Die deutsch-tschechische Grenze in Furth im Wald im Landkreis Cham.
Bildrechte: BR24/Florian Deglmann

Die deutsch-tschechische Grenze in Furth im Wald im Landkreis Cham.

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Kampf gegen Drogenschmuggler an der tschechischen Grenze

In Furth im Wald in der Oberpfalz fahren jeden Tag rund 12.000 Fahrzeuge über die deutsch-tschechische Grenze. Bundespolizei, Zoll und Grenzpolizei kontrollieren hier 24/7 – immer auf der Suche nach Waffen und Drogen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

An der Kontrollstelle Furth im Wald im Landkreis Cham werden sämtliche Fahrzeuge auf zehn Kilometer pro Stunde abgebremst. Die Beamten an der Grenze wollen sich alle Fahrerinnen und Fahrer in Ruhe ansehen. Wirkt jemand verdächtig, winken sie das Auto oder den Lkw auf den Parkplatz und nehmen alles genau unter die Lupe.

Cannabis immer wieder ein Problem

Im Bereich Rauschgiftkriminalität spielt laut einem Sprecher der Polizei Oberpfalz – trotz der teilweisen Legalisierung – Cannabis weiterhin eine große Rolle. Denn was viele nicht wissen: Die Ein- und Ausfuhr ist nach wie vor verboten. Wer also seinen Joint von Tschechien mit nach Deutschland nimmt, macht sich strafbar. Auch ob Autofahrer unter Drogeneinfluss am Steuer sitzen, wird an der Grenze regelmäßig kontrolliert, sagt Philipp Rammrath, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Furth im Wald.

Auch wenn das Hauptaugenmerk auf den großen Grenzübergängen liege, so versuche die Polizei überall im Landkreis regelmäßige Kontrollen durchzuführen. "Wir wollen unberechenbar sein", sagt Rammrath. Auch auf der Autobahn und den Bundesstraßen im Umland sei die Grenzpolizei aktiv. Das bedeute zwar großen personellen Aufwand, "aber je mehr Kontrollen, desto mehr Treffer", sagt er.

Erfahrung und Bauchgefühl bei der Drogenkontrolle

Dem schließt sich auch Polizeihauptmeister Johannes Hamann an, der an diesem Tag Fahrzeugkontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze durchführt. Dabei halten sie sowohl Fahrer an, die Deutschland verlassen, als auch solche, die aus Tschechien einreisen.

Ein junger Mann aus Pilsen wird kontrolliert: Die Beamten überprüfen seinen Ausweis und die Fahrzeugpapiere. Ist der Mann schon einmal auffällig geworden? Könnte das Fahrzeug gestohlen sein? Penibel untersuchen die Polizisten das Fahrzeug aus Tschechien. Am Ende finden sie keine Drogen oder Ähnliches. Der Mann darf weiterfahren.

Beim Blick in die Fahrzeuge müssen sich die Beamten auf ihre Erfahrung und ihr Bauchgefühl verlassen. "Da entwickelt man mit der Zeit ein Gespür für Personen oder auch generell, Situationen richtig einzuschätzen", sagt Hamann. Grundsätzlich habe er eine ganz gute Trefferquote. Doch nicht immer könne man den richtigen Riecher haben.

Crystal Meth, Kokain und Co.

Die meisten Tatverdächtigen im Bereich Rauschgiftkriminalität der vergangenen sechs Monate im Landkreis Cham sind laut dem Polizeipräsidium Oberpfalz männlich und zwischen 20 und 40 Jahre alt. Geschmuggelt wird so gut wie alles, sagt Johannes Hamann. "An der tschechischen Grenze altbewährt: Crystal Meth, ansonsten aktuell Cannabis. Viele fahren nach Tschechien und wissen, da kann man Cannabis bekommen - auch einfach nur am Automaten - und fahren dann damit nach Deutschland. Ansonsten auch Kokain, MDMA, Ecstasy, meist nur in kleinen Mengen, aber doch regelmäßig", so die Erfahrung des Grenzpolizisten.

Kreative Drogenverstecke

Unterstützt wird er an diesem Tag von seiner Kollegin Anja Huber. Die Beamtin ist erst seit Anfang Juni an der Grenze im Einsatz, empfindet die Arbeit aber als willkommene Abwechslung zum Streifendienst: "Wir waren neulich auf der Autobahn unterwegs und haben ein professionelles Schmugglerversteck gefunden, das ist für die Schleierfahndung schon ein Riesen-Aufgriff", erzählt sie. Wo genau sich das Versteck im Auto befand, verraten die Beamten nicht – Betriebsgeheimnis.

Insgesamt seien der Kreativität der Drogenschmuggler keine Grenzen gesetzt. "Wenn eine Versteckmöglichkeit bekannt wird, suchen sich die Kriminellen natürlich wieder etwas Neues, das uns nicht mehr bekannt ist. Man muss daher immer am Ball bleiben."

Selbstschutz wichtig

Jede Kontrolle stelle eine neue Herausforderung dar. Die Polizisten wissen nie, wie Fahrer reagieren. Eine Frau, deren Fahrzeug kontrolliert wird, ist sehr aufgeregt, redet immer wieder auf die Beamten ein. Diese stellen fest, dass mit ihrem Ausweis etwas nicht stimmt und übergeben die Fahrerin an die Bundespolizei.

In angespannten Situationen wie dieser sei Selbstschutz immer ein wichtiges Thema für die Beamten, sagt Hamann. "Natürlich schauen wir, was unser Gegenüber dabeihaben könnte. Distanzen wahren ist wichtig, gerade beim Thema Messer, ansonsten: Wenn man das anwendet, was man gelernt hat, sollte es in der Regel eigentlich gut funktionieren."

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