Der Ton für 2025 wurde gleich zu Jahresanfang gesetzt: Mit Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump entwickeln sich die USA zum unberechenbaren Handelspartner. Die bayerische Wirtschaft setzt das unter Druck, denn die USA sind ihr wichtigstes Exportland.
Trumps Zollpläne: Schockmoment für viele bayerische Firmen
Was das etwa für Start-ups bedeutet, zeigt das Beispiel von Quantum Diamonds: Kevin Berghoff hat das Unternehmen zusammen mit jungen Wissenschaftlern der Technischen Universität München gegründet. Auf einem ehemaligen Siemens-Gelände in München sollen bald Spezialgeräte für die Halbleiterindustrie gebaut werden.
Doch Anfang 2025 stand die Produktion auf der Kippe, vor allem wegen der US-Zollpläne. Die Firmengründer standen vor der Frage: Bayern oder USA? Wäre aus den USA das Signal gekommen, vor Ort produzieren zu müssen, hätte Quantum Diamonds Deutschland wohl den Rücken kehren müssen. Der Markt in den USA sei "zu groß, als dass wir ihn abschreiben können", erklärte Berghoff. Gerade dort sind die Anlagen des jungen Start-ups extrem gefragt, mit denen Halbleiter quasi durchleuchtet und Stromflüsse sichtbar gemacht werden können.
Doch die Zollpolitik der USA war nicht das einzige Problem, mit dem bayerische Unternehmen im Jahr 2025 zu kämpfen hatten – und führt direkt zur Firma Bechtold aus Weilheim in Oberbayern.
Bechtold in Weilheim: Kurzarbeit trotz voller Auftragsbücher
Deren Auftragslage ist eigentlich gut. Dennoch sind die Mitarbeiter seit November in Kurzarbeit. Man habe einen "historisch hohen Auftragsrahmenbestand", bestätigt Betriebsleiter Florian Krichenbauer. "Es sind viele Projekte in der Pipeline, aber alle warten auf den Startschuss."
So hat der Mittelständler, der verschiedene Produkte aus Blech herstellt, neue Rahmenverträge mit Rüstungsunternehmen geschlossen. Über mehrere Jahre sollen Teile geliefert werden. Doch mit konkreten Bestellungen lässt sich die Rüstungsindustrie Zeit. Denn auch sie hat noch kein endgültiges "Go" der Bundesregierung: Zwar sind mit dem sogenannten Sondervermögen große Investitionen des Staates geplant, aber bei der Wirtschaft kommt bisher wenig an.
IHK-Hauptgeschäftsführer Gößl: "Zustand wie zum Jahresanfang"
Das sei auch nicht zu erwarten gewesen, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Denn die Umsetzung solcher Großprogramme brauche Zeit. Vieles müsse mit Brüssel abgestimmt werden. "Aber wir sehen jetzt die Dinge, die konkret werden", fügt Brossardt hinzu.
Inzwischen glaube niemand mehr an den Herbst der Reformen, kritisiert Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK). "Wir haben jetzt wieder einen Zustand, wie wir ihn schon zum Jahresanfang hatten. Skepsis in der Wirtschaft, Stagnation, keine Anzeichen von Aufschwung", so Gößl.
Immerhin: Die jungen Gründer um Berghoff von Quantum Diamonds können inzwischen aufatmen und in Deutschland bleiben. Denn ihr Produkt wird in den USA dringend gebraucht und ist deswegen von den neuen Zöllen ausgenommen. Das Unternehmen will nun über 150 Millionen Euro in München investieren, bald sollen 50 neue Arbeitsplätze entstehen.
Bürokratie bleibt Hindernis für Wirtschaftsaufschwung
Die Bürokratie macht dem Start-up allerdings weiterhin zu schaffen. Zum Beispiel, wenn sie weltweit Spezialisten gewinnen und für diese zeitnah Visa bekommen möchte. "Noch vollkommen ungelöst ist die Frage, wie wir tatsächlich effizient Bürokratie abbauen", sagt Brossardt. "Wir reden seit Jahrzehnten darüber. Aber wir sind immer starrer geworden."
Auch bei Siemens sieht man die strengen Vorgaben seitens der EU kritisch, vor allem was die Anwendung der Künstlichen Intelligenz (KI) betrifft. Die Konkurrenz in anderen Regionen der Welt hat es da leichter. Investitionen in KI fänden an der US-Westküste statt, nicht in Europa, "weil wir überregulieren und nicht die Geschwindigkeit aufnehmen können, die wir brauchen", mahnt Siemens-Vorstandschef Roland Busch.
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