"Wenn Russland weiterhin sein Beileid und seine Besorgnis ausdrückt, statt dem Iran aktiv zu helfen, werden selbst die [indonesischen] Bajau-Seenomaden nicht mehr unsere Verbündeten sein wollen. Vor allem nach unserem jüngsten 'Sieg' in Syrien", zeigt sich der russische Polit-Blogger Alexei Schiwow [112.000 Fans, externer Link] aufgebracht über die Zurückhaltung des Kremls gegenüber seinem "Bündnispartner" Iran.
"Minen unter unsere Zukunftsfundamente"
Russlands wichtigster Militärblogger Juri Podoljak (3,12 Millionen Fans) ist ähnlich pessimistisch [externer Link]: "Das Einzige, was in diesem Krieg noch unklar ist: Werden die Israelis das [iranische] Regime stürzen können oder nicht? Die militärische Niederlage des Iran ist vorbestimmt."
Es sei wichtig, nicht in Hurra-Patriotismus zu verfallen und zu versuchen, die "iranische Katastrophe mit für uns schmeichelhaften Gründen wegzudiskutieren", so Podoljak: "Entweder wir erstellen eine kompetente Diagnose und lernen dann aus den Erfahrungen anderer, oder wir legen Minen unter unsere Zukunftsfundamente."
Militärische Angelegenheiten müssten "realistisch eingeschätzt" werden, pflichtet ein weiterer Blogger bei [externer Link]: "Generell hat der Iran die Gelegenheit vertan, Truppen nach Russland zu schicken, um die moderne Kriegsführung zu erlernen. Im Gegensatz zu Nordkorea, dessen Soldaten und Offiziere wertvolle Erfahrungen sammelten."
"Totale Korruption Grund für mögliche Niederlage"
Kreml-Propagandist Sergei Markow will bereits wissen [externer Link], warum Teheran vermeintlich chancenlos ist: "Grund für Irans Versagen und seine mögliche Niederlage ist die totale Korruption." Der Iran sei "ein wenig mit der UdSSR zu Zeiten Breschnews und Tschernenkos" vergleichbar, also in ihrer Spätphase.
Journalist Alexei Wassiljew berichtete über persönliche Erfahrungen mit der Korruption im Iran und schrieb gleichlautend: "Jeder, der schon oft dort war, hat bemerkt, dass die Stimmung buchstäblich der vom Ende der 80er Jahre in der UdSSR ähnelt." Wassiljew zählt Beispiele für Heuchelei auf: So seien Alkohol und Prostitution offiziell verboten, gegen Bestechungsgelder jedoch gang und gäbe, ähnlich wie der Schwarz-Umtausch von Devisen.
"Scheint, dass Putin deutliches Signal erhält"
In einem weiteren russischen Polit-Blog heißt es ähnlich lakonisch mit Hinweis auf politische Parallelen zwischen Teheran und Moskau [externer Link]: "Das Chamenei-Regime steht am Rande des Zusammenbruchs, ebenso wie die gesamte verrottete Islamische Republik. Der Kreml sollte darüber gründlich nachdenken! Das Thema der Kolosse mit tönernen Füßen ist gerade angesagt."
BR24
Der Westen wolle Russland "vermutlich mittelfristig nach demselben Szenario wie den Iran erledigen", spekuliert der Beobachter: "Es scheint, dass Putin ein deutliches Signal erhält: Entweder steht ihm ein jahrelanger Krieg bevor, um das Land zu zermürben, oder die Unterzeichnung von Papieren, in denen die westlichen Standpunkte vorherrschen."
"Iran schwächer als erwartet"
Die russischen Eliten seien "sehr überrascht über die schwache Reaktion des Iran" [externer Link] auf israelische Angriffe, ist in einem der tonangebenden Polit-Blogs (110.000 Abonnenten) zu lesen: "Viele Experten diskutieren die Unfähigkeit der iranischen Streitkräfte, die Eliminierung der militärischen und wissenschaftlichen Führungspersönlichkeiten des Landes zu verhindern."
Die USA hätten Teheran durch ihre Verhandlungsstrategie "getäuscht" und eingelullt. Weil Trump derzeit Putin ähnliche Avancen mache, gebe es für den Kreml "Anlass zu ernsthaften Überlegungen".
Dass russische Medien und Telegramm-Kanäle bereits über angebliche "Geheimverhandlungen" hoher iranischer Regierungsvertreter zur Ausreise ins russische Exil berichten [externer Link] , "falls sich die Lage im Iran aufgrund israelischer Angriffe weiter verschlechtern sollte", trägt nicht gerade zur Stabilisierung des "Bündnispartners" bei.
"Postkarte an alle Eliten"
Der ukrainische Geheimdienst sei inzwischen ähnlich gut wie der israelische Mossad, warnen russische Kommentatoren und "fantasieren" bereits über einen Drohnen-Anschlag auf Putins Autokolonne [externer Link]: "Bereiten die Ukrainer in Russland vielleicht auch etwas so Grandioses vor, dass es das Land in die Knie zwingen wird?"
Politologe Alexander Semenjow wird noch konkreter [externer Link] und ängstigt sich um Putin und dessen Leute auf dem anstehenden St. Petersburger Weltwirtschaftsforum: "Meiner Meinung nach ist das [israelische Vorgehen] eine unübersehbare 'Postkarte' an alle Eliten, insbesondere an diejenigen, die sich gerne an einem Ort versammeln."
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