Hand legt ein Smartphone auf einen Stapel mit Smartphones auf einem Lehrerpult.
Bildrechte: BR/Meike Föckersperger

Eine Schülerin gibt ihr Handy vorne am Lehrerpult ab: Bayerns Ministerpräsident Söder will ein Handyverbot bis einschließlich der siebten Klasse.

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Handyverbot an Bayerns Schulen: Was bringt es wirklich?

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will ein gesetzliches Handyverbot bis einschließlich der siebten Klasse. Während eine Schulleiterin aus Erding auf Kontrolle und Eigenverantwortung setzt, warnt eine Digitalpädagogin vor zu einfachen Lösungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Die Diskussion um Mobiltelefone und Smartphones an Schulen hat in Bayern wieder Fahrt aufgenommen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte diese Woche an, das bestehende Handyverbot von den Grundschulen auf die Unterstufe auszudehnen, bis einschließlich Jahrgangsstufe sieben. Damit soll es künftig eine einheitliche Regelung geben – bislang können weiterführende Schulen selbst entscheiden, wie sie mit privaten Handys umgehen.

Wie Schulen bisher reagieren

Ein Beispiel für ein schulinternes Konzept liefert das Anne-Frank-Gymnasium in Erding: Dort dürfen Schülerinnen und Schüler seit rund eineinhalb Jahren ihre Smartphones während der gesamten Unterrichtszeit nicht mehr nutzen.

"Alle drei bis vier Monate, wenn wir wieder mehr Handys in Benutzung sehen, sammeln wir sie ein und erinnern an die Regelung", erklärt Schulleiterin Regina Hofmann. Sie setzt auf Vertrauen, aber auch auf Kontrollen. Ein bayernweites verbindliches Verbot hält sie nur für bedingt umsetzbar: "Das würde entsprechende Aufsicht und Konsequenzen voraussetzen. Das können viele Schulen aktuell gar nicht leisten."

Was Schülerinnen und Schüler sagen

Eine kleine Umfrage unter den Unterstufenschülern in Erding zeigt: Die meisten akzeptieren die Einschränkung, weil sie einsehen, dass Smartphones vom Unterricht ablenken. Trotzdem wird das Regelwerk nicht immer befolgt – etwa beim heimlichen Checken auf der Toilette oder beim Spicken. Eine Schülerin betont, sie fühle sich sicherer, wenn sie ihr Handy zumindest dabei hat: "Es beruhigt mich, erreichbar zu sein – gerade im Notfall."

Weniger Mobbing in Chatgruppen

Der Elternbeirat zeigt Verständnis für Eltern, deren Kinder auf den Bus angewiesen sind. Grundsätzlich bewertet er ein Handyverbot aber positiv: Schülerinnen und Schüler seien im Unterricht aufmerksamer, und im Notfall seien sie über die Schule erreichbar. Die Lehrkräfte sind froh über die klare Handyregelung in Erding. Der Unterricht laufe seitdem konzentrierter. Ein weiterer positiver Effekt: Die Mobbingfälle in den Chatgruppen sind weniger geworden.

Digitalexpertin für Erlernen von digitalen Kompetenzen

Ganz ohne Einschränkungen will es die Wissenschaft nicht belassen, doch allein auf Verbote zu setzen, greife zu kurz, sagt Uta Hauck-Thum, Professorin für Grundschulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Wir können Kindern diese Technologie nicht einfach vorenthalten. Wichtiger ist, dass Schulen lernen, Smartphones sinnvoll einzubinden, etwa für schnelle Recherchen."

Hauck-Thum verweist zudem auf Studien, wonach 40 Prozent der Achtklässler nur sehr grundlegende digitale Kompetenzen besitzen. "Wenn Kinder schon ab der dritten Klasse kreativ und kritisch mit digitalen Inhalten arbeiten, entwickeln sie deutlich höhere Fähigkeiten. Ein Verbot bis zur achten Klasse kann diese Entwicklung eher bremsen."

Zwischen Risiko und digitaler Bildung

Ob "Handygaragen", also verschließbare Schränke zur Aufbewahrung, Hausordnungen oder bayernweite Vorgaben, klar ist: Die Schulen stehen vor einem Spagat. Einerseits wollen viele Eltern und Lehrer Ordnung und Ruhe im Schulalltag. Andererseits mahnen Fachleute, digitale Bildung nicht zu verschlafen.

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