Drei Schüler schauen zusammen auf ein Smartphone (Symbolbild)
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Psychologe hält Social-Media-Verbot an Schulen für sinnvoll

Lehrerverbände halten wenig von einem generellen Verbot von Instagram, TikTok und Co an Schulen. Verbote seien kaum umsetzbar, so die Begründung. Der Augsburger Generationenforscher und Psychologe Rüdiger Maas hält dagegen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Ein Verbot von Instagram, TikTok und Co an Schulen sei sehr sinnvoll, sagt der Augsburger Generationenforscher und Psychologe Rüdiger Maas. Mit einem Verbot, am besten bis zum 18. Geburtstag, wäre eine klare Regelung geschaffen. Es erspare Lehrern und Eltern ständige Diskussionen an den Schulen, so Maas.

Jugendtrendstudie: Jugendliche wollen Regeln für Social Media

Ein Hauptargument für seine Forderung sieht der Leiter des Augsburger Instituts für Generationenforschung [externer Link] in den Ergebnissen einer eigens durchgeführten Jugendtrendstudie. Darin haben knapp 50 Prozent der befragten Jugendlichen gesagt, dass Social Media erst ab 16 Jahren gesetzlich uneingeschränkt nutzbar sein sollte.

Zwei Drittel der befragten Jugendlichen hätten sogar den Wunsch geäußert, dass TikTok besser nie erfunden worden wäre, so der Psychologe Maas. Die Jugendlichen seien auch gefragt worden, warum sie trotz großer Ablehnung Social Media nutzen. Die häufige Antwort der Jugendlichen war laut Maas: "Die anderen nutzen es auch und ich fürchte, etwas zu verpassen." Wenn das Verbot für alle Jugendlichen gelte, hätten sie weniger Druck, etwas zu verpassen, und für spätere Generationen sei dann klar, dass Social Media erst ab 18 möglich ist, so Maas: "So wie es für uns völlig normal war, Auto erst mit 18 Jahren zu fahren."

Maas: "Analoges Lernen ist dem digitalen Lernen überlegen"

Ethikkonzepte, Fake News, Programmieren: Das wesentliche Wissen für die Digitalisierung könnte an den Schulen analog vermittelt werden, sagt Maas. Viele Studien zeigten eindeutig, dass das analoge dem digitalen Lernen immer überlegen sei, so der Augsburger Psychologe, der folgendes Beispiel anführt: Wenn an Schulen früher die Funktionsweise eines Ottomotors erklärt wurde, dann seien die Schüler deswegen auch nicht mit dem Auto des Lehrers um die Schule gefahren, so Maas.

Bundesbildungsministerin warnt vor gesundheitlichen Gefahren

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hat in der Debatte um ein Verbot von Social Media für Jugendliche vor einem erheblichen Suchtpotenzial und massiven gesundheitlichen, psychischen Störungen und Gefahren für Kinder und Jugendlichen gewarnt. Prien ist für eine gesetzlich verankerte Altersverifikation bei der Nutzung von Tiktok, Instagram und Co.

Lehrerverbände halten Social-Media-Verbot für "realitätsfern"

Ein Verbot von Tiktok und Co für junge Menschen ist nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, abzulehnen. Die Sozialen Medien seien Teil der gesellschaftlichen Realität und junge Menschen müssten lernen, sich zurechtzufinden.

Auch die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, hält ein Verbot zwar für wünschenswert, aber zugleich auch für "völlig unrealistisch", so Fleischmann im Interview der "Welt am Morgen" auf Bayern 2 Radio. Die Welt von Morgen könne man nicht durch Verbote fernhalten, vielmehr sei die Welt so, und die Kinder müsse man fit machen für die Welt von Morgen, so Fleischmann.

Auch der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands, Michael Schwägerl, sieht ein Verbot von Social Media an Schulen für nicht umsetzbar. Er kenne keine Schule, die dies bisher versucht habe oder damit sogar Erfolg gehabt hätte, so Schwägerl.

Bayerns Kultusministerium setzt auf "Lösungen vor Ort"

Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in der Welt der Sozialen Medien habe höchste Priorität, schreibt das bayerische Kultusministerium auf BR24-Anfrage. Für Grundschulen und Grundschulstufen an Förderschulen sieht die gesetzliche Regelung in Bayern laut Kultusministerium vor, dass die Nutzung digitaler Endgeräte außerhalb des Unterrichts und bei sonstigen Schulveranstaltungen generell ausgeschlossen ist.

Anders sieht es bei den weiterführenden Schulen aus. Hier können die Schulen eigene Konzepte entwickeln, "um damit auf die konkrete pädagogische Situation vor Ort einzugehen", so eine Ministeriumssprecherin. Machen die Schulen das nicht, so gilt auch hier ein generelles Handyverbot. Laut Kultusministerium findet der weitaus größte Teil des Social Media-Konsums der Jugendlichen außerhalb der Schule statt und könne nicht auf der Grundlage der Schulpflicht gesteuert werden, so das bayerische Kultusministerium auf BR24-Anfrage.

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