Unterschiedlicher könnten der FC Bayern und sein erster Gegner bei der Klub-WM, Auckland City FC, wohl kaum sein: der bayerische Traditionsverein gegen die Ozeanier. Eine über 125-jährige Fußball-Geschichte gegen das 21-jährige Bestehen des neuseeländischen Klubs. Einer der erfolgreichsten Vereine der Welt gegen die Semi-Profis. Millionengehälter gegen Aufwandsentschädigungen. Fußball-Weltstars gegen Studenten, Immobilienmakler und Verkäufer.
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Schon allein, wenn man sich die Stadien der beiden Vereine anschaut, dann wird bewusst, aus welch unterschiedlichen Fußball-Welten der FCB und Auckland City stammen: Im Fröttmaninger Stadion war in den vergangenen Wochen mit dem Champions-League-Finale und mit zwei Nations-League-Partien die Crème de la Crème des Weltfußballs zu Gast. Die Bilder der vollen, stimmungsvollen Münchner Arena gingen um die Welt. Auf dem Kiwitea-Street-Gelände, also im Heim-"Stadion" von Auckland City hingegen haben gerade mal 3.500 Zuschauer Platz. Die Vergleiche würden sich ewig so weiterspinnen lassen.
Auftaktspiel des FCB in Cincinnati
Und genau diese Unterschiede und Internationalität sollen den Charme der Klub-WM ausmachen - das erhofft sich zumindest die FIFA mit dem neuen Format. Klar ist jedenfalls schon vor den ersten Spielen: Noch nie zuvor durften sich Vereine aus Asien, Afrika, Südamerika und eben Ozeanien mit den europäischen Fußball-Hochkarätern auf einer derart großen Bühne messen. So kommt es, dass der FCB mit seinem Kader im Gesamtwert von rund 900 Millionen Euro am 15. Juni in Cincinnati auf den Auckland City FC (4,58 Millionen) trifft - kein Verein bei der Klub-WM hat weniger Marktwert.
Die Favoriten - das muss an dieser Stelle wohl kaum erwähnt werden - sind die Münchner. In der Gruppe C, in der auch die Boca Juniors aus Argentinien und SL Benfica aus Portugal vertreten sind, nehmen die Neuseeländer eine klare Außenseiter-Rolle ein.
Jonas Hofmann: Aucklands Torwarttrainer ist ein Deutscher
Zu unterschätzen sind die Navy Blues aber nicht: Der Verein blickt auf eine kurze, erfolgreiche Geschichte zurück: Auckland City FC ist neuseeländischer Rekordmeister. In den 21 Jahren seit der Gründung konnte Auckland den Titel bereits zehn Mal holen, satte 13 Mal triumphierte der Klub in der ozeanischen "Königsklasse", der OFC Champions League.
Übrigens ist auch Auckland City europäisch geprägt. Torwarttrainer ist mit Jonas Hofmann ein Deutscher, Chefcoach Albert Riera ein Spanier. Viele der Spieler haben außerdem kroatische Wurzeln. So auch der Kapitän Mario Ilich. Der 29-Jährige erklärte im Interview mit der "tz", der Verein sei klein und familiär. Die Mannschaft spiele schon lange in der aktuellen Formation und Zusammensetzung, viele von ihnen seien auch privat eng befreundet, jeden Donnerstagabend essen sie gemeinsam zu Abend.
Auch Ilich weiß um die Außenseiter-Rolle seines Teams: "Wir machen uns natürlich keine Illusionen darüber, wie schwierig es werden wird. Wir sind ein Amateur-Team, so ehrlich muss man das sagen", sagte er im "tz"-Interview.
Auckland-Kapitän arbeitet nebenher als Verkäufer
Die meisten von ihnen müssen neben ihrem Fußballer-Dasein "normalen" Jobs nachgehen. Kapitän Ilich etwa steht frühmorgens auf, um seine Sportkarriere mit seinem Job im Sales-Bereich bei einem internationalen Getränkehersteller unter einen Hut zu bekommen. Der Stürmer Angus Kilkolly muss sich von seiner Tätigkeit als Projektmanager bei einer Malerei extra freistellen lassen, um zur Klub-WM reisen zu können.
Bekannt ist von den Auckland-City-Spielern keiner, für ihre Verhältnisse stechen spielerisch lediglich Adam Mitchell, Nathan Lobo oder Kapitän Ilich heraus. Der Fußball hat in Neuseeland generell einen viel kleineren Stellenwert als in Deutschland. Der Inselstaat definiert sich sportlich gesehen hauptsächlich über seine starken Rugby-Spieler - sie sind es, die Titelblätter zieren und Millionen von Followern auf Instagram haben. Die meisten Spieler des Auckland City FC hingegen haben nicht mal öffentliche Social-Media-Profile.
Auckland-Spieler freuen sich auf Thomas Müller
FC Bayern gegen Auckland City FC ist also auch ein Duell zwischen Weltstars und Normalos. "Viele der Spieler freuen sich ganz besonders auf das Aufeinandertreffen mit Thomas Müller. Er ist eine Ikone des FC Bayern und eine absolute Legende des Weltfußballs. Es wird für uns unfassbar sein, gegen ihn zu spielen", sagt Kapitän Ilich der "tz". Ein paar seiner Kollegen würden demnach auch versuchen wollen, sein Trikot zu ergattern.
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