Die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten, unter ihnen US-Präsident Donald Trump, haben sich im kanadischen Kananaskis unerwartet auf eine gemeinsame Erklärung zum Krieg zwischen Israel und dem Iran verständigt. Darin wird der Iran als "die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors" bezeichnet. Die Gipfelteilnehmer betonen zudem Israels "Recht, sich zu verteidigen und seine Zivilbevölkerung zu schützen". Man habe "stets deutlich gemacht, dass der Iran niemals eine Atomwaffe haben kann", heißt es weiter.
Eine direkte Kritik am israelischen Vorgehen gegen den Iran findet sich in der Erklärung der Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte nicht. Es wird lediglich die Bedeutung des Schutzes der Zivilbevölkerung betont und gefordert, dass die Lösung der Iran-Krise zu einer umfassenderen Deeskalation der Feindseligkeiten im Nahen Osten führen sollte - einschließlich eines Waffenstillstands im Gazastreifen.
Die USA betonen ihre "defensive" Haltung in Nahost
Die Einigung auf die Erklärung erfolgte wenige Stunden nach der Ankündigung des Weißen Hauses, dass Trump wegen "der Ereignisse im Nahen Osten" vorzeitig nach Washington zurückkehren werde und auf den zweiten Gipfeltag verzichte. Trump hatte zuvor angedeutet, dass der Iran zu Verhandlungen bereit sei und er sich dringend darum kümmern müsse.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bekräftigte in Washington, dass der Präsident immer noch ein Atomabkommen mit dem Iran anstrebe. Das sei "natürlich" der Fall, sagte Hegseth bei Fox-News. Die USA seien "in der Region defensiv aufgestellt, um stark zu sein und ein Friedensabkommen anzustreben" und man hoffe, "dass das auch geschieht".
Gerüchte über Verhandlungen zwischen Washington und Teheran
Das Nachrichten-Portal Axios meldete dazu, die USA erörterten mit dem Iran die Möglichkeit eines Treffens zwischen dem US-Gesandten Steve Witkoff und dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi noch in dieser Woche. Witkoff und Araghchi sollten über einen Waffenstillstand zwischen dem Iran und Israel sowie das Atomabkommen sprechen, hieß es unter Berufung auf Insider.
Aus anderen Quellen verlautete, der Iran habe andere Regierungen in der Region gebeten, über ihre Kontakte nach Washington dazu beizutragen, dass Trump Israels Präsidenten Benjamin Netanjahu zu einer Einstellung der Angriffe bewege. Der iranische Außenminister Araqchi schrieb auf X: "Wenn Präsident Trump wirklich an Diplomatie und an der Beendigung dieses Krieges interessiert ist, sind die nächsten Schritte von entscheidender Bedeutung."
Trumps Evakuierungsaufruf für Teheran
Gleichzeitig wird allerdings darüber spekuliert, ob die USA aktiv in die militärische Auseinandersetzung eingreifen könnten, was eine neue Eskalation bedeuten würde. Diese Vermutungen schienen neue Nahrung zu erhalten, als Trump kurz vor Ankündigung seiner Abreise aus Kanada die Bewohner der iranischen Hauptstadt Teheran zur Evakuierung aufrief. Der am Freitag begonnene Großangriff Israels auf den Iran hatte ohnehin bereits zu einer Fluchtbewegung aus der Metropole Teheran geführt. Es handelt sich um den bislang schwersten militärischen Konflikt zwischen dem Iran und Israel, dessen erklärtes Hauptziel aus israelischer Sicht darin besteht, Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern.
Rätselraten um Zentrifugen
Inwieweit dies durch die bisherigen Angriffe gelungen ist, ist ungewiss. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, erklärte hierzu, die Zentrifugen der iranischen Uran-Anreicherungsanlage Natans seien nach seiner Einschätzung möglicherweise nicht mehr nutzbar. Sie seien wahrscheinlich "schwer beschädigt, wenn nicht sogar vollständig zerstört" worden, sagte Grossi dem britischen Sender BBC.
Bei einer Sondersitzung des IAEA-Gouverneursrates in Wien hatte Grossi berichtet, dass die beschädigte Anlage in Natans seit Freitag nicht noch weiter zerstört worden sei. Die Strahlenverseuchung innerhalb der Anlage sei gefährlich, außerhalb seien die Werte normal. Der oberirdische Teil der Anlage in Natans, in der Uran auf bis zu 60 Prozent angereichert werde, sei zerstört worden. Vier Gebäude seien auch am Standort Isfahan beschädigt worden, sagte Grossi, während es von der Anreicherungsanlage Fordo keine Berichte gebe.
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