Irak, Bagdad: Demonstranten tragen iranische Flaggen während eines Protestes gegen israelische Angriffe auf den Iran
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Iran und seine Verbündeten – keine Achse mehr?

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Iran und seine Verbündeten – Keine Achse mehr?

Hamas und Hisbollah stark geschwächt, Russland bislang untätig – steht der Iran jetzt alleine da oder kann er noch auf die Unterstützung seiner Verbündeten bauen? Wie stark sind die Verbündeten überhaupt?

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Die gegenseitigen Angriffe Israels und des Iran nehmen nicht ab. Viele bemühen sich um eine diplomatische Lösung. Der Iran ist mit anderen Staaten in der Region tief verflochten. Aber wie steht es tatsächlich um die Unterstützung Irans Verbündeter, wie verhalten sich seine Nachbarländer?

Irans Verbündete

Der Iran hat in mehreren arabischen Ländern ein Netzwerk von Verbündeten aufgebaut. Dazu zählen die Hisbollah im Libanon, die Huthi-Rebellen im Jemen oder die Hamas im Gazastreifen. Der Nahe Osten ist ein Flickenteppich aus alten und neuen Feinden und Verbündeten. Einige sunnitische Staaten sind Partner der USA und hoffen auf eine Koexistenz mit Israel oder haben diese mit Abkommen und Friedensverträgen bereits besiegelt.

Wer steht dem Iran noch bei?

Irans Verbündete in der Region, die radikal-islamische Organisation Hamas im palästinensischen Gazastreifen und die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon sind durch israelische Angriffe stark geschwächt. So tötete Israel die Führungsriege beider Organisationen. Irans enger Verbündeter, Syriens Machthaber Baschar al-Assad, wurde gestürzt. Syrien ist zerrissen und steckt im Wiederaufbau. Ohne die iranische Versorgungs- und Nachschubverbindung über Syrien stehen die stark geschwächten Hisbollah-Milizen im Libanon militärisch wie logistisch entblößt da und sind so auch keine Hilfe für den Iran.

Militäranalyst Andreas Krieg vom King's College in London beschreibt die Lage so: "Die Hisbollah wurde auf strategischer Ebene geschwächt und von den Lieferwegen durch Syrien abgeschnitten." Zudem sieht er seit Beginn des Gaza-Kriegs eine veränderte Stimmung in der Miliz: Viele Hisbollah-Kämpfer glaubten, dass sie "für größere regionale Interessen des Iran geopfert werden", sagt Krieg. Sie würden sich lieber auf den Libanon konzentrieren als auf die Verteidigung des Iran. Die Hisbollah und ihr Anführer Naim Kassem haben die israelischen Angriffe auf den Iran scharf verurteilt.

Am Donnerstag nannte die Hisbollah Drohungen gegen Irans obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei "töricht und leichtsinnig". Solche Drohungen seien eine Beleidigung für Hunderte Millionen gläubige Muslime und Unterstützer des sogenannten Widerstands gegen Israel. Die Hisbollah sei "entschlossener denn je", an der Führung Chameneis festzuhalten, und stehe geschlossen hinter dessen Haltung im Konflikt mit den USA und Israel.

"Achse des Widerstands" fällt auseinander

Zum Netzwerk iranisch unterstützter Gruppen und Fraktionen, der so genannten "Achse des Widerstands", gehören weiter die Huthi-Miliz im Jemen und die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen. Auch ein Netzwerk mächtiger Milizen im Irak, die ebenfalls vom Iran unterstützt werden. Die wichtigsten irakischen Milizen gehören zu einer Koalition von Gruppen, die offiziell Teil der staatlichen Verteidigungskräfte sind.

"Die Lage im Irak ist für sie derzeit gut, sie sind mit dem Staat verbunden – sie profitieren politisch, wirtschaftlich", erklärt Renad Mansour von der Denkfabrik Chatham House in London. "Außerdem haben sie gesehen, was mit dem Iran und der Hisbollah passiert ist, und sie haben Sorge, dass Israel sich auch gegen sie wendet." Die sogenannte "Achse des Widerstands“ scheint sich zu lockern bzw. komplett zu brechen.

Reaktionen anderer arabischer Länder

Offenbar hat der Iran den Oman, Katar und Saudi-Arabien gebeten, ihren Einfluss bei US-Präsident Donald Trump geltend zu machen, damit dieser den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu einer sofortigen Waffenruhe bewegt. Im Gegenzug würde sich der Iran bei den Atomverhandlungen flexibel zeigen, so Insiderberichte, auf die die renommierte Nachrichtenagentur Reuters verweist.

Die Staaten auf der Arabischen Halbinsel, allen voran Saudi-Arabien, beobachten die Entwicklungen in der Region mit Sorge. Saudi-Arabien ringt seit vielen Jahren mit dem Iran um die Vorherrschaft in der Region. Seit zwei Jahren nähern sich die alten Rivalen an. In der Verurteilung des israelischen Angriffs bezeichnete Saudi-Arabien den Iran jetzt sogar als "Bruderstaat", zeigt also demonstrativ Solidarität.

Wie reagiert Russland?

Enger Verbündeter des Irans ist außerdem Russland. Einige Experten bezweifeln aber, dass Russland den Iran jetzt unterstützen wird. "Der Iran kämpft allein", meint Lina Khatib, Nahost-Expertin der Londoner Denkfabrik Chatham House. Khatib erklärte, Russland sei dem Iran bereits im vergangenen Jahr nicht zur Hilfe gekommen, als Israel die von Russland gelieferten Luftabwehrsysteme zerstört habe, oder als der iranische Verbündete, der ehemalige syrische Präsident Baschar al-Assad, gestürzt worden sei.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Artikels wurde die Hamas als schiitisch und nicht als sunnitisch bezeichnet. Wir haben die entsprechende Passage gestrichen.

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