Preistechnisch sei das Zimmer ein ziemlicher Luxus für München, findet Bennett Eisfeld. Gerade mal 200 Euro Miete warm wird er für sein WG-Zimmer zahlen. Bennett ist eines von zukünftig sieben WG-Mitgliedern, die in ein Haus im Münchner Stadtteil Allach-Untermenzing einziehen werden.
Alle WG-Bewohner helfen mit
Um ein eigenes Zimmer zu bekommen, muss Bennett allerdings erst eine Rigipswand einziehen und das hat er zuvor noch nie gemacht. Aber der 26-Jährige aus dem Dachauer Land ist zuversichtlich, dass er das schafft und noch in diesem Jahr in die Wohngemeinschaft einziehen kann.
Während Bennett im Obergeschoss des ehemaligen Zweifamilienhauses bohrt und gipst, schreinert Mitbewohner Lukas Schulz im Erdgeschoss seine zukünftige Zimmertür aus alten Terrassenbalken. Eigentlich sind hier alle WG-Mitglieder damit beschäftigt, das sanierungsbedürftige Haus aus den 30er Jahren wieder bewohnbar zu machen. Bei drei der insgesamt sieben WG-Zimmer haben sie das bereits geschafft.
Eigensanierung gegen billige Miete
Das Haus gehört eigentlich der Stadt München. Da aber das Geld knapp ist und die städtische Kasse klamm, hat man dort für das Haus derzeit keine Verwendung. Deswegen renovieren die WG-Bewohner die Immobilie in Eigenregie und zahlen dafür nur eine geringe Miete. Genau das ist die Idee hinter dem Projekt "Zwischenwohnen".
Bei einem Besuch zeigt sich Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause von den Grünen beeindruckt, was die zukünftigen WG-Bewohner schon alles geschafft haben. Für ihn sei es eine besondere Freude, das Haus wieder mit Leben gefüllt zu sehen, schließlich sei er jahrelang daran auf seinem Schulweg vorbeigegangen, so Krause.
Münchner Kreisjugendring betreut das Projekt
Während Zwischennutzungen bei leerstehenden Gewerbeimmobilien oder sanierungsbedürftigen Gebäuden mittlerweile völlig normal ist, gibt es diese bei Wohnhäusern nur sehr vereinzelt in Deutschland. Das Münchner Pilotprojekt "Zwischenwohnen" in Allach-Untermenzing wird maßgeblich vom Kreisjugendring (KJR) betreut. Nachdem das für städtische Liegenschaften zuständige Kommunalreferat einverstanden war, machte sich der KJR auf die Suche nach möglichen Bewohnern.
Chance zur Selbstverwirklichung
Für die spezielle Heimwerker-WG meldeten sich rund 160 Interessenten. 30 kamen zur Besichtigung, sechs entschlossen sich, bei dem Projekt mitzumachen, sieben Ausgewählte sollen künftig dabei sein. Alle WG-Bewohner sind um die 20 Jahre alt.
Lukas, der im Erdgeschoss gerade an seiner Zimmertür aus Terrassenbalken schreinert, war einer der ersten davon. Bei der Besichtigung sei ihm schnell klar geworden, dass es sich bei dem Haus um eine Bruchbude handelt, in die man viel Arbeit reinstecken muss. Gleichzeitig habe er aber auch gesehen, dass das Projekt eine Chance biete, sich selbst zu verwirklichen.
Flexible Kündigungsrechte durch spezielle Konstellation
Die WG-Bewohner haben das Haus über einen Verein von der Stadt gemietet, den sie zuvor extra für das Projekt gegründet hatten. Für den Fall, dass die Stadt doch irgendwann das nötige Kleingeld und eine Idee hat, was sie mit dem Grundstück machen will, hat sie dem Verein das Haus über einen Gewerbemietvertrag vermietet. Dadurch sind die Kündigungsrechte flexibler gestaltet. Zwischen fünf und 15 Jahren soll das Haus aber in den Händen des Bewohnervereins bleiben.
KJR sieht Modell auch für Privateigentümer
Svenja Gutzeit vom Münchner Kreisjugendring hofft, dass das Projekt Nachahmer findet. Neben der Stadt könnten sich auch private Immobilieneigentümer dazu entscheiden, leerstehende, sanierungsbedürftige Wohnimmobilien auf Zeit an junge Leute zu vermieten, die wiederum die Immobilie herrichten und dafür verbilligt darin wohnen, so Gutzeit.
Ob das so kommt, wird sich zeigen. Ende des Jahres wird zumindest das Haus in Allach-Untermenzing zur Zwischennutzung wieder mit Leben gefüllt.
Im Audio: Konzept "Zwischenwohnen"
Um die Wohnungsnot für junge Menschen in München ein wenig zu lindern, erprobt man dort nun das Konzept "Zwischenwohnen".
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