Schon zwei Jahre Rezession hat Deutschland hinter sich. Und im auslaufenden Jahr reicht es nach Berechnungen des Münchner ifo-Instituts, des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Essener RWI real höchstens für ein Mini-Plus von 0,1 Prozent.
Im nächsten Jahr soll es dann etwas besser laufen. Hier liegen die Prognosen nun zwischen 0,8 und 1 Prozent Wachstum. Damit sind die Wirtschaftsforscher aber nochmals skeptischer als zuvor, das ifo-Institut hatte vor Kurzem noch mit einem Wachstum von 1,3 Prozent für 2026 gerechnet. Doch die Prognose aus dem Herbst scheint für das kommende Jahr aus vielen Gründen nicht mehr zu halten.
Wirtschaftsforscher: Schuldenbasierte Investitionen kaschieren nur die Probleme
Das von der Regierung versprochene Investitionsprogramm, das mit milliardenhohen Schulden finanziert werden soll, wird demnach der deutschen Wirtschaft deutlich weniger aus dem Tal helfen als bislang gedacht. Und es wird an den grundsätzlichen Problemen nichts ändern. Die hohen Staatsausgaben werden nur helfen, die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu kaschieren, heißt es beim IfW.
ifo: Ohne strukturelle Reformen droht weitere Erosion
Die deutsche Wirtschaft hat zuletzt deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren: zu teure Energie, zu hohe Arbeitskosten, zu viele Auflagen von der Politik. Nur Geld in die Wirtschaft zu pumpen werde langfristig nicht ausreichen, um die Produktionskapazitäten hierzulande auszuweiten, sagen die Forscher des ifo-Instituts. Sie mahnen: "Ohne strukturelle Reformen droht eine weitere Erosion des Wirtschaftsstandorts Deutschland." Die RWI-Forscher sehen das genauso: Ohne Reformen werde sich kein selbst tragender Aufschwung einstellen.
Hinzu kommen hausgemachte Probleme. Die deutsche Wirtschaft passe sich dem Strukturwandel durch Innovationen und neue Geschäftsmodelle nur langsam und kostspielig an, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Zusätzlich werden Unternehmen und Neugründungen im Besonderen durch bürokratische Hürden und eine veraltete Infrastruktur behindert."
Deutschland profitiert nicht von weltweitem Wachstum
Auch die US-Handelspolitik belastet die deutsche Exportwirtschaft demnach weiter spürbar. Die höheren Zölle dürften das Wachstum im laufenden Jahr um 0,3 Prozentpunkte dämpfen, 2026 dann sogar um 0,6 Prozentpunkte, heißt es beim ifo-Institut. Die Weltwirtschaft werde zwar von 2025 bis 2027 um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr wachsen. Die deutsche Industrie profitiere davon aber nicht, sondern verliere weiter an Wettbewerbsfähigkeit.
Die Analyse des ifo-Instituts im Video:
Nach drei Jahren Rezession und Stagnation sieht es weiterhin mau aus für die deutsche Wirtschaft.
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