Das französische Spiel Clair Obscur erinnert optisch an die Belle Époque und gewann als melancholischer Überraschungssieger neun Preise.
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Das französische Spiel Clair Obscur erinnert optisch an die Belle Époque und gewann als melancholischer Überraschungssieger neun Preise.

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Game Awards 2025: Ein Spiel stiehlt allen die Show

Eine riesige Show in Los Angeles, doch am Ende gab es nur einen dominierenden Namen. Mit neun Trophäen deklassierte das französische "Clair Obscur" die Konkurrenz. Ein Rekordsieg, der die Blockbuster alt aussehen lässt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Einmal im Jahr verwandelt sich Los Angeles in die Hauptstadt der Gaming-Welt. Die Game Awards sind jedoch keine Gala wie die Oscars: Sie sind hybrider, lauter, kommerzieller. Die Bühne gehört zur Hälfte den Preisträgern, zur anderen Hälfte den Ankündigungen: Sendeplätze für Weltpremieren werden für sechsstellige Summen verkauft. Zwischen Konfettiregen und Dankesreden flimmern Trailer über die Leinwand, einer bombastischer als der andere.

Und doch stand dieses Jahr ein Spiel im Mittelpunkt, mit dem vor einem Jahr niemand gerechnet hätte und das so gar nicht in dieses Spektakel passen will: düster, melancholisch, aus Frankreich.

Neun Trophäen für ein melancholisches Abenteuer

Der große Gewinner des Abends war nämlich Clair Obscur: Expedition 33. Das rundenbasierte Rollenspiel heimste neun Auszeichnungen ein, Rekord in der Geschichte der Game Awards. Neben dem Hauptpreis gab es Ehrungen für Inszenierung, Erzählung, Art Direction und Soundtrack. Außerdem: bestes Rollenspiel, bestes Debüt, bestes Indie-Game. Letzteres ein wenig umstritten, denn das Spiel spielt produktionstechnisch eher in einer höheren Liga als klassische Indie-Games, die oft mit Budgets im niedrigen sechsstelligen Bereich auskommen müssen.

Wer entscheidet, und wie viel zählt das Publikum?

So glamourös die Trophäen glänzen, der Abend lebt von den Trailern. Viele Zuschauer schalten nicht für die Preise ein, sondern für die Weltpremieren. Und die Studios zahlen dafür: Ein Slot kostet Hunderttausende.

Das passt zur Logik der Branche: Spiele leben von Vorfreude. Oft jahrelang. Ein Titel erscheint, wird bejubelt und verschwindet wieder, sobald der nächste Hype am Horizont auftaucht. Die Game Awards sind Brennglas dieser Dynamik: Hier wird gefeiert, was gerade erst rauskam, und das verkauft, was als Nächstes kommt.

Aber die Veranstaltung sorgte auch für eine schöne Pointe: Ausgerechnet Doom, einst das Urgestein brutaler Ego-Shooter, wurde dafür ausgezeichnet, dass es auch Menschen mit Behinderungen ein gutes Spielerlebnis bietet. Das Spiel, das einst als Inbegriff rücksichtsloser Action galt, ist heute ein Vorbild für Inklusion.

Remaster, Fortsetzungen, sichere Wetten

Bei den Ankündigungen zeigte sich, was die Branche gerade umtreibt: Weil Entwicklungskosten explodieren, setzen Publisher auf Bekanntes. Gleich zwei neue Tomb Raider-Projekte wurden vorgestellt, ein Remaster und ein komplett neuer Teil. Dazu: ein weiteres Star Wars-Spiel, ein Warhammer 40.000-Strategietitel und andere Marken mit großer Fanbase.

Die Botschaft des Abends: Risiko wird gemieden. Gefeiert wird, was schon funktioniert hat. Und trotzdem zeigt ausgerechnet der größte Triumph der Nacht, dass das Unerwartete noch möglich ist: Ein neues Studio aus Frankreich, mit einem ruhigen, nachdenklichen Rollenspiel, räumt neun Preise ab. Vielleicht ist das die eigentliche Nachricht: Zwischen all den sicheren Wetten gibt es noch Raum für Überraschungen.

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