Mit einem halben Jahr Vorlauf hat der Aufsichtsrat von BMW den bevorstehenden Führungswechsel für Mitte Mai bekanntgegeben. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse (61) übergibt den Chefposten an Milan Nedeljković (56). Wie viele seiner Vorgänger wurde auch Nedeljković als Produktionsvorstand auf seine Führungsaufgabe vorbereitet.
- Zum Artikel der Süddeutschen Zeitung: Milan Nedeljković - Der Neue ist schon seit 30 Jahren bei BMW (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt)
Reibungslose und effiziente Produktion entscheidend
Bei BMW ist der Produktionsvorstand der Schlüsselposten für künftige Konzernchefs. Die Münchner sind besonders stolz auf ihre flexible Produktionsweise, dank der viele Werke innerhalb weniger Tage zwischen Modellen wechseln können. So konnte man fließend umstellen, um in der Vergangenheit bereits mehr E-Autos zu bauen als Audi und Mercedes, und das zu geringeren Kosten. Denn: Wenn andere Hersteller feststellen, dass ein bestimmtes Modell weniger oder mehr gefragt ist, ist die Umstellung der Produktion meist teurer und aufwändiger.
2026 muss sich die Neue Klasse gleich bewähren
Die Neue Klasse, die mit dem iX3 jetzt als reinem Elektrofahrzeug an den Start geht, erforderte aber ein eigenes neues Werk, das Nedeljković in Ungarn mit aufbaute - mit modernster klimaschonender Produktionstechnik. Entscheidend wird nun sein, dass die Kunden, von denen viele über Jahrzehnte den Münchnern treu geblieben sind, den iX3 für einen echten BMW halten, mit dem entsprechenden Fahrgefühl.
Neues Fahrgefühl für SUV mit E-Antrieb entwickelt
Um das zu erreichen, haben die Entwickler ersten Autotests zufolge eine ganze Menge getan bei der Abstimmung des Fahrwerks. Im Grenzbereich soll sich der SUV mit Allradantrieb wie ein Sportwagen fahren. Für weniger ambitionierte Autofahrer gibt es die Neue Klasse auch nur mit Hinterradantrieb und mit kleinerer Batterie. Nach und nach wird es den iX3 in drei Größen geben.
Ausruhen auf dem Erfolg ist keine Option für BMW-Chef
Also scheint alles bestens bei BMW, könnte man meinen. Die Gewinne sprudeln, die Neue Klasse ist auf den Weg gebracht und Oliver Zipse hinterlässt seinem Nachfolger ein gut bestelltes Haus. Die Erzrivalen in Ingolstadt und Stuttgart hat man hinter sich gelassen, beim Wachstum und bei den Erträgen.
An diese Erfolge will Nedeljković nun nahtlos anknüpfen. Einziger Unterschied soll sein Führungsstil sein: Während Zipse als distanzierter Firmenchef gilt, hat Nedeljković das Image eines freundlichen und umgänglichen Teamplayers, der aber in der Sache – wie sollte es anders sein – auch hart sein kann.
Eigentümerfamilie Quandt sorgt im Hintergrund für Kontinuität
Mitten in der Autokrise hat BMW soeben im dritten Quartal seinen Gewinn verdreifacht. Davon können andere deutschen Hersteller nur träumen. Den Erfolg verdankt man auch einer sorgfältigen Planung und langfristigen Strategie, die von den Ankeraktionären der Eigentümerfamilie Quandt mitgetragen wird. Die Eigentümerfamilien von Porsche, VW und Audi – die Porsches und Piechs – sind dagegen für ihre Machtkämpfe und Streitereien bekannt, die immer wieder auch nach außen dringen.
BMW hat die Fehler von Mercedes und VW nicht gemacht
In München werden nicht so viele Fehler gemacht wie bei der Konkurrenz. BMW musste nicht die Strategie wechseln, es wurden keine Milliarden verbrannt und kein Führungsstreit offen ausgetragen, wie im VW-Konzern. Der designierte BMW-Chef Milan Nedeljković hat als Produktionsvorstand viel dazu beigetragen, dass in den Werken alles glattgelaufen ist und der Konzern auch kosteneffizient arbeitet. Das Meisterstück von Nedeljković ist das neue BMW-Werk in Ungarn, wo mit dem iX3 eine neue Klasse von Elektroautos eingeläutet wird. Und die soll zum Führungswechsel an der Konzernspitze im nächsten Jahr richtig durchstarten.
Die Entwicklung in China bleibt auch für BMW spannend
Die große Frage wird sein, ob BMW mit diesen E-Autos den Absatzrückgang in China stoppen kann, unter dem auch die anderen Hersteller leiden. In den USA, wo die Trump-Zölle die Einfuhren erschweren, ist BMW mit seinem größten Werk in Spartanburg gut aufgestellt.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

