Rekordeuropameister Deutschland (acht Titel) auf der einen Seite, EM-Debütant Polen auf der anderen. Die Nummer drei der Weltrangliste gegen die Nummer 27. Eine klare Sache im deutschen EM-Auftaktspiel in St. Gallen also?
Tragischer Verlust: Kapitänin Gwinn verletzt
Nach 35 Spielminuten schien das Sportliche erstmal ganz weit weg. Ausgerechnet DFB-Kapitänin Giulia Gwinn vom FC Bayern München wurde in Halbzeit eins zu einer tragischen Figur.
Bei einer Rettungsaktion am eigenen Elfmeterpunkt gegen Polens Ausnahmestürmerin Ewa Pajor verletzte sich Gwinn und musste unter Tränen ausgewechselt werden. Für Giulia Gwinn ist die EM vorbei. Wie die MRT-Untersuchungen ergab und wie der DFB mitteilte, zog sich die Rechtsverteidigerin vom FC Bayern München eine Innenbandverletzung im linken Knie zu. Damit bewahrheiteten sich die Kreuzbandriss-Befürchtungen offenbar zwar nicht, bei der EM 2025 wird Gwinn aber nicht mehr spielen können.
Bereits zwei Kreuzbandrisse erlitten
Die 26-jährige Gwinn fiel in ihrer Karriere bereits zwei Mal mit einem Kreuzbandriss aus. Im September 2020 verletzte sie sich am rechten Knie und musste 336 Tage pausieren, ein Kreuzbandriss im rechten Knie im Oktober 2022 setzte sie 322 Tage außer Gefecht.
Verantwortlichen und Spielern war trotz des Sieges nach dem Spiel anzumerken, dass der mögliche Ausfall der Kapitänin an diesem Abend fast wichtiger war als das Spiel. Zumal das über weite Strecken gar nicht so aussah, als wäre Deutschland der haushohe Favorit.
Polen beeindruckt bei EM-Debüt
Es waren die EM-Debütantinnen aus Polen, die zum ersten Torschuss kamen (nach 20 Sekunden), zunächst die besseren Chancen hatten mit schnellen Kontern (25., 31., 35.) und sich so gar nicht außenseiter-like präsentierten.
Das deutsche Spiel dagegen zerfahren: viele Einzelaktionen, unpräzise Pässe und Flanken, Gefahr nur vereinzelt bei "Schüsschen" von Klara Bühl (8.) und Jule Brandt (24.). Erst nach dem Gwinn-Verletzungsschock kam das DFB-Team besser in die Partie, fast, als hätte sich die Elf auf dem St. Gallener Rasen auf ein "Jetzt erst recht" eingeschworen.
Im Video: Die Tore des Spiels
Lea Schüller (Mitte) und DFB-Frauen nach dem 2:0 gegen Polen
Brandt bringt die Wende
Die verfinsterte Miene von Bundestrainer Christian Wück hellte sich gelegentlich wieder auf, nach dem Seitenwechsel mischte sich dann sogar ein Hauch von Zufriedenheit ins Gesicht des Franken.
Jule Brandt sorgte, bezeichnenderweise per Einzelaktion, in der 52. Minute für die deutsche Führung. Die 22-Jährige von Olympique Lyon zog aus sechzehn Metern einfach mal ab und schickte den Ball wunderbar in den Winkel.
Es war ein Tor, das das Spiel merklich beruhigte. Deutschland nun etwas kontrollierter, endlich fanden auch Flanken gelegentlich Abnehmer. Sjoeke Nüsken (63.) und Lea Schüller (64.) vergaben zunächst noch leichtfertig. Im offenen Schlagbtausch hatte Polens Pajor bei einem weiteren Konter sogar den Ausgleich auf dem Fuß (64.).
Entscheidung durch FC-Bayern-Stürmerin Schüller
Dann klappte es bei FC-Bayern-Stürmerin Schüller im zweiten Versuch: Von der polnischen Hintermannschaft komplett allein gelassen nickte Schüller eine Flanke zum 2:0 ein (66.). Drei turbulente Minuten sorgten für die Vorentscheidung.
Zwar mühte sich Polen weiter und strahlte unverändert Gefahr bei Kontern aus. Doch die deutsche Defensive um Torfrau Ann-Katrin Berger meisterte den Ansturm souverän.
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