Im Alter von zwei Jahren kam Denise Schindler unter eine Trambahn, ein Unterschenkel musste amputiert und durch eine Prothese ersetzt werden. Trotzdem ist die heute 39-Jährige ihren eigenen Weg gegangen: Als Para-Radsportlerin holte sie fünfmal Edelmetall bei den Paralympics, dazu drei Weltmeistertitel. Heute gehört Schindler, die in Olching wohnt, der Athletenkommission des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) an.
Ehrlicher Umgang der Eltern
Im Gespräch mit Felix Neureuther & Philipp Nagel diskutiert sie über die Leistungsbereitschaft in Deutschland. Schindler merkte früh, "dass ich für gewisse Dinge mehr arbeiten und kämpfen musste, als wenn ich klassisch zwei Beine gehabt hätte."
Wichtig war auch der ehrliche Umgang der Eltern mit ihr. "Denise, du bist behindert, du musst für Dinge mehr kämpfen in deinem Leben, du musst dich mehr durchsetzen. Und so haben ich mich auf die spätere Welt vorbereitet."
Denise Schindlers steiniger Weg zur Weltspitze
Ihr Weg zur erfolgreichen Leistungssportlerin war steinig. Mit ihrem Ehrgeiz schaffte sie es an die Weltspitze: "Alles was ich mache, mache ich immer 100 Prozent oder ich mache es nicht wirklich."
Vor allem am Anfang war es schwierig: "Als eineinhalbbeinige Frau Profiradsportlerin werden zu wollen, ist ziemlich unmöglich - vor allem wegen der Finanzierung". In den ersten fünf Jahren arbeitete sie Teilzeit und hatte immer 60-70 Stunden-Wochen. "Ich habe es mir wirklich hart erkämpfen müssen, irgendwann mal wirklich, wirklich Profisportlerin zu sein," erzählt sie im Podcast.
Leistungsbereitschaft und die Kritik an der Generation Z
Für sie hat sich der Einsatz und die Leistungsbereitschaft gelohnt. Diese Leistungsbereitschaft scheint in der jetzigen Zeit verloren gegangen zu sein. Gerade der "Generation Z" wird nachgesagt, dass sie faul sei. Schindler glaubt, dass "Kinder dieser Generationen teilweise extrem unglücklich sind, weil sie nichts haben, was sie antreibt, weil sie keine Ziele haben."
Schindler: "Du musst etwas finden, dass du liebst"
Diese Generation müsste etwas finden, "das wirklich Spaß macht, das sie liebt - dann kommt sie auch in einen Flowzustand". Und sie müsse sich auch mal durchkämpfen. "Im Leistungssport ist es manchmal so, dass man wirklich nicht mehr weiter weiß, aber man kämpft sich dann durch und schafft etwas, was einen prägt." Denn: "Ein erfülltes Leben gibt dir Selbstbewusstsein," sagt Schindler über den fehlenden Antrieb der "Gen Z".
Und ergänzt: "Wenn du über das Normale hinausgehst, dann kriegst du irgendwann ein besseres Ergebnis - und im Idealfall Medaillen."
Schindler: "Der Mensch ist vergleichend"
Die fehlende Leistungsbereitschaft sei ein Problem in der gesamten Gesellschaft - nicht nur in der jüngeren Generationen. "Der Mensch ist vergleichend. Wenn er sieht, es geht ohne viel Fleiß und Stress auch anders, ist das natürlich ein Problem."
Wie Leistung und Arbeit zusammenhängen und was Denise wirklich antreibt, hört ihr in Teil 2 der Folge am 9. Juli.