgebraucht.
Flächenbrand verhindern
Eine Windkraftanlage beansprucht meist eine Fläche etwas größer als ein halbes Fußballfeld. "Gerade in der jetzigen trockenen Jahreszeit kann es passieren, dass, wenn brennende Gegenstände von einem Windrad auf den Boden fallen, dass dort das Flächengras im Umfeld oder sogar der Wald leicht in Brand gerät", sagt Weiß. Wenn man aber die Ereignisse bundesweit beobachtet, hat es dies nach Wissen von Weiß noch nicht gegeben. Sensoren würden Brände frühzeitig erkennen und Einsatzkräfte schnell anrücken.
Im bayerischen Staatswald sind aktuell 101 Windenergieanlagen in Betrieb, acht befinden sich in Errichtung, circa 150 weitere in Planung. Auch wenn die Bayerischen Staatsforsten noch keinen Brandfall verzeichnet hätten, "verbleibt dennoch ein geringes Restrisiko – auch für den umliegenden Wald", heißt es auf BR24-Anfrage. Damit mögliche Brandschäden am Waldbestand wieder vollständig beseitigt werden können, müssen Windrad-Betreiber eine Waldbrandversicherung abschließen.
Umweltexperten verweisen auf die Rotorblätter aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die beim Verbrennen Partikel freisetzen würden. "Gelangen diese in den Boden, kann das unter Umständen negative ökologische Folgen haben", teilt der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern mit. "Daher halten wir auch technologischen Brandschutz für relevant, um das Risiko eines Brands grundsätzlich zu minimieren."
Automatische Löschsysteme verfügbar
Solche zum Beispiel integrierten Löschsysteme sollen das Feuer frühzeitig eindämmen. Eine Möglichkeit seien sauerstoffverdrängende Gase, die im Brandfall in die Gondel geblasen werden, um die Flammen zu ersticken, erklärt Weiß vom Landesfeuerwehrverband. Alternativ kann auch Wassernebel oder Löschflüssigkeit durch Düsen ausgebracht werden. Wie flächendeckend derartige Systeme eingesetzt werden, ist unklar.
Die Brandschutzaspekte werden im Zuge der Genehmigungsverfahren geprüft. Laut den Bayerischen Staatsforsten können Auflagen wie das Vorhalten von Löschwasser erteilt werden. Spezialregelungen für Windkraftanlagen gibt es in Bayerns Bauordnungsrecht laut Bauministerium aber nicht. Was erforderlich ist, sei jeweils einzelfallbezogen im Brandschutznachweis festzulegen. Änderungen seien dahingehend aktuell nicht geplant.
Für die Feuerwehr, sagt Weiß, seien ein Feuerwehrplan und ein Ansprechpartner wichtig. So seien schon vorab Fragen über Zufahrtsstraßen, Wasserentnahmestellen, Absperrkreise und Kräfteeinsatz geklärt.
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